Album der Woche Grizzly Bear – Painted Ruins

Album der Woche Grizzly Bear – Painted Ruins

Es fällt schwer, den Titel des neuen Grizzly Bear Albums nicht als apokalyptische Post-Trump-Dystopie zu lesen. Während der amtierende Präsident aktuell mit vergifteter Rhetorik die Alt-Right Bewegung befeuert oder mit der nuklearen Eskalation droht, bereitet sich das Quartett aus Brooklyn scheinbar schon mal auf eine Reconstruction-Era 2.0 vor und liefert dabei den Soundtrack zum kollektiven Ruinenbemalen.

Dabei sind Grizzly Bear im Grunde gar keine dezidiert politische Band. Zwar unterstützten sie im letztjährigen Wahlkampf mit Live-Auftritten den demokratischen Beinahe-Kandidaten Bernie Sanders, die Texte auf “Painted Ruins” scheuen jedoch explizite Statements zur politischen Lage. Der Fokus der Platte liegt – wie auch schon auf den vorangegangenen Alben der Band – auf ihrem musikalischen Facettenreichtum.

Allen voran Schlagzeuger Christopher Bear (kein Pseudonym), der mit der Präzision und Virtuosität eines Jazz-Drummers die Energie des Post-Punks heraufbeschwört, wirkt als Katalysator dieser waghalsigen Musik zwischen Psychedelic-Pop, HipHop und pastoralem Folk. Bassist Chris Taylor verbindet die Soundideen seiner Bandkollegen wie gewohnt mit sphärischen Holzbläserarrangements, bis man sich fragt: Sind das noch Songs oder schon Soundscapes? Egal – es ist auf jedenfalls das Komplexeste, was zeitgenössische Popmusik in Bandformation derzeit zu bieten hat. In Zeiten der banalen Gut-gegen-Böse-Polemik des Präsidenten wirkt diese Komplexität dann auf einmal doch sehr politisch.

von Julian Tröndle

Lust auf mehr? Hier geht’s zu allen Alben der Woche!
Mehr zur Platte erfahrt ihr am Dienstag, 22.08.2017, ab 19 Uhr im Soundcheck

Mehr zu Grizzly Bear

Autoren:
Veröffentlicht am 22. August 2017

Empfohlene Artikel