Zwischen Meckern und Mähen

Zwischen Meckern und Mähen

„Cindy, Marit“, ruft Ann-Kathrin Klotz. Als Antwort ertönt ein Mäh aus dem Wald. Fünf schwarz-, braun- und weißgefleckte Tauernscheckenziegen kommen aus dem Wald getrabt, gefolgt von drei Waldschafen. Seit April 2017 leben die Tiere auf der ein Hektar großen Weide am Schlossberg und sollen der Lehre dienen.

Das Beweidungsprojekt am Schlossberg von Nicolas Schoof und Ann-Kathrin Klotz ist aus Lehrforschungsgründen entstanden. „Ich möchte mit dem Beweidungsprojekt Studenten das System einer Weide näher bringen, wie zum Beispiel die Veränderung der Vegetation und Insektenfauna“, erklärt Nicolas Schoof, Gründer der Projektidee und Doktorand an der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen der Uni Freiburg.

Außerdem wollen die beiden mit dem Projekt zeigen, was durch wachsende Massentierhaltung und zurückgehende naturnahe Weidewirtschaft für die Gesellschaft verloren geht. Das Projektteam nutzt die in den Wald ragende Weide landwirtschaftlich und möchte gleichzeitig etwas zum Naturschutz beitragen. Denn auch die Rasse der Ziegen und Schafe haben sie bewusst gewählt, da diese vom Aussterben bedroht seien. Diese beiden Tierarten ergeben eine perfekte Kombination für das Beweidungsprojekt, sagt Schoof, da Ziegen eher Laub und Schafe Gras fressen. „Sie ähneln sich zwar, haben aber eine unterschiedliche Auswirkung auf Flora und Fauna.“

Kein Streichelzoo

Wieso am Schlossberg? Das Grundstück gehört zur Fortbildungs-Akademie des Deutschen Caritasverbandes. Hier sind nur 20 Prozent des Geländes bebaut und Dr. Dirk Sichelschmidt, stellvertretender Direktor der Fortbildungs-Akademie des Deutschen Caritasverbandes, sah mehr Potential in dem Stück Fläche, als einfach nur einen Park – was es zuvor war.

„Die Anfrage von Nicolas kam uns gerade gelegen und wir haben gemeinsam überlegt, wie man das Beweidungsprojekt am besten umsetzen kann“, sagt Sichelschmidt. Mit dem Projekt wollen sie jedoch keinen Streichelzoo eröffnen, weshalb die Tiere größtenteils nur vom Wanderweg aus beobachtet werden können. Von den Gästen bekäme die Caritas eine sehr positive Rückmeldung bezüglich der Tiere. „Es ist wie eine Attraktion“, sagt Sichelschmidt. „Und außerdem sparen wir uns die Kosten für das Rasenmähen.“ Bis circa Oktober sind die Tiere noch auf der Weide, über den Winter nimmt sie dann ein Schäfer in Freiburg auf.

Studierende können helfen

Geplant sei, dass Studierende im Rahmen eines Moduls der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen Untersuchungen an der Weide durchführen können, sagt Schoof. „Die Studenten können ein Semester lang an der Weide mitarbeiten und die Tiere pflegen.“ Vorerst sei das Beweidungsprojekt nur für Studierende der Fakultät für Umwelt und Natürliche Ressourcen gedacht.

Momentan kümmern sich Nicolas Schoof und Ann-Kathrin Klotz, Heilpädagogin in einer Kita in Weingarten, noch alleine um die Ziegen und Schafe – und das täglich, immer abwechselnd.

Als langjähriges Projekt geplant

In der Heilpädagogik werde die Arbeit mit Tieren immer beliebter, da diese einen positiven Einfluss auf Menschen haben, sagt Klotz. Aus diesem Grund und weil die Projektgründer und die Projektgründerin die Interaktion zwischen Mensch und Tier stärken wollen, möchten sie in Zukunft Kindern mit Handicap Spaziergänge mit den Tieren anbieten. „Wir haben schon erste Spazier-Versuche mit den Tieren gestartet, die sind jedoch gescheitert – das muss eben trainiert werden“, sagt Klotz.

Außerdem möchten Nicolas Schoof und Ann-Kathrin Klotz das Beweidungsprojekt auf andere Flächen ausweiten. Trotz der weiteren Pläne für die Zukunft, soll die Weide auf dem Schlossberg ein landwirtschaftliches Naturschutzprojekt bleiben.

Zwischen Schafen und Ziegen auf dem Schlossberg

Zum Vergrößern der Bilder bitte anklicken.

Info

Die Weide befindet sich am Schlossberg auf dem Gelände der Fortbildungs-Akademie des Deutschen Caritasverbandes, Wintererstraße 17 und kann dort von jedem besichtigt werden.

Fotos: Jasmin Bergmann
Veröffentlicht am 24. August 2017

Empfohlene Artikel