Harte Sprache, hartes Brot

Harte Sprache, hartes Brot

Asiatische Studierende sind auf dem Campus zahlreich vertreten. 
Gerade Chinesinnen und Chinesen haben eine große Vorliebe für deutsche Universitäten. Im Wintersemester 2015/16 studierten deutschlandweit knapp 30.000. Was gefällt ihnen an Deutschland – und was nicht? Und was kann die Einführung der Studiengebühren für sie bedeuten?

„Deutschland hat einen sehr guten Ruf in China“, sagt Yani Guo, Projektkoordinatorin für Asien im Internationalen Club des Studierendenwerks Freiburg-Schwarzwald. Von den 4.300 Internationalen Studierenden in Freiburg seien ein Viertel Chinesen. Sie selbst ist geborene Chinesin und weiß daher, wie wichtig gute Karrierechancen in ihrer Heimat sind. Diese lassen sich mit einem Auslandsstudium bestens ausbauen. Als eines der wirtschaftsstärksten Länder, sei Deutschland eine gute Partie für ihre jungen Landsleute.

Yaoliang Ma, Politikwissenschaftsstudent im zweiten Semester, sieht in Deutschland eher ein geschichtliches Wunder. „Deutschland hat zweimal im Weltkrieg verloren und hat sich trotzdem so schnell entwickelt“, sagt Yaoliang. Außerdem stehe Deutschland, im Gegensatz zu anderen Ländern, zu seiner Geschichte. Dass Deutsche allerdings pünktlich seien, sei zwar nur in chinesischen Lehrbüchern der Fall, dafür seien sie aber äußerst nett und qualifiziert, hat Yaoliang festgestellt. Um die deutsche Kultur besser kennenzulernen, lerne er jeden Tag, von 10 Uhr morgens bis 10 Uhr abends, deutsch. Durch die schwere Grammatik und die ungewohnten Laute, dauere es lange sich die Sprache anzueignen.

Meist gehen die angehenden Studierenden für ein Jahr auf eine Sprachschule, bevor sie ihr Studium beginnen. So auch Wenxin Huang, Sinologiestudentin im zweiten Semester. Mehrere Monate hat sie geübt um das „R“ rollen zu können. Ihre deutschen Lieblingswörter: Regen, Reise und Reis.

„Die Sprache ist so hart wie das Brot hier“, sagt sie lachend. Das Brot in China sei viel weicher und süßer. Allgemein scheint das Essen in Deutschland eher abschreckend als anziehend zu sein. „Normalerweise finden Chinesen das deutsche Essen schrecklich“, gesteht Projektkoordinatorin Guo. Es sei oftmals viel zu schwer und ungewohnt. Auch die chinesischen Restaurants in Deutschland werden dem heimischen Standard nicht gerecht. Geboten werde dort eher ein Mix aus deutscher Essgewohnheit und chinesischen Speisen.

Sprachkenntnisse sind das A und O

„Ich bin der einzige Asiate in meinem Studiengang“, berichtet Yaoliang. Es sei schwierig, ohne gute Sprachkenntnisse, Kontakt zu Kommilitoninnen und Kommilitonen aufzunehmen. In ihrer Freizeit unternehmen die asiatischen Studierenden deshalb viel mit ihren Landsleuten. Yani Guo sieht das aber als großes Problem: „Viele chinesische Studenten bleiben unter sich. Freunde aus der Heimat sind zwar wichtig, aber die Chinesen sollten mehr aus sich herauskommen.“

Durch ihre Sprachprobleme, trauen sich viele Chinesinnen und Chinesen nicht, die deutschen Kommilitoninnen und Kommilitonen anzusprechen. Ein tausendmal wiederholtes „Ja ich bin Chinese“ und „Ja mir geht es gut“ bringe niemanden weiter, sagt Guo. Um dem entgegenzuwirken, empfiehlt sie Nebenjobs. Dadurch können die Studierenden ein Gefühl für den deutschen Alltag und die Sprache entwickeln und sich so gleich viel heimischer fühlen.

Wenxin arbeitet bereits in der Fachschaft für Sinologie und hat auch ihren Freund im Chinesischunterricht kennengelernt. Sie hat sehr viel Freude daran, mit den Menschen in der Fachschaft zu sprechen.

Keine Zukunft für chinesische Studierende in Deutschland?

Bald könnte sich dieser Austausch der Kulturen jedoch drastisch verringern. Ab dem Wintersemester 2017/18 sollen ausländische Studierende in Baden-Württemberg 1.500 Euro Semestergebühren bezahlen.

„Wenn das passiert werde ich nicht hier bleiben“, sagt Yaoliang. Mit einem Uniwechsel, innerhalb Deutschlands, möchte der junge Chinese ein Zeichen gegen diese Entscheidung setzen. Viele seiner Freunde aus China werden ebenfalls nicht mehr nach Baden-Württemberg kommen, da das kostenfreie Studieren für sie ein wichtiger Grund für ein Studium in Deutschland sei. Yaoliang befürchtet, dass es bald keine chinesischen Studierenden mehr in Deutschland geben wird, sollten mehrere Bundesländer diesen Weg gehen.

Yani Guo macht sich darum weniger Sorgen. Durch die lang praktizierte Ein-Kind-Politik in China haben die Eltern ein großes Interesse an guter Bildung und scheuen dafür keine Kosten. Aber: „Natürlich ist es schöner, wenn man ein kostenfreies Studium genießen kann.”

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7 Dinge, die du noch nicht über asiatisches Essen wusstest

Musik: “The Forest” von Cooper Moore

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Travel is the only thing you buy that makes you richer. Warum also nicht die Chance eines Auslandssemesters nutzen, um an den Herausforderungen und gesammelten Erfahrungen zu wachsen? Welche Hürden bringt zum Beispiel ein China-Aufenthalt mit sich? Welche Erlebnisse bleiben für die Ewigkeit?

Info

Am 9.10.2017 findet ab 20.30 Uhr die „Internationale Karaoke Party“ des Internationalen Clubs statt. Bei dieser kostenlosen Veranstaltung gibt es sowohl eine Stadtführung, als auch einen Infoabend auf Chinesisch. Anschließend findet um 21.30 Uhr in der MensaBar eine Karaokeparty statt, auf der ihr mit internationalen Studierenden um die Wette singen könnt – denn nichts verbindet besser als Musik!

Infos zur Veranstaltung gibts beim Studierendenwerk

Eine Gemeinschaftsproduktion von Jana Madlener (Foto), Annika Stibitzky und Melanie Weißmann  im Rahmen des Seminars „Einführung in den crossmedialen Journalismus“ für Studierende der Medienkulturwissenschaft.

Seminarleitung, Redaktion: Silvia Cavallucci, Ragna Plaehn, Horst Hildbrand.

Veröffentlicht am 5. September 2017

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