Album der Woche: WAND – Plum

Album der Woche: WAND – Plum

Als die Band WAND am diesjährigen Maifeld Derby die Bühne betrat, war ich mir ziemlich sicher, ich hätte mich in der Venue geirrt. Angekündigt war ein experimentelles Psychedelic-Rock-Projekt aus LA. Doch anstatt langhaariger Nerds schnallte sich dort ein Mann die Gitarre um, den man spontan eher dem O.C. California Cast zugerechnet hätte als der verdrogten Garage-Rock-Szene der Westküste. Während die weiblichen Besucher um mich herum noch eindrucksvoll unterstrichen, dass Objektivierung im Pop kein Phänomen darstellt, mit dem ausschließlich Frauen zu kämpfen haben, starteten WAND ein Noise-Gewitter, das sexistisches Getuschel augenblicklich unter sich begrub.

Doch nicht nur optisch grenzen sich WAND von geistesverwandten Acts wie Ty Segall oder den Thee Oh Sees ab. Cory Hanson, der Frontmann der Band, beherrscht neben ekstatischem Gitarren-Geschrammel nämlich auch das reduzierte Songwriting des Eigenbrötler-Folks. Dies hatte er vergangenes Jahr bereits mit seinem Solo-Debut “The Unknown Capitalist From Limbo” bewiesen. Jene Ausflüge in die unverzerrte Melancholie hat er nun mit WAND unerwartet stringent in einen Bandkontext überführt. Das Ergebnis sind dynamische Songs wie “Bee Karma”, in dem sich brachiale Riffs und reduzierte Slowcore-Passagen elegant die Klinke in die Hand geben.

Mit “Plum”, ihrem vierten Longplayer innerhalb von nur drei Jahren, bleiben WAND einer der freigeistigsten Vertreter ihrer Heimatszene LAs – Ein Album als erfrischender Genre-Bastard zwischen Psych-Rock, Prog, Jazz und Folk (die Liste ließe sich einigermaßen beliebig fortsetzen). Und so absurd es auch klingen mag – hinter so manch schräger Idee lauern dann sogar seltsam poppige Ansätze. Man sollte also gar nicht versuchen, dieses grenzenlose Referenz-Gewirr zu decodieren. Eine klare Etikettierbarkeit sucht man besser woanders. WAND lassen ihre Hörer lieber wohlig verwirrt zurück.

von Julian Tröndle

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Mehr zur Platte erfahrt ihr am Dienstag, 03.10.2017, ab 20.00 Uhr

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Veröffentlicht am 3. Oktober 2017

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