Album der Woche: Wooden Arms – Trick Of The Light

Album der Woche: Wooden Arms – Trick Of The Light

Never change a winning team! Was für Bands, die den Nachfolger für das gefeierte Debütalbum schreiben gilt, gilt genauso für Genres. Bis auf wenige Ausnahmen wie Bon Iver hat sich seit Jahren kaum ein Künstler getraut, das angestaube Erfolgrezept des Indie-Folks ernsthaft in Frage zu stellen. Westerngitarren, (sparsame) Banjos, mehrstimmiger Gesang – so einfach, so erfolgreich. Es braucht Chuzpe, dieses Erfolgsrezept über Bord zu werfen. Das hält die britische Newcomerband Wooden Arms jedoch nicht davon ab, auf ihrem Debüt “Trick Of The Light” genau das zu tun. 

Das Quintett scheint sich bei ihrem Debüt auf die Fahnen geschrieben zu haben, sich der Illusion hinzugeben, es hätte so etwas wie Musikgenres nie gegeben. Mit erstaunlicher Selbstverständlichkeit und einer für ein Debüt beeindruckenden technischen Präzision tanzen die vier Briten zwischen Trip-Hop á la Portishead, britischem Indie und Folk, der geradezu isländisch daherkommt. Das Ganze wirkt wesentlich organischer, als es klingt. Es stellt sich nicht die Frage, wieso ein mehrstimmiger Folk-Break nach einer Hip-Hop-Variation kommt, es stellt sich eher die Frage, wieso das nicht Industriestandard ist. 

Was “Trick Of The Light” allerdings von einem mutigen zu einem außergewöhnlichen Album werden lässt, ist der Einsatz klassischer Instrumente, Rhytmus- & Harmoniefiguren. Wo sich Trip-Hop, Indie und Folk noch zufällig treffen könnten bricht Klassik endgültig mit allem Altbekannten. Gerade der Song “Cole Porter” deutet an, wie phänomenal es klingen kann, wenn das eigentlich schon totgeglaube Konzept “Klassik trifft auf Pop” gut umgesetzt wird. Wooden Arms sind noch am Anfang ihrer Karriere, das merkt man dem Album stellenweise auch noch an. Aber das, was da in den Kinderschuhen steckt, ist ein Versprechen auf eine spannende Zukunft.

von Maximilian Heß

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Mehr zur Platte erfahrt ihr am Dienstag, 24.10.2017, ab 19.00 Uhr

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Veröffentlicht am 25. Oktober 2017

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