Freiburg geht auf Spurensuche

Freiburg geht auf Spurensuche

Von Oktober bis Ende November 2017 dreht sich in Freiburg alles um Kandinsky, Bauhaus, Umerziehung, Massenmord, Blut und Tränen. In der ganzen Stadt erwecken Theater, Orchester, Kino und Uni das Russland der 20er und 30er Jahre zum Leben.

Eine ganze Stadt widmet sich einem Thema: Der Russischen Revolution. Denn Freiburg hat wie kein anderer Ort in Deutschland eine besonders weit zurückreichende Verbindung mit Russland. Hier finden sich noch heute Spuren der Russischen Revolution und der gemeinsamen Vergangenheit. Ab dem 12. Oktober geht die ganze Stadt auf Spurensuche – Spuren der Russischen Revolution im Jahr 2017.

„Modeperformance und Kunstinterventionen“, „Schostakowitsch. Film und Konzert“, Gastspiel des Theaters Baltic House St. Petersburg „Stalin. Nacht“, „Kunst der Revolution – Revolution der Kunst“, Filmplakate der Russischen Avantgarde, „Revolutionsparty! Russendisko zum Jahrestag der Großen Oktoberrevolution“ – das ist nur eine kleine Auswahl der Veranstaltungen, die Freiburg während der Russischen Kulturtage 2017 erwarten.

Über 20 wissenschaftliche und künstlerische Einrichtungen aus ganz Freiburg haben unter der Leitung des Zwetajewa-Zentrums, das an der Uni Freiburg angesiedelt ist, ein Programm mit über 100 Veranstaltungen zusammengestellt. Und es hätten noch viel mehr werden können. „Die Ideen sind so gesprudelt, dass wir irgendwann den Sack zumachen mussten“, sagt die Leiterin des Projekts Slawistik-Professorin Elisabeth Cheauré. Gefördert wird das Projekt mit mehr als 220.000 Euro durch die Kulturstiftung des Bundes.

Russland in Freiburg

Der Freiburger Oberbürgermeister Dieter Salomon war überrascht über das, was er vor fünf Jahren von Dr. Jekaterina Genijewa erfuhr. Die mittlerweile verstorbene Leiterin der Allrussischen Staatlichen Bibliothek für ausländische Literatur in Moskau erzählte ihm, dass Ende des 19. Jahrhunderts eine große Zahl russischer Intellektueller nach Freiburg kam. Bekannte Persönlichkeiten wie Marina Zwetajewa, Maxim Gorki und Anton Tschechow hielten sich in Freiburg auf und sollen Deutschland und vor allem Freiburg sehr geliebt haben.

Angeregt durch diese Begegnung und nach einem Besuch Salomons und Freiburger Kulturschaffender in Moskau hat sich die Stadt Freiburg an der Gründung des Zwetajewa-Zentrums beteiligt. OB Salomon freut sich über das umfangreiche Programm der Kulturtage, denn es sei „wichtig, diese kulturellen Verbindungen aufrechtzuerhalten – gerade in Zeiten, in denen die Beziehungen zwischen Deutschland und Russland auf einem Tiefpunkt sind“.

Die Anziehungskraft Freiburgs

Worin bestand diese große Anziehungskraft von Freiburg für russische Intellektuelle? Elisabeth Cheauré, die auch Vorsitzende des Zwetajewa-Zentrums ist, betont die Rolle der Universität, die vor allem durch die Bereiche Philosophie und Medizin von großer Bekanntheit und Bedeutung in Russland war. Auch die Nähe zu Baden-Baden als Kultur-Hochburg und der Schweiz, die ein ebenso attraktives Ziel für viele Russen darstellte, waren Gründe für die Popularität Freiburgs. So kam es zu einem regen Austausch zwischen russischen und deutschen Wissenschaftlern und Intellektuellen.

Auch der Russische Chor in Freiburg, der mittlerweile seit 87 Jahren besteht und immer noch in denselben Räumen probt, wurde von einem russischen Emigranten gegründet: Alexander Kresling war in den Wirren der Oktoberrevolution nach Freiburg gekommen.

Am 16. Oktober 2017 werden die Russischen Kulturtage offiziell eröffnet, und zwar mit der Ausstellung „Der Kommunismus in seinem Zeitalter“ im Uniseum sowie mit der Ringvorlesung „Epochenjahr 1917“ des Historischen Seminars an der Universität Freiburg. Ein Höhepunkt des Programms ist die Ausstellung „Letze Botschaften. Briefe von Vätern aus dem Gulag“ im Foyer der UB Freiburg ab dem 26. Oktober 2017.

Auch uniCROSS wird das Programm der Russischen Kulturtage begleiten. Die Beiträge sollen in einer crossmedialen Themenwoche auf der Website von uniCROSS veröffentlicht werden – crossmedial, das heißt in Text, Bild und Ton.

Info

Was? Russische Kulturtage Freiburg 2017

Wann? 12. Oktober – 30. November 2017

Wo? In ganz Freiburg – zum Beispiel in der UB Freiburg, dem Stadttheater, dem Theater im Marienbad …, in Museen und anderen kulturellen Einrichtungen

Highlights?

Modeperformance – eigens für die Russischen Kulturtage wurden Repliken avantgardistischer Mode produziert, die bei verschiedenen Veranstaltungen präsentiert werden wie zum Beispiel bei der Eröffnung der Russischen Kulturtage am 16.10.2017.

Ausstellung „Letzte Botschaften. Briefe aus dem Gulag“ in der UB Freiburg.

Party „Russendisko“ in der Mensabar.

Street-Art-Projekt von Igor Ponosov, Eröffnung am 21.10.2017.

Programm:

Das ganze Programm der Russischen Kulturtage lässt sich in diesem Kalender nachlesen.

Das Programmheft bietet genauere Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen.

Zwetajewa-Zentrum:

Zur Website der neu gegründeten Zwetajewa-Zentrum der Uni Freiburg geht es hier.

Eindrücke von der Pressekonferenz zu den Russischen Kulturtagen 2017

Fotos: Annkatrin Blessing

Veröffentlicht am 13. Oktober 2017

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