Für Dominique Dillon de Byington alias Dillon ist das Songtexten, wie sie es nennt, “eine freiwillige Tortur.” Diese Aussage haftete auch ihrem zweiten Album “The Unknown” an, bei dessen Produktion sie mit einer Schreibblockade kämpfte und das viel skizzenhafter wirkte als ihr erste indie-girl-emohafte “This silence kills”. Mit ihrem neuen Album “Kind” schließt sie mit beidem ab und schafft es mit scheinbarer Leichtigkeit sich neu zu definieren.
In insgesamt zehn Songs reitet Dillon auf ihrer brüchig-melancholischen Stimme durch die große Themen Selbstbehauptung, Liebe und Wachstum, wobei gerade die Frage “How tall will I grow” des Openers und Titelstücks “Kind” sich wie ein Maßstab auf das ganze Album legen lässt. Im Wechsel mit Tocotronics Sänger Dirk von Lowtzow erschließen sich beide die Welt.
„Te Procuro“ und „The Present“, zwei Songs in der Mitte des Albums der Deutsch-Brasilianerin, lassen Dillon ungewöhnlich nackt erscheinen. Mit dem Smartphone aufgenommen, sind sie noch weit minimalistischer als der Rest des Albums. Während ersteres verbunden mit Klavierbegleitung kaum an Intimität und Intensität zu übertreffen ist, kommt “The Present” ganz ohne Unterstützung aus. Nie wirkte Dillon zerbrechlicher und gleichzeitig so mutig.
Überzeugend sind die selbstprogrammierten Elektrobeats, die es in Kombination mit Dillons Stimme schaffen, dem Album eine abstrakte, elektronische Tiefe zu geben. Dabei hätten es die vielleicht etwas zu dick aufgetragenen, fast majestetisch anmutenden Bläserarrangements, wie in “Stem & Leaf”, garnicht gebraucht.
Wo es am Anfang noch Dirk von Lowtzow braucht, um ihr die Welt zu erklären, scheint sie es im Closer des Albums “2. Kind” verinnerlicht zu haben. Mit selbstbewussten Rave-Signalen im Hintergrund singt sie: “Time has come to show how tall I can grow“. Beim nächsten Messen am Türrahmen, kann sie ihren Strich auf jedenfall ein ordentliches Stück höher setzen.
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Mehr zur Platte erfahrt ihr am Dienstag, 14.11.2017, ab 19.00 Uhr
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