Album der Woche: Liima – 1982

Album der Woche: Liima – 1982

Wenn sich Avantgarde, 8-Bit-Nostalgie und Popmusik treffen, entsteht dabei oft etwas Lustiges, selten aber etwas wirklich Schönes. Von den Vaporwave-Weirdos der frühen 2010er mal abgesehen, hat es kaum eine Band geschafft, die Ästhetik der frühen 8 Bit-Videospiele mit zeitgemäßer Popmusik zu verflechten. Wie sollte das denn auch klingen? Eine ziemlich beeindruckende Antwort auf diese Frage liefert 1982, die neue Platte der skandinavischen Band Liima.

Der titelgebende Opener “1982” macht gleich zu Anfang des Albums klar, wo die musikalische Reise hingehen soll. Über weite Snythie-Flächen schmiegt sich eine Lead-Melodie deren kompositorische Einfachkeit und deren Klangästhetik das Gefühl vermitteln, man höre gerade die Titelmelodie eines Videospiels über ein Raumschiff, das durch das All fliegt und dabei absolut nichts erlebt. Das klingt auch ganz schön merkwürdig, keine Frage, aber einen gewissen Hang zur Exzentrik hat das Quartett bereits früher bewiesen. Schließlich waren alle vier Musiker von Liima zuvor Mitglieder des finnischen Avantgarde-Pop-Projekts Efterklang. 

Wer jetzt allerdings glaubt, Liima sei nur das elektronische Nebenprojekt von vier bereits etablierten Musikern, ignoriert die beeindruckende musikalische Eigenständigkeit von 1982. Dem Album gelingt es, eine wundervoll nostalgische Atmosphäre zu schaffen und diese mit Texten über Einsamkeit, kleine und große Gefühle und Träumerei zu verdichten. 1982 ist kein klassisches Popalbum. Es ist vielmehr eine Rückblende in eine Zeit, in der das Wichtigste in deinem Leben deine 18 Pixel große Spielfigur war, begleitet von einem Erzähler, der erstaunlich gut weiß, was du heute bei diesem Anblick fühlst.

von Maximilian Heß

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Mehr zur Platte erfahrt ihr am Dienstag, 07.11.2017, ab 19.00 Uhr

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Veröffentlicht am 6. November 2017

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