Nachdem sich die Brüder Liam und Noel Gallagher 2009 aus ihrer gemeinsamen Zeit bei Oasis verabschiedet haben, stehen sie nun vor allem wegen kindischer Streitereien im Fokus. „Du Kartoffel“ und „Du bist ein Fall für den Arzt“ sind nur kleinere Szenen, bei denen man sich so sehr ein elterliches Korrektiv wünscht. Schade eigentlich – erschaffen beide doch seit ihrer Trennung musikalisch durchaus anständige Alben. Eines davon ist Who built the moon?, das neue Album Noel Gallaghers, das wie ein Hakenschlag im Vergleich zur Oasis-Zeit daherkommt.

Unerwartet entschieden distanziert sich Gallagher von seiner Britpop-Zeit und weicht in Soul, Psychedelic und Funk aus. Dabei umgeht er fast schon spielerisch festgefahrene Erwartungen und Trademarks. Sein Tempo upbeat, stimmlich immer nach vorne pressend, zwischendurch sogar mit Elektronik angereicherten Pop-Elementen, wie in „It´s a beautiful World“.

Wer auf die großen Balladenmomente Gallaghers wartet, wird sich in Who built the Moon? nicht wiederfinden. Noel erschafft lieber psychodelische Momente, wie in “She taught me how to fly“ und erfindet sich und seine Band gleich im nächsten Song „Be careful what you wish for“ als Blues-Band neu.

Ein wirkliches Konzept ist in dem Album nicht zu finden, zu viel wechselt Noel zwischen den Stilen. Aber vielleicht war es genau das, was er zeigen wollte: „Ich will neues“, „ich kann neues“. Der Stilmix gipfelt in „The Man who built The Moon“, das gesanglich an alte Zeiten erinnert, aber dann doch an der Ballade vorbeirutscht, da schräges Synthi und rotziges Schlagzeug, fast schon gezwungen, das Ruder doch noch rumreißen.

Ob Noel Gallagher mit seiner schrittweisen Neuerfindung immer richtig liegt, darüber lässt sich streiten. Man muss ihm aber zugutehalten, dass er nicht auf der Stelle tritt. Mit Who built the moon? wagt Noel gleich mehrere Schritte nach vorne, erweitert seine musikalische Kartografie und das steht im gut!

von Sebastian Müller-Runte

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Mehr zur Platte erfahrt ihr am Dienstag, 28.11.2017, ab 19.00 Uhr

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