Ein dunkles Kapitel der Menschheitsgeschichte

Ein dunkles Kapitel der Menschheitsgeschichte

Der Film von Margarita Augustin, Olga Makarova und Artemiy Kosarev erzählt mit historischem Bildmaterial die Schicksale von vier Familienvätern und zeigt ausgewählte Briefe. Der Film ist in der Ausstellung “Letzte Botschaften” in der UB zu sehen.

Der Original-Brief von Alexey Wangenheim an seine Tochter.

Meine ganze Seele drängt nach Dir!

Hätte ich nur Flügel, würde ich zu Euch fliegen!

Ich würde Dir dann alle Deine Puppen und das Bärchen reparieren …

Viele Küsse
Papa
16.10.1934

Dieser oben abgebildete Brief kommt aus dem Gulag und stammt von Alexej Wangenheim. Er war am 8. Januar 1934 in Moskau verhaftet worden. Wegen angeblicher Spionage und „Schädlingstätigkeit“ wurde er zu zehn Jahren Arbeits- und Besserungslager verurteilt.

Bis zu seinem Tod 1937 schickte Alexej Wangenheim insgesamt 168 Briefe aus dem Lager an seine Familie nach Moskau. Seine Tochter Eleonora war, als ihr Vater verhaftet wurde, knapp vier Jahre alt.

Wangenheim schrieb auch an Stalin, bekam aber keine Antwort. „Ich kann einfach nicht glauben, dass niemand an der Wahrheit interessiert ist. Meine Achtung vor der Partei und der Sowjetmacht ist groß genug, um die Hoffnung nicht zu verlieren, dass ihre Repräsentanten die Wahrheit wissen wollen …“ schrieb Wangenheim am 7.7.1934 an seine Frau. Am 3. November 1937 wurde Alexej Wangenheim nach einem Todesurteil erschossen. Seine Tochter Eleonora studierte später in Moskau Geologie und wurde eine namhafte Mammutforscherin.

Alexej Wangenheim ist einer von vier Fällen aus dem Film „Letzte Botschaften – Briefe von Vätern aus dem Gulag“. Der Film gehört zu der gleichnamigen Ausstellung im Foyer der Unibibliothek.

„Gulag“ bezeichnet den gesamten Mechanismus staatlicher Verbrechen an Millionen unschuldiger Menschen. Die bolschewistischen Machthaber richteten ab 1917  sogenannte „Besserungslager“ ein.

Bis in die 50er Jahre wurden in diesen Lagern mindestens 12 Millionen Menschen hingerichtet.

Info

Der Film dauert 45 Minuten und ist in der Ausstellung “Letzte Botschaften. Briefe von Vätern aus dem Gulag” im Foyer der UB zu sehen.

Am 15. November 2017 findet ein Vortrag von Roman Romanov, dem Direktor des Gulagmuseums Moskau, zur Ausstellung statt:  “Gulag – Erinnern oder Verdrängen?”

Wann? 15. November 2017, 20.15 Uhr

Wo? HS 1221, KG I, Uni Freiburg

Eindrücke aus dem Film

Mehr zum Thema Spurensuche Russische Revolution:

Melodien der russischen Geschichte
Erziehung zum Neuen Menschen
Ausstellung UB: Letzte Botschaften

Fotos: Entnommen aus dem Film "Letzte Botschaften"
Veröffentlicht am 14. November 2017

Empfohlene Artikel