Literatur von der Seite der Kunst betrachten

Literatur von der Seite der Kunst betrachten

Am Sonntag, 22.10.2017, hat das neue Literaturhaus Freiburg in der Alten Uni eröffnet. Damit verabschiedet sich die Literatur nach 13 Jahren aus dem Alten Wiehrebahnhof und bezieht Stellung im Stadtzentrum. Sarah hat nachgefragt, wieso das Literaturhaus in die Alte Uni gezogen ist und was uns dort erwartet. Mit Bildergalerie.

„Du könntest mit Meisen verreisen oder mit Salamandern …“, Nadia Budde, geboren in Berlin und ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis, ist nur eine von vielen Autorinnen und Autoren, die bei der Eröffnung des Literaturhauses am Sonntag, 22.10.2017, in Freiburg mitwirkt. „WANDERN!“, schallt es ihr schnell aus dem Publikum entgegen.

Am Tag der Eröffnung ist viel los: Wortspiele, T-Shirt Druck, Live-Hörspiel, Dunkellesung – schon am ersten Tag ist der Saal ausverkauft. Egal ob Kind, Studentin oder im Ruhestand, das Programm bietet etwas für jeden Geschmack.

Martin Bruch, der seit dreieinhalb Jahren das Literaturbüro und nun das Literaturhaus leitet, freut sich über den Umzug: „Wir wollen das Literaturhaus als frischen und wageherzigen Ort prägen.“ Mit dem Einzug in die Gebäude der Alten Uni habe die Literatur nun ein zentrales Zuhause. „Im Herzen der Stadt, da wo die Literatur hingehört.“

Stadt und Uni schufen die Basis für das neue Literaturhaus

In der Alten Uni in der Bertoldstraße 17 befinden sich neben dem Literaturhaus auch das Uniseum und das University College der Uni Freiburg. In direkter Nachbarschaft zu den Geisteswissenschaften, der UB und dem Theater Freiburg. „Es eröffnen sich Möglichkeiten für neue Synergien zwischen Literaturproduktion und -rezeption, Wissenschaft und Kunstproduktion“, sagt Dr. Nadine Krolla, persönliche Referentin des Rektors der Uni, Prof. Hans-Jochen Schiewer.

Dem Literaturbüro als Literaturhaus eine neue und größere Fläche zur Verfügung zu stellen, war in erster Linie eine stadtpolitische Entscheidung. „Die Stadt hat in der Folge zusammen mit der Universität einem neuen Raum für die Literatur den Weg geebnet“, erklärt Bruch. „Das heißt, die Stadt zahlt die Miete für diesen Ort und die Uni stellt den Ort zur Verfügung, um uns als eigenständigen Verein die notwendige Programmfreiheit zu ermöglichen.“

Der Theatersaal wurde saniert und modernisiert

„Ich freue mich sehr, dass das Literaturhaus nach eineinhalb Jahren des umfangreichen Umbaus in die Räumlichkeiten der Alten Universität eingezogen ist und verspreche mir viele Synergien mit den Kultur- und Literaturwissenschaften, den studentischen Theatergruppen und unseren Bemühungen, Wissenschaft in Literatur zu übersetzen“, sagt Rektor Schiewer zur Eröffnung.

Kritik am geplanten Literaturhaus hatte es vor allem von den studentischen Theatergruppen gegeben, die zum Sommersemester 2016 den Theatersaal der Alten Uni aufgrund der umfangreichen Umbau-, Sanierungs- und Modernisierungsarbeiten verlassen mussten. Bis dahin diente der Saal den unterschiedlichen Gruppen als Proberaum und Aufführungsort. Das Rektorat stellte dann einen neuen Raum im Rektorat am Fahnenbergplatz zur Verfügung. Mit Eröffnung des Literaturhauses werden nun zwar wieder regelmäßig Theateraufführungen der studentischen Gruppen in der Alten Uni stattfinden, die Kapazitäten sind jedoch begrenzt.

„Wir dürfen den Theatersaal immer montags nutzen, meistens auch samstags und sonntags. Immer mal wieder auch an Freitagen. Das hängt davon ab, ob gerade Veranstaltungen im Literaturhaus stattfinden“, erklärt Céline Ortmann von der Theatergruppe Spieltrieb. „Mehr Zeit im Theatersaal gerade unter der Woche wäre zum Proben aber schon wünschenswert, auch wenn uns klar ist, dass das neben dem laufenden Betrieb des Literaturhauses natürlich nicht so einfach geht.“ Die derzeit acht aktiven studentischen Theatergruppen haben sich daher aufgeteilt. Im laufenden Semester werden die Gruppen Schall und Rauch, Klangkörperklaus und Arts Liberated im Saal in der Alten Uni auftreten. „Wir werden eher wieder in der FISTung am Fahnenbergplatz spielen. Die hat natürlich auch ein paar Vorteile, zum Beispiel dass die Lichttechnik schon in den Raum integriert ist und auch, dass einfach mehr Zuschauer in den Raum passen“, erklärt Céline.

Induktive Höranlage und mobile Bühne

Zu den Neuerungen im Theatersaal gehört eine induktive Höranlage, die Referentin Nadine Krolla besonders hervorhebt: „Besonders erfreulich ist, dass der Einbau einer induktiven Höranlage erfolgen konnte, die auch hörgeschädigten Menschen ermöglicht, die Veranstaltungen zu besuchen und mitzuerleben.“

Martin Bruch lobt die mobile Bühne: „Diese Elemente aus Kirschholz erlauben uns – als Spielbein zur regulären Hauptbühne – andere Landschaften im Literaturhaus aufzubauen. So können wir räumlich auf experimentelle Formate reagieren.“

Die Programmgestaltung liegt beim Literaturhaus

Das Literaturhaus betreibt, trotz der engen Kooperation, eine von Stadt und Universität unabhängige Programmarbeit. „Wir haben keine inhaltlichen Vorgaben, das war auch von Seiten der Uni nie gewünscht“, erklärt Bruch. „Wir betrachten Literatur von der Seite der Kunst und damit nicht aus der Perspektive einer wissenschaftlichen Einrichtung.“

Im Rahmen unterschiedlicher Projekte erfolgt aber bereits jetzt eine Zusammenarbeit. So haben Masterstudierende des Deutschen Seminars die Möglichkeit sich auf ein studienbegleitendes Volontariat am Literaturhaus zu bewerben oder Uni-Mitarbeiterinnen und Uni-Mitarbeiter werden bei bestimmten Formaten angefragt die Moderation von Veranstaltungen zu übernehmen, „da gibt es viele Überschneidungen“, sagt Martin Bruch.

Info

Das Literaturhaus befindet sich in der Bertoldstraße 17, im Gebäude der Alten Universität.

Bis Dezember sind rund 30 Veranstaltungen geplant. Vom 9. bis 12. November 2017 findet dort außerdem das 31. Freiburger Literaturgespräch statt. Zur Website des Literaturhauses Freiburg geht’s hier: www.literaturhaus-freiburg.de

Alle wichtigen Infos sind auch auf Facebookseite des Literaturhauses zu finden.

Eröffnung des Literaturhauses

Zum Vergrößern bitte Bilder anklicken.

Fotos: Sarah Posselt-Böhm
Veröffentlicht am 6. November 2017

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