Zwischen Lieben, Leiden und Lachen

Zwischen Lieben, Leiden und Lachen

Bei Nachhall mischen sich selbst geschriebene Texte und Lieder – es entsteht ein ‚Lesungskonzert’. Warum das auf keinen Fall ein Poetry Slam ist, was die bisher schönsten Momente waren und weshalb bei der nächsten Veranstaltung am 11. Dezember 2017 auch Gehörlose am Auftritt teilhaben können, erzählt der Nachhall-Begründer Gottfried Haufe.

Gottfried, du hast das ‚Lesungskonzert’ Nachhall ins Leben gerufen. Was genau kann man sich darunter vorstellen – noch ein Poetry Slam mit musikalischer Begleitung?

Es ist kein Poetry Slam, das ist mir relativ wichtig – ohne Poetry Slam dabei ‚slammen’ zu wollen. Der klassische Poetry Slam ist ja ein Wettbewerb mit Sieger am Ende. Wir treten nicht gegeneinander an, wir treten zusammen auf.

Der andere wesentliche Unterschied ist natürlich, dass die Art der Texte und die Vortragsweise sich ein bisschen unterscheiden. Poetry Slam hat oft etwas Offensives. Auch das gibt es bei uns nicht so sehr. ‚Lesungskonzert’ bedeutet einfach, dass es Lesung und Musik im Wechsel gibt.

Fünfmal fand Nachhall bereits statt. Was war dein schönster Moment bisher?

Die letzte Veranstaltung ‚Flaschenpost’ im Alten Klavierdepot an der Dreisam mit Jess Jochimsen als Gast war schon der bisherige Höhepunkt. Da hatten wir natürlich einen prominenten Namen mit dabei, wobei es mir da nicht um die Prominenz geht, sondern eher darum, dass wir ihn selbst einfach toll finden. Mit dem zusammen auf der Bühne zu stehen und sogar einen eigenen Text zusammen zu lesen – das fand ich super!

Im Sommer waren wir im POW – auch das war wunderschön. Und das erste Mal im Ruef war natürlich auch ganz groß. Dort haben wir angefangen, da waren wir noch nicht mal ein Projekt – da waren wir drei Hansel, die sich vorne hingestellt und gesagt haben „Hi, wollt ihr uns mal kurz zuhören?“. Da haben wir gemerkt, das Ganze funktioniert, die Leute kommen und es macht ihnen Spaß.

Bei Nachhall ist der Eintritt frei, stattdessen sammelt ihr Spenden, die an gemeinnützige Freiburger Vereine oder Organisationen gehen. Wie wählt ihr aus, an wen die Spenden gehen?

Wir machen eigentlich immer nach der letzten Veranstaltung Brainstorming für das nächste Mal. Es gibt natürlich ganz viele wunderbare Vereine in Freiburg. Deswegen ist auch klar, dass jedes Mal ein anderer Verein oder ein anderes Projekt die Spenden bekommt. Wir überlegen immer, wer braucht das Geld gerade, aber auch – und das ist mir ganz wichtig dabei – wo setzt man damit ein Zeichen und zeigt Flagge.

Am Anfang war es Südwind e.V., ein Verein der für Integration steht, dann die Obdachlosen-Zeitung FREIeBÜRGER und die Freiburger Tafel. Jetzt im Dezember wird es Frauenhorizonte e.V. sein. 

Das nächste Mal Nachhall am 11. Dezember trägt den Titel „Nachhalltiger Jahresausklang“. Was ist bei dieser Veranstaltung anders und besonders?

Wir haben für den Jahresausklang keinen Gast eingeladen. Dafür haben wir zwei Gebärdensprachendolmetscherinnen da, Bea Blumrich und Barbara Herold. Sie werden den kompletten Abend – also jede Moderation, jedes Lied, jeden Text – simultan für das Publikum in Gebärdensprache übersetzen. Das ist für uns natürlich unglaublich aufregend. Wir werden auch zum allerersten Mal wirklich proben, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie das so ist.

Ich bin wirklich dankbar, dass die beiden das machen. Denn für die beiden ist dieser Abend ungefähr zehnmal so viel Vorbereitung wie für uns. Ich finde auch, es ist egal, ob 20 oder nur eine Person kommen, die davon profitieren. Es ist aus meiner Sicht für alle eine super Möglichkeit, um mal mit Gebärdensprache in Berührung zu kommen. Gerade auch, wenn man den Text eigentlich selber hören kann, weil man dann sieht, was dieses oder jenes Wort in Gebärdensprache bedeutet.

Das neue Jahr steht quasi schon vor der Tür. Welche Pläne habt ihr für 2018?

Größenwahnsinnige Pläne. Es wird auf jeden Fall weitergehen, ungefähr in dem gleichen Rhythmus wie bisher, also alle sechs bis acht Wochen. Wir sind in ersten Gesprächen – das klingt immer so groß – mit zukünftigen Gästen, die wir gerne einladen würden und die nicht aus Freiburg kommen.

Mittel- bis langfristig hätten wir auch großen Spaß daran, mit Nachhall in andere Städte zu fahren. Vielleicht mal nach Berlin oder Leipzig, wo man natürlich auch entsprechendes Publikum erwarten kann. Wir würden gerne schauen, ob das Konzept auch außerhalb von Freiburg funktioniert. Ich bin mir fast sicher, dass andere Städte dieselben Themen haben.

Info

Was? Nachhall Lesung&Konzert

Wer? Gottfried Haufe, Robert Wolf, Danny McClelland

Wann? 11. Dezember 2017, Beginn 20.30 Uhr (Einlass ab 19.30 Uhr)

Wo? Altes Klavierdepot, Untere Schwarzwaldstraße 9, 79102 Freiburg

Eintritt? Frei, Spenden erwünscht (dieses Mal gehen die Spenden an den Verein Frauenhorizonte e.V. – Gegen sexuelle Gewalt)

Foto: Annkatrin Blessing
Veröffentlicht am 8. Dezember 2017

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