Album der Woche: Porches – The House

Album der Woche: Porches – The House

Kaum war das Vorgängeralbum „Pool“ fertig produziert, stürzte sich Maine in die Arbeit zur neuen Platte. Ließen düstere Low-Fi-Klänge beim Vorgänger „Pool“ die HörerInnen noch ruhig auf der Luftmatratze treiben, scheucht „The House“ auch mal auf die Tanzfläche. Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch hier der Blick nach innen gerichtet ist.

Fast herausfordernd lädt die zweite Singleauskopplung „Find me“ mit ihrem treibenden Beat zum Tanzen ein und doch schlägt sich hier die introspektive Haltung schon in der ersten Textzeile nieder: „I think that I’ll stay inside If you don’t think that they’d mind.“ Das neue Album klingt mutiger und offener, ändert jedoch nichts an Maines innerer Zerrissenheit, dem Hin- und Her zwischen Alleinsein und Dazugehörenwollen.

Maine sagte in einem Interview, dass er es nicht mag, wenn man seine Musik als Tanzmusik bezeichnet, obwohl sie das wohl unweigerlich sei. Vielleicht lässt sich auch so das Video zu „Find me“ verstehen, wo Maines kniende Haltung einen Kontrast zu den tanzenden Jungs bietet. Kaum jemanden gelingt es so gut wie Maine zwischen 80er-Pop, pulsierendem Beat, Funkelementen und von Autotune verzerrter Stimme Intimität zu schaffen. Das klingt manchmal cheesy, manchmal dramatisch und dann wiederum sanft.

Auch wenn die Instrumentierung häufig minimalistisch ist und sich sehr auf Synthesizer stützt, bietet das Album dennoch Facettenreichtum. Vom zart intonierten „Country“ mit seinem melodramatischen Refrain bis hin zum fast mystischen „Akeren“ oder das, uns zugleich auf tröstende sowie melancholische Weise umwebende, „Ono“ – Eintönig ist anders. Das Album dient als eine Art Tagebuch, in dem er versucht seine Gefühle unmittelbar zu dokumentieren. Man hört ihm gerne beim um sich kreisen zu. Schade nur, dass viele Tracks keine drei Minuten Länge erreichen. Das mysteriöse „Understanding“ endet gar, bevor man sich richtig darauf einlassen konnte. Auch möchte man ihm vorwerfen, dass er es mit dem Autotune-Effekt zu gut gemeint hat. Wenn sich aber plötzlich eine unverschämt gute Melodie in den Gehörgängen festsetzt oder Maine mit einer unerwarteten Wendung im Track aufwartet, kann man nicht anders, als ihm auch das zu verzeihen und mit all dem inneren Ballast auf die Tanzfläche zu stürmen.

von Julia Caspers

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Mehr zur Platte erfahrt ihr am Dienstag, 23.01.2018, ab 19.00 Uhr

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Veröffentlicht am 23. Januar 2018

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