Sport ist Mord

Sport ist Mord

… ist nicht nur die Ausrede von Sportmuffeln mit Freude am Reimen. Es ist auch das Ergebnis einer Studie des Instituts für Sport und Sportwissenschaft der Uni Freiburg: Wer sich zur Bewegung zwingen müsse, empfinde Sport tatsächlich als anstrengender. Vielleicht fehlt aber auch nur die richtige Sportart? Felicia hat ein Speed-Dating mit ausgewählten AHS-Kursen für euch.

Im Sommer 2017 veröffentlichte der Psychologe Hendrik Mothes seine Studie zum Empfinden von Sport mit einem interessanten Ergebnis: Es sind vor allem die eigenen Erwartungen, die bestimmen, wie anstrengend, effektiv oder angenehm man ein Training empfinde. Ganz im Sinne einer selbst erfüllenden Prophezeiung wirkt Sport viel weniger quälend, wenn man daran glaubt, dass er einem gut tut.

Für alle, die sich nicht für eine Sportskanone halten, hat Mothes einen wichtigen Tipp: Es darf nachgeholfen werden. Ob durch ein sündhaft teures, atmungsaktives Sportoutfit, knallbunte isotonische Getränke oder eine Motivations-App – alles was vermeintlich beim Training hilft und dessen Wirkung verbessert, tut es tatsächlich. Einfach, weil man daran glaubt. Dieser Rat ist erfreulich leicht zu befolgen, hilft aber trotzdem noch nicht jenen weiter, die sich gar nicht erst vom geliebten Sofa trennen können.

Wem keine Sportart so richtig Spaß macht, der hat vielleicht einfach noch nicht die richtige gefunden. Wie in der Liebe. Deshalb gibt es hier nun ein kleines Speed-Dating mit Sportarten, die man beim Allgemeinen Hochschulsport, dem AHS, noch näher kennen lernen kann.

Rückenfitness

Was ist das?

Beim Rückenfitness wird der ganzen Körper und insbesondere die Muskulatur des Rückens in einem Workout gestärkt. Das besondere an diesem Kurs sind vor allem die Übungen mit dem Thera-Band. Gerade wer lange vor dem PC oder über Bücher gebeugt sitzt, kann seinem Körper in diesem Kurs Gutes tun. Zum Takt der Musik fällt der Sport außerdem gleich weniger schwer.

Die Übungsleiterinnen Sina und Livia zeigen, wie man das Thera-Band richtig einsetzt.

Mit dem Thera-Band kann man einzelne Muskelparten intensiv trainieren.

Übungen zu zweit sind effektiv und motivierend.

Wer kann mitmachen?

Hier gibt es keinerlei Einschränkungen. Die Kursleiterinnen Livia und Sina bieten meist eine leichtere und eine schwerere Variante ihrer Übungen an, sodass man den Schwierigkeitsgrad individuell anpassen kann.

Bei gesundheitlichen Problemen haben die Kursleiterinnen außerdem hilfreiche Ratschläge.

Was muss ich mitbringen?

Sportkleidung, wer hat, eine Sport- oder Yogamatte, Handtuch und Thera-Band.

Ablauf:

10 Minuten: Warm-Up, Laufen
20 Minuten: Training mit dem Thera-Band, mal im Stehen, mal auf der Matte
20 Minuten: Kräftigungsübungen ohne Thera-Band
10 Minuten: Dehnen, Partnermassage

Teamfaktor: 2/5

Einige der Übungen werden zu zweit gemacht, ebenso die freiwillige Partnermassage am Ende. Ansonsten führt jeder die Übungen für sich selbst und auch im eigenen Tempo aus.

Schweißfaktor: 2/5

Man muss hier nicht mit hochrotem Kopf die Halle verlassen. Aber Achtung: Auch scheinbar harmlose Übungen, die nicht gleich den Schweiß auf die Stirn treiben, können einen ordentlichen Muskelkater nach sich ziehen!

Motivationsaspekt:

Während eine der Kursleiterinnen die Übungen anleitet, geht die andere zwischen den Teilnehmenden herum und gibt wertvolle Tipps zur richtigen Ausführung und Haltung. Das Training wird somit sehr effektiv und man kann nicht schummeln.

Fitnessboxen

Was ist das?

Das Fitnessboxen ist eine Kombination aus Teakwondo, Functional Fitness und Boxen. Zu schneller, motivierender Musik werden verschiedene Kampftechniken wie Tritte, Schläge und Drehungen ausgeführt, allerdings nicht mit einem Partner sondern alleine. Das Cardio-Training kommt dabei nicht zu kurz, denn der ganze Körper ist immer in Bewegung. Außerdem feuert der Übungsleiter Martin die Teilnehmenden lautstark an – Boxen auf Sparflamme ist da nicht drin.

Auch wenn kein Hieb zu befürchten ist, muss die Deckung immer oben bleiben.

Das Stretching ist eine Wohltat für die müden Muskeln.

Turnschuhe und ein Handtuch – mehr braucht man hier nicht, um sich richtig auszupowern.

Wer kann mitmachen?

Eine allgemeine Grundfitness ist durchaus zu empfehlen, sonst macht  das Fitnessboxen wohl keinen Spaß. Ansonsten eignet sich die Sportart aber für alle, die sich gerne richtig auspowern möchten.

Was muss ich mitbringen?

Ein Handtuch und viiieeel zu Trinken.

Ablauf:

Beginn: Aufwärmen, Beinarbeit
45-60 Minuten: Kombinationen zur Musik
15-30 Minuten: Bodenteil mit Kräftigungsübungen
Abschluss: Stretching

Teamfaktor: 2/5

Die Kombinationen macht jeder für sich, aber alle bewegen sich gleichzeitig im Takt (nachlassen geht also nicht!). Partnerübungen mit Pratzen als Hilfsmittel gibt es eher selten.

Schweißfaktor: 5/5

Über eine Stunde lang hüpfen, boxen und drehen – da bleibt kein T-Shirt trocken.

Motivationsaspekt:

Es ist ein Vorurteil, dass es beim Boxen nur ums Draufhauen geht. Ebenso ist beim Fitnessboxen neben Ausdauer und Kraft auch eine Menge an Koordination gefragt, sodass Körper und Kopf gleichzeitig gefordert sind.

Zusammen mit der lauten und schnellen Musik kann man hier einmal so richtig loslegen und allen Unistress von sich wegboxen.

Orientalischer Tanz

Was ist das?

Das Orientalische Tanzen ist ein altes Gesundheitsprogramm aus dem Orient: Es lockert den Körper, kräftigt das Becken und stärkt auch das Selbstbewusstsein.  Die Tanzlehrerin Kalifa lehrt vor allem den ursprünglichen ägyptischen Tanz aus Kairo, der barfuß – oder in Socken – getanzt wird und sich durch weiche Bewegungen auszeichnet. Bei den vibrierenden Shimmy-Bewegungen oder den schwungvollen Kreisen ist natürlich vor allem die Hüfte gefragt. Aber auch der Rest des Körpers ergänzt die Bewegungen zu einem harmonischen Tanz.

Wenn Kalifa ihre Hüften schwingt, fühlt man sich wie bei tausendundeiner Nacht.

Kalifa bringt ihren Schülerinnen nicht nur die weichen Bewegungen des orientalischen Tanzens bei. Sie hat auch ein enormes Wissen über dessen Entstehung und kulturelle Bedeutung im Orient.

Der Münzgürtel ist das Must-have beim orientalischen Tanzen.

Wer kann mitmachen?

Da der Orientalische Tanz ein sehr weiblicher ist, richtet sich der Kurs vor allem an Frauen. Aber auch interessierte Männer dürfen hier ihre Hüften schwingen.

Was muss ich mitbringen?

Bequeme Kleidung, Münzgürtel oder Tuch für die Hüften.

Ablauf:

Aufwärmen im Kreis
Shimmy-Übungen mit verschiedenen Variationen
Erlernen von Tanzbewegungen und Figuren
Einstudieren einer Choreografie vor dem Spiegel
Dehnen

Teamfaktor: 3/5

Beim Orientalischen Tanz bewegt sich jeder für sich und lernt den eigenen Körper und dessen Ausdrucksmöglichkeiten kennen. Die Choreografie fordert aber natürlich die gesamte Tanzgruppe.

Schweißfaktor: 1/5

Außer Atem kommt man bei dieser Sportart nicht – trotzdem aktivieren die Tanzbewegungen auch seltener im Alltag gebrauchte Muskelgruppen, an die man zum Teil auch noch am nächsten Tag durch einen kleinen Muskelkater erinnert wird.

Motivationsaspekt:

In diesem Tanzkurs geht es nicht um körperliche Leistung oder eine perfekte Choreografie, sondern darum, den eigenen Körper kennen zu lernen und seine Bewegungen bewusst wahrzunehmen. Die orientalische Musik dazu versetzt die Tänzerinnen in eine ganz andere Welt. Und das tut Körper, Geist und Seele gut.

Fechten

Was ist das?

Fechten ist ein sehr vielseitiger Sport – es geht um Taktik, Konzentration, aber auch um Ausdauer und Schnelligkeit. Mit jedem dieser Aspekte kann man eine gute Fechterin oder ein guter Fechter werden und seine Skills im Team- oder Wettkampfsport einsetzen.

Die Fecht-Anfänger beim Unisport lernen von den Kursleiterinnen Sarah und Shahrzad zunächst verschiedene Schrittkombinationen und später Techniken mit dem Florett. Andere sogenannte Waffen wie Säbel und Degen kommen später im Fortgeschrittenen-Kurs zum Einsatz. Dort verwenden die Fechter und Fechterinnen zum Teil auch elektronische Ausrüstung, wo ein Melder die Treffer anzeigt.

Das Fechten weckt bei Übungsleiterin Sarah echte Gefühle von Ritterlichkeit.

Die Maske gehört beim Fechten mit zur Ausrüstung.

Florett, Degen und Säbel sind beim Fechten die zulässigen Waffen.

Wer kann mitmachen?

Grundsätzlich alle, man muss nicht einmal besonders sportlich sein.

Was muss ich mitbringen?

Es genügt einfache Sportkleidung, die Fechtausrüstung stellt der AHS für den Anfängerkurs komplett. Im Fortgeschrittenenkurs müssen sich die Fechterinnen und Fechter manchmal Ausrüstung teilen, wenn viele Teilnehmende da sind.

Ablauf:

Aufwärmen: Kraftzirkel oder ein Spiel, dann Dehnen der Muskeln
Hauptteil: Beinarbeit, Fechtschritte samt Tempowechsel
Übungen zur Reaktion und Technik in Zweiergruppen

Teamfaktor: 4/5

Es herrscht eine schöne Gruppendynamik: Sowohl beim Aufwärmspiel – mit einem Turnschuh in der Hand soll ein Tennisball ins gegnerische Tor befördert werden – als auch bei den gemeinsamen Übungen lernt man seine Mit-Fechter kennen.

Schweißfaktor: 3/5

Beim Fechten sind Taktik, Konzentration und Schnelligkeit mindestens genauso wichtig wie Kraft und Ausdauer. Körper und Kopf werden also beide gefordert. Besonders aber die Oberschenkel haben hier etwas zu tun.

Motivationsaspekt:

Das gesamte Training ist sehr spielerisch aufgebaut, was bei all den Regeln und Vorgaben im Studium sehr erholsam ist. Außerdem vergeht die Zeit wie im Flug!

Diese vier sehr verschiedenen Sportarten sind ein kleiner und stichprobenartig ausgewählter Ausschnitt des großen und vielseitigen AHS-Angebots. Nicht weniger gesund und wohltuend sind aber auch andere sportliche Aktivitäten, die man ganz einfach für sich tun kann wie Joggen, Radfahren, Schwimmen oder ein flotter Spaziergang.

Auf jeden Fall kann man sich eines merken: Mit der eigenen Wohlfühl-Sportart und gerne auch allen (vermeintlichen) Hilfsmitteln macht Sport richtig Spaß und tut deshalb nachweislich gut. Oder für alle, die sich lieber von Reimen überzeugen lassen: Fitness macht stressless!

Info

Wer mehr über die Sport-Studie wissen möchte, findet hier die Pressemitteilung: www.pr.uni-freiburg.de/pm/2017/sport-ist-mord

Mehr Beiträge zum Hochschulsport auf uniCROSS

archiv.unicross.uni-freiburg.de/Massenzappeln

archiv.unicross.uni-freiburg.de/segelfliegen

Fotos: Felicia Herr
Autoren:
Veröffentlicht am 30. Januar 2018

Empfohlene Artikel