Album der Woche: Imarhan – Temet

Album der Woche: Imarhan – Temet

Wer Kurt Vile auf Tour um die Welt begleitet, ist längst kein Geheimtipp mehr. Erst recht nicht, wem Vincent Moon einen Dokumentarfilm widmet, der schon die Musik von Größen wie Arcade Fire, R.E.M und The National auf Film bannte. Dennoch kommt eine Beschreibung der Band Imarhan auf den ersten Blick eher „nischig“ und unkonventionell daher: Eine Tuareg-Band aus der Grenzregion zwischen Mali und Algerien, die im Dialekt Tamaschek singt.

Doch eben nur auf den ersten Blick. Schaut man nur ein bisschen genauer hin, ist man kaum mehr überrascht von der Aufmerksamkeit, die der Band international zuteil wird: Imarhan erkennen die Zeichen einer zusammenrückenden Welt und verbinden auf ihrem Album Tradition mit Moderne, Tuareg und Globalisierung. Es schadet es auch nicht, dass ihr Sänger Sadam der Cousin des Bassisten von Tinariwen ist, einer der Größen des Genres der Tuaregmusik, das sich seit Jahren großer Beleibtheit in der Global Music Szene erfreut.

Auf ihrem zweiten Album „Temet“ vermischen Imarhan traditionelle Musik der Tuareg Nomaden mit Disco, Funk und Krautrock. Wüstenklänge mit E-Gitarre also. Schlugen sie auf ihrem Debütalbum 2016 noch deutlich ruhigere Klänge an, wartet „Temet” mit tanzbaren Up-Tempo Nummern wie „Azzaman“ oder „Ehad Wa Dach“ auf, deren Discosound ohne Umwege auf die Tanzfläche zieht. Aber auch ruhigere, melodiöse Stücke finden mit „Mas Bock“ ihren Platz auf dem Album und stehen ganz in der Tradition des Wüsten-Blues.

Auch textlich dreht sich alles um die Verbindung von Altem und Neuem. „Temet“, das bedeutet übersetzt in etwa „verbunden“ und meint hier nicht nur die musikalischen Verbindungen, die die Band eingeht, sondern auch Zwischenmenschliches. Imarhan besingen und feiern Freundschaft und Liebe, sie beschwören den Zusammenhalt einer von allen Seiten bedrohten Tuareg-Gemeinschaft. Wie ihre Musik, klingen sie dabei jedoch keinesfalls stockkonservativ. Vielmehr scheinen sie dem Motto zu folgen, das Beste verschiedener Konzepte verbinden zu wollen: Tradition und Moderne, Wüste und Welt.

von Marie-Nella Hoffmann

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Mehr zur Platte erfahrt ihr am Dienstag, 20.02.2018, ab 19.00 Uhr

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Veröffentlicht am 22. Februar 2018

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