Album der Woche: Ezra Furman – Transangelic Exodus

Album der Woche: Ezra Furman – Transangelic Exodus

Es gibt sicherlich günstigere Ausgangspositionen, als im Trump-Amerika ein jüdischer Homosexueller zu sein. Es sind Zeiten, in denen Angst gerne auch politisch instrumentalisiert, und das Fremde als Bedrohung wahrgenommen wird. In diesem gesellschaftlichen Klima erscheint jemand, der sich in Genderfragen nicht festlegen möchte, höchst suspekt. Darum wollte Ezra Furman auf seinem siebtem Album „Transangelic Exodus“ Stellung beziehen.

„Ein persönlicher Begleiter für einen paranoiden Roadtrip. Eine Queer Outlaw Saga.“ So überschreibt Ezra Furman den Inhalt seines neuen Werkes, in dem Engeln als Sinnbild für ebene jene Outlaws und Außenseiter stehen. Da klingt schon in der Ansage durch, dass der 31-Jährige sich dieses mal viel vorgenommen hat. Und so konfrontiert Ezra den Hörer im aggressiven Opener „Suck the blood from my wound“ mit Wut. Zwischendurch schreit sie einem immer wieder entgegen. Man kann das letzte Stück als versöhnlichen Track der Platte sehen und gleichzeitig als Ausgangspunkt für seine Narrative: „ I lost my innocence“ handelt von der Entdeckung seiner Sexualität.

Musikalisch hat sich Ezra nach Vorne gestürzt und seinem Sound eine Rundumerneuerung verpasst. Heutzutage produziere man Tracks auf dem Computer, er wollte daher nicht mehr zwanghaft nach den 60er Jahren klingen, meint Ezra in einem Interview. So war „Yeezus“ von Kanye West einer der Wegbereiter für das neue Album.
 Gemütlicher Folk und Reminiszenzen an Beatles & Co. der letzten Alben wurden beiseite geschoben und durch verzerrten Gitarren, kombiniert mit elektronischen Klängen, ersetzt. Für Ezra ist es der Schritt Richtung 21. Jahrhundert.

Ja, es ist eine Menge Verzweiflung zu hören, zuweilen fast schon Hysterie. Auch wenn das Album als düstere Dystopie konzipiert scheint, ist es vor Allem die scheinbar endlose Energie, die „Transangelic Exodus“ so spannend macht. Es ist ein stellenweise akustisch anspruchsvolles, aber in sich stimmiges Album. Definitiv kein Kaffeetrinken am Sonntagnachmittag, sondern eher eine kraftvolle Ansage, die einen auch mal umhauen kann. Aber angesichts der Botschaft dieses Albums, soll es das auch.

von Julia Caspers

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Mehr zur Platte erfahrt ihr am Dienstag, 06.02.2018, ab 19.00 Uhr

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Veröffentlicht am 9. Februar 2018

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