Album der Woche: Nap Eyes – I’m Bad Now

Album der Woche: Nap Eyes – I’m Bad Now

Es gibt vermutlich nichts Langweiligeres, als bleiche Indie-Rock-Bands, die einen mit deprimierenden Befindlichkeits-Lyrics volljammern, Gänzlich ungeniert waten sie dabei durch den Sumpf der weißen Popmusik und sind sich nicht einmal für die ganz und gar naheliegenden Harmonien zu schade. Und dennoch gibt es mit Jason Molina, Kevin Morby & Co. immer wieder Bands und Künstler, die trotz dieses verseuchten Referenzenfundus etwas in mir auslösen, was Musik abseits der angelsächsischen Musiktradition nur schwer auszulösen vermag. Die Band Nap Eyes gehört zweifellos auch in diese Reihe.

Denn komplex oder gar zeitgemäß ist das, was das Quartett Halifax auf seinem aktuellen Album I’m Bad Now da macht, sicher nicht. Eine entspannte Rhythmusgruppe dient als Fundament für perlende Gitarrenakkorde und für die Stimme des Leadsängers Nigel Chapman, die immer etwas zu weit vorne im Mix platziert zu sein scheint und dort den richtigen Ton konsequent verfehlt. Der Swamp Betreiber Chico meinte den britischen 70s-Pop der Only Ones herauszuhören und förderte damit eine erstaunliche soundästhetische Parallele zutage. Traditionsbewusstsein kann man Nap Eyes also wirklich nicht absprechen.

Entweder sind Nap Eyes tatsächlich die momentan beste Indie-Pop Band der Welt, wie ich es meinem Umfeld seit einigen Wochen verzweifelt weiszumachen versuche, oder mein Musikgeschmack ist nachhaltig eurozentrisch verseucht. Warum sonst ist meine Musikbibliothek seit jeher von bleichen Jungs durchdrungen, die mich unbedingt an ihrer Gefühlswelt teilhaben lassen wollen? Und warum höre ich ihnen mit solcher Hingabe zu? Vielleicht sollte ich das mal untersuchen lassen.

von Julian Tröndle

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Mehr zur Platte erfahrt ihr am Dienstag, 06.03.2018, ab 19.00 Uhr

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Veröffentlicht am 6. März 2018

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