Auf ein Wort mit: Der Nino aus Wien

Auf ein Wort mit: Der Nino aus Wien

In den vergangenen zehn Jahren hat der Songwriter Der Nino aus Wien eine erstaunliche Wandlung vollzogen. Aus den Lo-Fi-Chansons seiner Anfangstage wurde sorgsam arrangierter 60s-Pop, aus einem Underground-Phänomen entwuchs eine neue Austro-Pop Ikone – André-Heller-Vergleiche inklusive. Vor seinem Auftritt im Swamp haben wir den vom Hype völlig unbeeindruckten Musiker zum Gespräch gebeten und mit ihm über Wiener Mundart, Protestsongambitionen und Gigi D’Agostino gesprochen. Hier nun der ambitionierte Versuch, die charmante Lakonie seines Sprachlauts in Schriftsprache zu überführen.

uniFM: Zu Beginn müssen wir für alle, die dich und deine Bühnenshows nicht kennen, kurz skizzieren, wie so ein Nino-Aus-Wien-Konzertabend abläuft. Ich habe gehört, zu Beginn deiner Karriere hast du deine Konzerte vorwiegend sitzend und mit dem Rücken zum Publikum absolviert. Hat sich das durch den Erfolg mittlerweile geändert?

Der Nino aus Wien: Das mit dem Sitzen ist falsch. Ich bin immer gestanden. Und mit dem Rücken zum Publikum stand ich auch nur, wenn ich irgendwas gesucht habe. Ich bin vielleicht schon ein, zwei Mal umhergeirrt auf der Bühne, aber eigentlich versuche ich, mich immer relativ normal zu verhalten.

uniFM: Deine Musik bezieht ihre Haupteinflüsse ja aus vergangenen Dekaden der Popmusik. Hörst du privat auch aktuelle Genres oder ist dein Musikgeschmack genauso nostalgisch, wie es deine Alben vermuten lassen?

Der Nino aus Wien: Ich bin schon sehr an den 60ern interessiert. Aber ich höre auch viel neue Musik. Momentan gehe ich an viele Konzerte junger Österreichischer Bands, weil ich das Wiener Popfest mitkuratiere. Das aktuelle Album ist auch nicht mehr ausschließlich von den 60ern beeinflusst. Ich interessiere mich auch schon für die 80er und auch die 90er kommen langsam aus meiner Kindheit zurück – so Sachen wie Gigi D’Agostino, mit denen ich aufgewachsen bin. Inwieweit sich das in meiner Musik wiederspiegeln wird, weiß ich allerdings nicht. Ich bin halt kein Gigi D’Agostino. Ich kann keine Lieder wie „La Passion“ schreiben. 

uniFM: Wie wichtig, glaubst du, ist es für die Wirkung der Songs, dass die Texte in Wiener Mundart und nicht in Hochdeutsch vorgetragen werden?

Der Nino aus Wien: Naja, die wenigsten Texte werden in der wirklichen Mundart vorgetragen. Das, was ich singe, ist eher ein donaustädterisches Jugenddeutsch, das eher nahe der Hochsprache ist. Natürlich gibt es Ausnahmen wie das „Praterlied“ oder „Du Oasch“, in denen wirklich Dialekt gesungen wird.

uniFM: Weil du sogar deine Heimatstadt im Namen trägst, dachte ich, dass durch die Sprache auch so etwas wie Heimatverbundenheit zum Ausdruck gebracht wird…

Der Nino aus Wien: Nein, das mit dem Namen war einfach Zufall. Ich habe irgendwann im Fernsehen den Anton aus Tirol gesehen und mich dann aus Spaß Der Nino aus Wien genannt. Ich bin in Wien geboren und lebe dort, aber ich fühle mich eigentlich überall daheim.

uniFM: Das erste, das ich von dir gehört habe, war bei einer Teilnahme an einem Protestsongcontest. Wäre es angesichts der jüngsten politischen Umwälzungen in Österreich nicht an der Zeit, wieder an diese Protestwurzeln anzuknüpfen?

Der Nino aus Wien: Eigentlich wäre es der ideale Zeitpunkt, aber es ist nicht so leicht. Ich finde noch nicht die richtigen Worte. Meine bisherigen Versuche waren alle zu platt. Ich bleibe aber dran.

Das Interview führte Julian Tröndle.

Mehr zu Der Nino aus Wien

Das ganze Interview hört ihr am 03. April um 19.00 Uhr in unserem Magazin-Soundcheck.

Veröffentlicht am 28. März 2018

Empfohlene Artikel