Eine großartige Platte zu veröffentlichen hat immer auch einen Nachteil: Der Nachfolger des Albums wird sich mit dem Meisterwerk messen müssen und dabei unweigerlich schlecht aussehen. Das Dream Pop-Duo Beach House kennt dieses Problem nicht: Mit Bloom (2012), Depression Cherry (2015) und Thank Your Lucky Stars (2015) haben Victoria Legrand und Alex Scally bereits drei mal bewiesen, dass sie das großartige Niveau ihrer Releases halten können. Gelingt das auch mit ihrem siebten, schlicht 7 betitelten Album?

Es sollte bei Beach House eigentlich nicht mehr überraschen, aber es ist dennoch beachtlich: 7 ist erneut ein unfassbar gutes Album geworden. Das Duo treibt ihr Konzept von Dream Pop in immer bessere Dimensionen. Songs wie “Pay No Mind” oder “Lemon Glow” sind nicht nur atmosphärisch extrem dicht, sondern auch soundästhetisch ein besonderes Erlebnis. Wie noisige Elemente mit klassischen Instrumentensounds und an field-recordings erinnernde ambient-Elemente zu einem homogenen Klangbild verschmelzen ist wundervoll und steht sinnbildlich für das Genius dieser Band. 

Legrands Gesang ist, ganz in der Tradition des Dream Pop voller Hall und Reflektionen. Allerdings gibt es Momente innerhalb des Albums in denen man das Gefühl hat, die Inszenierung von Legrands Stimme ist  zu wuchtig geraten, für den ansonsten sehr ausgewogenen Sound. Ein Wehrmutstropfen, kein großer, aber dennoch vielleicht einer der Gründe, weshalb 7 zwar ein großartiges Album ist, man aber nicht das Gefühl hat, Beach House rufen schon all ihr Potential ab. 

7 ist ein Meisterwerk geworden, diese Analyse kann man in Musikredaktionen von Berlin bis New York hören. Es scheint das Dream Pop-Konsens-Album des Frühlings zu sein. Alles in allem ist das überschwängliche Lob für diese Platte durchaus verdient. Das wirklich schöne ist jedoch, dass man auch beim Hören von 7 nicht das Gefühl hat, Beach House wären bereits am Ende ihres künstlerischen Weges angekommen. Und so gibt es unglaublicherweise weiterhin die Hoffnung, dass die Erfolgsstory der Band auch mit dem nächsten Album keinen Knacks bekommen wird.

von Maximilian Heß