Superhelden des Finanzmarktes

Superhelden des Finanzmarktes

Jeden Freitag klären die „Kleingeldhelden“ – vier junge Volontärinnen und Volontäre – in ihrem Newsletter und Blog über Mythen und Rätsel der Finanzwelt auf. Sabina Kist hat in Freiburg studiert und ist Mitbegründerin der Kleingeldhelden. uniCROSS hat mit ihr über Geldanlagen an der Börse, Tipps zum Sparen im Uni-Alltag und der berüchtigten Studierendensteuererklärung gesprochen.

Sabina Kist setzt sich als Mitbegründerin der „Kleingeldhelden“ mit den Wirrungen der Finanzwelt auseinander.

Sabina, du hast in Freiburg Ethnologie im Hauptfach und VWL im Nebenfach studiert. Nach mehreren Praktika im journalistischen Bereich und einer Mitarbeit bei uniCROSS hast du vor zwei Jahren dein Volontariat bei Burda bei „Mein Buffet“ begonnen. Woher stammt die Idee, einen Newsletter zum Thema Finanzen ins Leben zu rufen?

Das hängt eng mit meinem Volontariat zusammen: Die Ausbildung bei Burda legt einen Schwerpunkt auf unternehmerischen Journalismus. Aus diesem Grund entwickelten wir im Rahmen unseres Volontariats eine eigene Marke. Mein Kollege Marian hatte die Idee einer „Money Mail“ – einem Finanznewsletter für junge Leute. In einem Team von ursprünglich drei Volontären, beschlossen wir die Idee umzusetzen, da wir es alle satt hatten, dass junge Menschen ihre Finanzen nicht selbst in die Hand nehmen, beziehungsweise ihnen auch das Wissen dazu fehlt! Daraus entstand dann ein Newsletter: Die „Kleingeldhelden“. Inzwischen haben wir zu viert eine feste Leserschaft aufgebaut, die seit Januar 2017 jeden Freitag Informationen zum Thema Finanzen von uns erhält.

2017 erhielt euer Newsletter sogar den Sonderpreis des „comdirect Finanzblog Awards“, der euch als bester Newcomer in der Finanz-Blog-Szene auszeichnete.

Das war total überraschend für uns! Wir sind ohne große Erwartungen zu der Verleihung nach Hamburg gefahren und wollten einfach die Atmosphäre genießen. Ich habe noch zu Johanna gesagt: „Ich stehe jetzt mal auf, damit ich ein Foto vom Gewinner machen kann.“ Wir waren richtig überwältigt, als der Name unseres eigenen Newsletters fiel – als wir dann dort oben auf der Bühne standen, um uns zu bedanken, konnte ich meinen badischen Dialekt vor Freude nicht mehr unterdrücken!

Die Jury des Comdirect Finanzblog Awards begründet die Verleihung des Preises an euch mit der Honorierung des „frischen und jugendlichen, aber trotzdem professionellen Blick auf das Thema Finanzen“. Weshalb thematisiert ihr in eurem Newsletter das „kleine“ und nicht das „große“ Geld?

Das ist ganz einfach: In unserem Alter hat niemand das „große Geld“. Es heißt immer, man bräuchte ein paar tausend Euro, um am Finanzmarkt überhaupt einzusteigen – wir wollen zeigen, dass das Schwachsinn ist! Wenn ich persönlich jetzt im Alter von 25 Jahren bis zu meinem Rentenantritt mit so 68 Jahren monatlich 25 Euro anlege, hätte ich schlussendlich 46.000 Euro. Davon entsprächen 12.900 Euro meinen Einzahlungen als Investition, der Rest jedoch ist reiner Gewinn. Auch mit kleinem Geld kann man finanziell unabhängig werden. Uns geht es vor allem darum, jungen Menschen eine finanzielle Selbstbestimmung zu ermöglichen.

Du sprichst die 25 Euro-Challenge an, die Teil eures Newsletters und Blogs „Kleingeldhelden“ ist: Wo kann man sein Geld trotz des aktuell niedrigen Zinssatzes sinnvoll anlegen?

Es ist viel lukrativer an die Börse zu gehen, anstatt das Geld auf dem Giro- oder Tagesgeldkonto anzulegen. Das kann man ganz einfach in Sparplänen realisieren: Wir Kleingeldhelden raten dazu, am Anfang erstmal in Exchange Trade Funds, kurz auch ETFs genannt, zu investieren – zum Beispiel einen ETF auf den DAX zu kaufen. Der DAX ist der Index, der die Wertentwicklung der 30 größten Unternehmen Deutschlands misst. Möchte man direkt einzelne Aktien der Unternehmen kaufen, so müsste man sehr viel Geld in die Hand nehmen. Mit dem ETF kauft man aber einen Warenkorb, in dem sozusagen ein Bruchteil der Aktien jedes Unternehmens enthalten ist. Je nachdem, wie der DAX performt, schneidet auch mein gekauftes ETF ab.

Geht der Käufer dieser ETFs hiermit nicht auch ein großes finanzielles Risiko ein?

Es kann sehr risikobehaftet sein, sich einzelne Aktien zu kaufen. Der Index jedoch ist relativ stabil: Der DAX hat trotz der Finanzkrise 2008 in den letzten 30 Jahren immer durchschnittlich neun Prozent pro Jahr zugelegt. Wir empfehlen es deshalb, in ETFs zu investieren, die verschiedene Indizes abbilden. Im Gegensatz zu Aktien muss man sich nicht laufend über deren Kurse informieren oder deren Verkauf regeln. Mithilfe von Sparplänen und Programmen kann ich einen Festbetrag monatlich automatisch anlegen – und trotzdem ist es möglich, jederzeit aus diesem Plan auszusteigen.

Auf eurem Blog stößt man auf Begriffe wie „Kryptowährungs-ABC“ oder „Wertpapiersparplan“. Wer sind die Kleingeldhelden und wie informiert ihr euch über diese komplexen Themen der Finanzwelt?

Marian ist unser Finanzexperte. Da er bei Focus-Money arbeitet, steht er in Kontakt mit Experten und schreibt die komplexeren Artikel unseres Blogs – beispielsweise die Beiträge zu den Kryptowährungen. Auch Marcel trifft durch seine Arbeit bei FOCUS Magazin viele Experten. Und auch Johanna und ich arbeiten als Journalisten. Dazu gehören zum Beispiel auch Anrufe bei Verbraucherzentralen. Durch mein VWL-Studium hatte ich schon vorher ein Gefühl für das Thema und durch die regelmäßige Auseinandersetzung mit Finanzen, wachsen wir alle immer mehr in diese Welt hinein.

Damit zeigt ihr ja auch, dass jeder junge Mensch sich in das Thema Finanzen einarbeiten kann.

Genau! Wir nennen uns zwar Kleingeldhelden, aber wir haben auch keine Superkräfte: Jeder kann ein Kleingeldheld sein oder werden!

Unter anderem führt ihr eure Leserinnen und Leser an das Thema Steuererklärung heran. Spielt diese auch schon für uns Studierende eine Rolle?

Ja, denn eine Studentensteuererklärung lohnt sich. Der Staat belohnt sozusagen, dass das Studium für eine lange Zeitspanne hohe Ausgaben verursacht, obwohl Studierende noch kein Geld verdienen. Beim Berufseinstieg werden diese Ausgaben teilweise salopp gesagt gutgeschrieben, um den vorherigen Verlust auszugleichen. Die gute Nachricht ist, dass diese Studentensteuererklärung bis zu vier Jahre rückwirkend erstellt werden kann.

Braucht also jeder Studierende einen Steuerberater?

Zum Glück ist das nicht der Fall. Dennoch war ich zunächst wegen der Unübersichtlichkeit und den vielen Formularen etwas überfordert: In meinem Blog-Beitrag „Die Steuererklärungs-Mission“ [Hinweis: Link am Ende des Textes] kann man nachlesen, wie ich mich durch diese Bürokratie gekämpft habe. Wir empfehlen dazu das Programm „Elster“, das von den deutschen Finanzämtern unterstützt wird. Die Steuererklärung kann mithilfe dieses Programms am PC gemacht werden. Außerdem meldet das Programm automatisch Leerstellen und Fehler, wodurch jeder – auch ohne Steuerberater – seine Steuererklärung machen kann.

Inwiefern hat euer Newsletter auch deinen eigenen Umgang mit Geld verändert?

Ich habe den Eindruck, dass man vor allem ein Gefühl für die Finanzwelt entwickelt: Man versteht, wie ein einziger Twitter-Kommentar von Trump zum Beispiel Aktionäre in den USA verunsichert und dadurch auch Auswirkungen auf mein angelegtes Geld haben kann. Am Anfang hatten mich die komplexen Themen erstmal erschlagen – ich fühle mich jetzt viel sicherer und merke vor allem, dass wir jungen Menschen uns ohne Angst an unsere Finanzen wagen müssen, um selbstbestimmt leben zu können.

Durch den Newsletter erhalten eure Abonnenten regelmäßig Tipps zum Sparen – welche Tipps kannst du Studierenden abschließend geben, um überhaupt „kleines“ Geld beiseitelegen zu können?

Im Rahmen einer Sparchallenge auf Instagram habe ich richtig gemerkt, an welchen Ecken man zu viel Geld ausgibt. Ein Kaffee an der Uni kostet zum Beispiel weniger, wenn man einen Mehrwertbecher, den Freiburg-Cup, mitbringt – außerdem kommt das der Umwelt zugute. Ein weiterer Spartipp betrifft Mietwagen in den USA, Neuseeland oder Australien: Sogenannte Transfer-Cars können schon ab einem Euro gemietet werden. Das liegt daran, dass Autos zum Beispiel nur auf einem Weg von Las Vegas nach Los Angeles gemietet wurden. Um die Fahrzeuge zurückzubefördern, werden oft sehr günstige Tarife angeboten. Außerdem lohnen sich für Studierende vergünstigte Zeitungsabos und natürlich Foodsharing – für noch mehr Anregungen gibt es unseren Newsletter, der regelmäßig Spartipps an alle Kleingeldhelden versendet!

Info

Mehr Spartipps und einen umfangreichen Einstieg in die Welt der Finanzen gibt es auf dem Blog der Kleingeldhelden oder in der Kleingeldhelden-League auf Facebook.

Auch Sabina Kists Erfahrungen mit der Steuererklärung sind hier zu finden.

Abonnentinnen und Abonnenten des Kleingeldhelden-Newsletters werden jeden Freitag per E-Mail über neue Blog-Beiträge und Anregungen zum Kleingeldheldentum informiert. Zur Anmeldung geht es hier.

Teaser: uniCROSS /WK, Porträt Sabina Kist: privat.
Veröffentlicht am 6. Juni 2018

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