Album der Woche: Mattiel – Mattiel

Album der Woche: Mattiel – Mattiel

Wenn zwei veröffentlichte Tracks reichen, um von Jack White auf Tour mitgenommen zu werden, zeugt das von Qualität. Die Musikerin Mattiel hat das geschafft und veröffentlicht nun ihr selbstbetiteltes Debüt. Das wurde vorfreudig erwartet: Bereits ihre erste 7″-Single hatte für Wirbel gesorgt. Mattiel klang und klingt auch auf ihrem Debüt, als wäre sie aus der Ära des Soul-Rock, Anfang der Siebziger auferstanden, und sie macht großartige Popmusik!

Wie es amerikanischer nicht sein könnte, beginnt die Geschichte von Mattiel auf einer Farm in Georgia. Ihre Kindheit verbringt die bürgerliche Mattiel Brown größtenteils bei ihrer Mutter, bis sie nach ihrer Ausbildung als Werbedesignerin in Atlanta Fuß fassen kann. Die Ambivalenz zwischen ländlichem und städtischem Amerika, die Browns Biogaphie widerspiegelt, lässt sich auch auf Mattiel in vielen Momenten wahrnehmen. So könnte beispielsweise die Vorabsingle “Count Your Blessings” von Lee Hazlewood in bester Post-Western Manier komponiert  worden sein, während das Arrangement des Single vielmehr den engen Konventionen des zeitgenössischen Soul-Pop entspricht. Ähnlich ist es auch bei “Baby Brother”, einem der Highlights des Albums. Die eröffnende Brass-Section rollt einen roten Teppich aus, für Browns gleichzeitig so altmodisch und modern Inszenierte Stimme, irgendwo zwischen Angel Olsen und Nancy Sinatra. Es könnte nur eine Frage der Zeit sein, bis ein gewisser Quentin Tarantino auf dieses Juwel aufmerksam werden wird, und es zu einem neuen “Son Of A Preacher Man” macht.  

In Zeiten des Trumpismus stellt sich auch die amerikanische Musikszene immer öfter dem Konflikt zwischen der konservativen Erhaltung des Ur-Amerikanischen, und dem notwendigen Wandel, der der Kultur erst ihre Relevanz verleiht. Vielleicht ist Mattiel eine der Antworten auf diesen Konflikt. Ein Album, so strotzend von Zitaten aus einer der goldenen Ären amerikanischer Musik, dabei jedoch so modern wie zeitlos, dass es ebenso Fans in den großstädtischen Hipsterszenen, wie im kleinstädtischen, “alten” Amerika gewinnen wird. Ein Album, das eint – etwas, das nicht nur die Vereinigten Staaten aktuell gut gebrauchen kann.  

von Maximilian Heß

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Mehr zur Platte erfahrt ihr am Dienstag, 10.07.2018, ab 19.00 Uhr

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Veröffentlicht am 10. Juli 2018

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