“How Black was my Forest?”

“How Black was my Forest?”

Obwohl die Abendsonne die Bühne und das Publikum angenehm in ihr goldenes Licht taucht ist es relativ leer an diesem Freitagabend in der Fürstenberg Arena. Über 50 Euro für einmal Alt-J an der frischen Luft – das war Einigen wohl doch zu viel, da hilft auch nicht, dass man gleich hinter der Bühne pittoresk die Tannenwipfel des Schönbergs erspähen kann. Die Band, bestehend aus Joe Newman, Thom Green und Gus Unger-Hamilton lässt sowieso noch auf sich warten. Zuerst ist die Vorband Honne dran.

Honne versuchen das Publikum zum Mitsingen zu bewegen und als das, was da aus dem Publikum zurückschallt, dem Sänger nicht lautstark genug erscheint, hält er kurzentschlossen einer Konzertgängerin das Mikro vor den Mund. Das schiefe, etwas lallende Resultat bekommt auch noch der letzte abgelenkt würstchenkauende Zuschauer am Pommes-Stand ganz hinten mit. Im Gegensatz zu Honne sind Alt-J nicht besonders redselig. Diese Zurückhaltung verwundert aber nicht weiter, denn die drei stehen sowieso die meiste Zeit des Konzerts im Halbdunkel, in sanften Schimmer der LED-Lichtshow getaucht, die im Hintergrund der Bühne die Blicke auf sich zieht. Angepasst an die Songs liefern sie das optische Highlight, dass die drei eher steif auf der Bühne stehenden Musiker nicht unbedingt bieten.

Die spektakuläre Lichtshow deutet es schon an: Alt-J sind der Sparte entwachsen. Auch ihr Publikum ist ein Spiegelbild ihres Erfolgs, aber auch ihrer Vielseitigkeit. Der junge Mann in Adiletten und Joy Division Shirt nickt angetan mit, genauso wie das mittelalte Pärchen, das dauerhaft mit dem Smartphone filmt und dabei umgedrehte Obey Cappies trägt. Am Rand der Menge wird barfuß ab dem ersten Song ekstatisch mitgetanzt. Platz ist ja genug. Eine der wenigen Redebeiträge der Band gibt es beim neunten Song des Abends “Every Other Freckle” bei dem Gus am Keyboard seinen Einsatz verpasst. Ein paar Worte werden gewechselt, er hört Joe wohl nicht richtig, alles klar, es wird kurz an der Technik gefeilt. Nochmal von vorne.

Gegen Ende des Konzerts gibt es dann auch noch ein bisschen lokalen Fan-Service: Beim Song Pleader besingen die Briten im Original eigentlich das tiefe Grün eines Tals, aber im Hintergrund ragen natürlich die schon erwähnten Tannenwipfel, daher fragen sie: “How black was my forrest?” Die, auch bei ruhigeren Liedern wie diesem, ekstatisch Mittanzenden neben uns scheinen diese Anspielung nicht zu bemerken, begeistert sind sie trotzdem.
 Nach drei Zugaben ist das Konzert vorbei, das letzte Lied des Abends ist “Breezeblocks”, der wohl bekannteste Song der Band. Bei der aus dem Kinderbuch Where The Wild Things Are stammenden Zeile “Please Don‘t go, I love you so!” Singt das Publikum so laut mit, wie bisher noch zu keiner Zeit des Abends. Man könnte meinen, sie singen die Worte, damit Alt-J noch ein bisschen länger spielen. 50 Euro sind schließlich ganz schön viel Geld.

Text: Marie-Nella Hoffmann; Fotos: Maximilian Heß
Veröffentlicht am 14. August 2018

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