Die Leere im Kopf

Die Leere im Kopf

Klausurenphase – nicht gelernt, schlimmer Kater, fiese Erkältung. Eine stressige Zeit, in der viele Ängste entstehen können. Eine davon: Ein völliger Aussetzer in der Prüfung, der Blackout. Doch warum passiert das eigentlich und wie kann ein kühler Kopf bewahrt werden? Außerdem: Stressbewältiung im Alltag und was gegen Stress hilft.

Das Blatt bleibt leer, an vorher Gelerntes kann man sich partout nicht erinnern und der Nervenzusammenbruch scheint kurz bevorzustehen. Auch bei mündlichen Prüfungen oder Referaten kann es zu einem Blackout kommen, die uns die Sprache verschlägt und die Gedanken lähmt.

Eine der wohl häufigsten Ursachen für dieses Phänomen ist Stress, in verschiedensten Formen und Intensitäten. Das heißt aber nicht, dass jeder, der gestresst im Prüfungsraum sitzt, auch automatisch einen Blackout haben wird. Wie kommt es also bei manchen Menschen zu so einer starken Reaktion?

Dr. Tobias Stächele, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für biologische und differentielle Psychologie und Leiter der Ambulanz für stressbedingte Erkrankungen an der Universität Freiburg, definiert Stress als eine „Reaktion des Körpers auf Herausforderungen und Bedrohungen“, die von biologischen oder psychosozialen Faktoren ausgelöst werden können. Dabei spielen vor allem solche Situationen eine Rolle, die nicht wirklich kontrollierbar seien, neu erscheinen oder mit Angst vor einem schlechten Ergebnis verbunden seien. Eine Prüfung kann also genauso belasten wie ein Konflikt mit dem Partner, finanzielle Sorgen oder manchmal nur schon ein Behördengang.

Die Stress-Welle

Unser Körper reagiert zur Bewältigung der Herausforderung unter anderem mit erhöhter Energiebereitstellung, indem er zum Beispiel die Muskelanspannung erhöht und den Blutzucker beeinflusst. „Man kann sich das vorstellen wie eine Welle, die dann normalerweise wieder runtergefahren wird“, sagt Dr. Stächele. Der Höhepunkt dieser Welle sei meist von unterschiedlichen Gefühlen geprägt, die bestimmte Verhaltensweisen auslösen. Ärger könne zum Angriff führen, Angst zum Rückzug vor anderen und Überforderung lasse uns erstarren und einfrieren. Beim Blackout schaffen wir es also nicht mehr, die „Stress-Welle“ herunterzufahren, Gefühle, Gedanken und Körper bleiben angespannt. Was hilft nun, um sich zu beruhigen?

Anhalten und durchatmen

Wichtig sei es, sich zuerst einmal selber einzugestehen, dass jetzt gerade etwas nicht stimme und man eine Pause brauche. Um negative Gedankenmuster zu vermeiden, empfiehlt Dr. Stächele zum Beispiel Wahrnehmungslenkungsübungen. Aus dem Fenster schauen, auf Gerüche achten, die Konzentration auf den Körper richten.  „Alles, was selbstgesteuerte Kontrolle steigert, hilft. Alles, was gedanklich noch mehr Unruhe auslöst, nicht“.

Ansonsten gelte es auch in einer Blackout-Situation, individuelle Methoden zu finden, die beim Entspannen helfen, rät Dr. Stächele. Das kann ein Glas Wasser und ein Toilettengang sein, ebenso wie eine kleine Achtsamkeitsübung oder ein Glücksbringer. Zum Senken des überhöhten Stresslevels sind auch kurze Muskelanspannungsübungen geeignet, beispielsweise durch Auf- und Abgehen von Treppen.

Beim Bearbeiten der Aufgaben ist es außerdem hilfreich, sich auf das zu konzentrieren, was man sicher weiß und lieber manches auszulassen, statt komplett abzubrechen.

Wer seiner Prüfungsangst frühzeitig vorbeugen will, sollte sich ausreichend vorbereiten und zeitlich gut organisieren, wobei auch hier parallele Erholung nicht fehlen darf. Weiterhin kann auch mit anderen zusammen in einem Prüfungsangstseminar an den eigenen Problemen gearbeitet werden. Entsprechende Seminare in der Region bietet das Studierendenwerk Freiburg an.

Das Bild von Stress als zu vermeidendes Übel belastet – vielleicht kann das schon ein anderer Gedankenansatz ändern. Dr. Stächele sagt: „Bitte verhindern Sie niemals Stress! Also Stress im Sinn von ‚Ich bin lebendig, ich muss Sachen bewältigen‘.“ Wer also lernt, das Maß der Anstrengung und des Drucks zu steuern, dem macht das Feindbild Blackout in der Klausur hoffentlich ein bisschen weniger Angst. Deshalb – auf ein Leben mit gesundem Stress und bestandenen Prüfungen!

Stressbewältigung im Alltag

Stress – was tun dagegen? Auf der Suche nach neuen Möglichkeiten stößt die Forschung auf interessante Zusammenhänge und Ideen. Können also auch Gerüche oder Freunde helfen?

Was hilft gegen Stress?

MBSR – was ist das und wie kann es gegen Stress helfen? Es handelt sich um einen Ansatz, bei dem man sich selbst näherkommt, sagt Dr. Johannes Latzel. Die Freiburgerin Heike Spöri hat einen dieser Kurse ausprobiert.

Info

Hier findet ihr Beratungsseminare des Studierendenwerks Freiburg, auch zur Prüfungsangst: www.swfr.de/beratung-soziales

Die Psychotherapeutische Ambulanz für stressbedingte Erkrankungen der Uni Freiburg bietet individuelle Diagnostik, Beratung und Psychotherapie bezüglich Stress und dazugehörigen Lebens- und Arbeitssituationen an: Stress-ambulanz@psychologie.uni-freiburg.de, Tel.: 0761 – 203 97720

Besuchsadresse: Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Stefan-Meier-Straße 8, 4.OG

Für die neue Riechstudie der Abteilung für Biologische und Differentielle Psychologie der Uni Freiburg werden Paare im Alter zwischen 22 und 40 Jahren gesucht, die seit mindestens einem Jahr zusammen sind. Für die Teilnahme an der Studie gibt es eine finanzielle Aufwandsentschädigung: www.unipark.de/uc/psychobio

Eine Gemeinschaftsproduktion von Franziska Heck, Pascal Alius, Charlotte Meier (Foto), Rahmen des Seminars „Einführung in den crossmedialen Journalismus“ für Studierende der Medienkulturwissenschaft.

Seminarleitung, Redaktion: Silvia Cavallucci, Ragna Plaehn, Andreas Nagel

Veröffentlicht am 6. September 2018

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