Album der Woche: Mavi Phoenix – Young Prophet II

Album der Woche: Mavi Phoenix – Young Prophet II

Das Pop-Business folgt seit jeher gewissen Regeln. Eine davon ist, dass im Indepedent-Bereich Alben entstehen, die stilprägend für Mainstream-Releases der folgenden Jahre sind. Dieser Logik folgend ist Mavi Phoenix mit ihrer EP “Young Prophet II” eigentlich zu spät dran, schließlich weckt die EP Assoziationen mit den ganz Großen der zeitgenössischen amerikanischen Popmusik. Das wirklich beeindruckende ist aber, dass die junge Österreicherin mit ihrer EP erneut Maßstäbe setzt, an denen sich auch die Kolleginnen aus den Staaten messen müssen.

Mavi Phoenix, die mit bürgerlichem Namen Marlene Nadler heißt und aus Linz kommt, traut sich mit ihrer neuen EP an Stile heran, die eigentlich durch den Mainstream der letzten Jahre für immer überbenutzt schienen. Und bei einem ersten, oberflächlichen Anhören der sechs Tracks kommen einem tatsächlich erstmal die großen des Business in den Sinn. Eine Hook wie in “Ibiza” erinnert an die aktuelle Beyoncé, die Trap- und Dancehall-Anleihen aus Prime könnten auch von der neuen Kodak Black Platte stammen. Phoenix mäandert durch längst bebaute, gentrifizierte und zubetonierte Klangtäler. Wieso ist die EP also neu, aufregend, und überhaupt gut?

Young Prophet II ist deshalb außergewöhnlich, weil die Stilistik zeitgenössischer Musik, die in der EP überall zu finden sind, nicht als kultureller Code genutzt werden, wie es im Breiten-Pop oft vorkommt. Viel mehr spürt man die grenzenlose Lust von Mavi Phoenix, mit Instrumenten wie Auto-Tune, Vintage-Synthie-Hooks oder Stimmverzerrern kreativ zu sein. Und so entstehen die besten und innovativsten sechs Tracks, die es seit langer Zeit in diesem, eigentlich für den Indie toten, Genre gibt.

von Maximilian Heß

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Mehr zur Platte erfahrt ihr am Dienstag, 23.10.2018, ab 19.00 Uhr

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Veröffentlicht am 23. Oktober 2018

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