Album der Woche: Parcels – Parcels

Album der Woche: Parcels – Parcels

Das hat dann doch länger gedauert als gedacht – Als ich die Parcels vor gut anderthalb Jahren bei einem Festival zum ersten Mal auf der Bühne sah, waren ich und das anwesende Publikum uns bereits einig, dass wir gerade der Geburt des nächsten ganz großen Pop-Phänomens beiwohnten. So grandios unattraktiv jedes einzelne der vier Bandmitglieder für sich auch war, als Band strahlte das Quartett eine unfassbare Sexyness aus. Die Musik schien sie förmlich zu verwandeln.

Spätestens als das Gerücht von einer Zusammenarbeit mit Daft Punk die Runde machte, schien für mich die steile Karriere der Parcels besiegelt. Ihre ansteckende Kombination aus Chic-Gitarren und Harmoniegesängen, die von Brian Wilson arrangiert zu sein schienen, brachte ihnen sogar einige Plays bei Formatradios ein. Dass sie sich auf ihrem Debutalbum jetzt nicht noch weiter in die Disco hereinwagen, muss ihnen daher fast als subversive Geste angerechnet werden.

Zwar gibt es auf dem schlicht selbstbetitelten Album noch Songs wie die Vorabsingle „Tieduprightnow“, die in Sachen Funkyness und Eingängigkeit durchaus Get-Lucky-Qualitäten aufweist, der Großteil der zwölf Tracks sucht den Mainstream-Erfolg aber nicht mit dem Holzhammer. Vielmehr mäandert die Musik im unteren bpm-Bereich durch nostalgische Soundlandschaften. Auch ein Saxophon-Solo hätte man hier als logisches Element akzeptiert (man bangt unbegründet). Das Album endet mit der absurden Idee, den vergessenen Berliner MC Dean Dawson die Credits auflisten zu lassen. Dabei wird auch der Bandname nochmals fleißig genamedroppt: „It’s the debut album baby, the Parcels!“ – Als wäre eine Erinnerung nötig…

von Julian Tröndle

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Mehr zur Platte erfahrt ihr am Dienstag, 16.10.2018, ab 19.00 Uhr

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Veröffentlicht am 16. Oktober 2018

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