Ein postmodernes Kammerstück

Ein postmodernes Kammerstück

Mitglieder der englischsprachigen studentischen Theatergruppe maniACTs führen am 3., 4. und 5. November 2018 das Stück „Crave“ von Sarah Kane im Theatersaal der Alten Universität auf. Das intensive Kammerstück der provokanten Dramatikerin verlangt den studentischen Schauspielerinnen einiges ab. Bianca hat eine Probe besucht.

Die maniACTs stehen für unterhaltsames, gut gespieltes und abendfüllendes Theater in englischer Sprache. Angestoßen von Regisseurin Sarah Busch haben Mitglieder des maniACTs Ensembles nun zum ersten Mal außerhalb der Semesterproduktion ein Spin-off auf die Beine gestellt, eine sogenannte maniACTs studio production.

Das passt, denn Sarah Kanes „Crave“ stellt auf mehrfache Weise eine Abweichung von den üblichen Stücken der Theatergruppe dar.

Das Kammerstück ist so postmodern wie keine maniACTs Produktion zuvor. „Crave“ folgt keinem Plot, wohl aber vier Persönlichkeiten: A (Daniela Zib), B (Sabīne Sientina), C (Mia Altenburger) und M (Jana Hinrichs). Diese Namen findet man allerdings nur im Manuskript. Auf der Bühne in der Mitte des Theatersaals bleiben die Persönlichkeiten anonym. Sie stehen meist voneinander abgewandt, während sie sich in ihren litaneiartigen Monologen gegenseitig anreden und aneinander vorbei reden.

Es geht um Gewalt – psychische wie sexuelle – und immer wieder um enttäuschte Liebe und verdrängtes Trauma. Im Gegensatz zu anderen Werken Sarah Kanes, worin es schon mal zu Amputation und Kannibalismus kommt, bleibt es dabei jedoch bei verbalen Gewaltakten. Die haben es allerdings in sich, wenn Vergewaltigungen in der Opfer- und in der Täterrolle beschrieben werden.

“Die Worte sprechen für sich.”

Sarah Busch kennt das Stück gut, und das nicht nur als Regisseurin. Sie selbst spielte einst in einer deutschsprachigen Produktion „C“. In dieser schnörkellosen Umsetzung in Co-Regie mit Achim Oestmann hat sie sich zurück auf das minimalistische Stück besonnen: „Die Worte sprechen für sich. Bei vielen Zeilen habe ich meinen Schauspielerinnen gesagt, dass sie sich in ihrer Darstellung zurückhalten können, das reicht einfach. Große Effekte mit Gesten, Licht- und Soundeffekten braucht es meiner Meinung nach nicht.“

Mit drei Aufführungen, einer Spielzeit von unter einer Stunde und einem Ensemble von nur vier Schauspielerinnen auf der kleineren Bühne des Theatersaals der Alten Universität ist die Aufführung ungleich intimer und kleiner im Umfang als die üblichen maniACTs Stücke. Dadurch kann die schauspielerische Leistung der vier Hauptrollen zur Geltung kommen.

Im Kontrast zur Nähe zur Bühne und den Schauspielerinnen ist das Stück jedoch gewollt komplex und undurchdringlich. Handelt es sich um vier Personen mit einer gemeinsamen Vergangenheit? Oder um vier Fremde mit einer möglichen Zukunft? Oder beobachten wir gar nicht einzelne Menschen, sondern Chatbots, vier abstrakte Rollen oder Facetten einer Persönlichkeit? Das bleibt der Interpretation des Zuschauers überlassen. Durch geschickte Anordnung der Schauspielerinnen und mit einer impressionistischen Choreographie findet „Crave“ am Ende jedenfalls so etwas wie Katharsis.

Info

Was? „Crave“ von Sarah Kane

Wann? 19:30 am 3., 4. und 5. November

Wo? Theatersaal der Alte Universität, Bertoldstraße 17

Preis: 7 Euro / Ermäßigt: 5 Euro

Tickets gibts unter tickets@maniacts.de oder an der Abendkasse.

Fotos: Bianca Bellchambers
Veröffentlicht am 31. Oktober 2018

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