Skispringen im Keller

Skispringen im Keller

In der Bibliothek sitzen und lernen kann Spaß machen, tut es aber nicht immer. Spannender kann es da sein, zu ergründen, was die orange gekleideten Skispringer im Kellerlabor der Sportuni tun. Außerdem: Wie sorgen Beschäftigte der Uni für genügend Bewegung während der Arbeit und wie lassen sich Spitzensport und Studium vereinbaren?

Da im Studium der Fokus auf dem wissenschaftlichen Lernen und Forschen liegt, vermissen viele Studierende den Praxisbezug in ihrem Studium. Theorie wird gelernt, aber oftmals scheint die Verbindung zu einem zukünftigen Beruf weit weg. Viele meinen, dass einiges aus dem Studium nur für diejenigen nützlich sei, die später in der Forschung arbeiten oder eine akademische Laufbahn einschlagen wollen und somit das universitäre Feld nie verlassen. Praktika gibt es in vielen Studiengängen nur einmal während des Studiums und so fehlt ein wenig die Vorstellung von der Praxis.

Kooperationen sorgen für Praxiserfahrung

So weit weg vom Alltag ist die Praxis im Studium aber gar nicht, wie das Beispiel des Sportinstituts der Uni Freiburg zeigt. Das Institut hat beispielsweise die Aufgabe die Skisprung-Nationalmannschaft beim Training wissenschaftlich zu unterstützen. Sportstudent Jakob Ketterer ist als einer von zwei Studierenden Teil des Projekts und assistiert bei den Messungen. Er schreibt seine Masterarbeit über diese Messungen und wird helfen, die erhobenen Daten zu analysieren.

Die Uni Freiburg und auch das Sportinstitut kooperieren mit vielen Partnern außerhalb der Universität. Dazu gehört auch das Bundesinstitut für Sportwissenschaft, dass in Freiburg ein einjähriges Projekt in Auftrag gegeben hat. Untersucht werden dabei die Absprungbewegungen von Skispringern am Ende der Schanze. Durchgeführt werden diese Analysen im Keller des Sportinstituts unter der Leitung von Dr. Benedikt Lauber, der seine Habilitation im Bereich Sportmotorik schreibt. Der Versuchsaufbau scheint zu erst recht simpel, so besteht er doch lediglich aus einer etwa fünf Meter langen Holzrampe, deren Ende den Absprungpunkt symbolisiert und einem Brett mit Inliner-Rollen an der Unterseite. Die Springer rollen zuerst mit Skischuhen, dann ohne auf dem Rollbrett die Rampe herunter um eine Skischanze zu simulieren. Unten angekommen wird abgesprungen, denn der Absprung ist das Objekt der Untersuchung.

Richtig imposant wird es, wenn man sich der sechs Highspeedkameras gewahr wird und die Monitore und komplizierten Verkabelungen auf dem Boden bemerkt. Ein weiterer Punkt, der diese Begebenheiten von der Spielidee experimentierfreudiger Kinder unterscheidet, ist die Tatsache, dass an diesem Mittwoch vor dem Sommerspringen in Hinterzarten auf dem Stuhl am Ende der Rampe, von dem aus nach unten gerollt wird, die Mitglieder des A und B Kader der deutschen Skisprungnationalmannschaft Platz nehmen. Mithilfe der Kameras wird bei den verschiedenen Sprüngen, von denen jeder Athlet mindestens 18 durchführt, ein dreidimensionales Modell erstellt.

„Wir vergleichen das Modell, also den Ist- mit dem Sollzustand“, erklärt Dr. Lauber. Wichtige Eckdaten dafür seien etwa die Winkel der Gelenke, die Absprunggeschwindigkeit und eventuelle motorische Asymmetrien. Dies seien einige der biomechanischen Parameter, die man als verantwortlich für den Erfolg und damit die absolute Sprungweite identifiziert hat. „Wir wissen noch nicht was der wichtigste Parameter beim Absprung ist, das wollen wir mit den Versuchen herausfinden“, berichtet Jakob Ketterer, der hinter den Monitoren sitzt und das entsprechende Programm startet, bevor es losgehen kann.

Praxisbezug auch außerhalb des „universitären Nexus“

Jakob wusste schon früh im Studium, dass er in die Biomechanik gehen möchte und er weiß auch, dass er damit einigen seiner Kommilitonen in puncto Berufswunsch voraus ist. Neben seiner Assistenz beim Projekt mit der Skisprung-Nationalmannschaft, welches als Teil seiner Masterarbeit zu Studium gehört, arbeitet er schon einige Zeit als Hilfswissenschaftler (HiWi) in der Sportmotorik. Eine Tätigkeit, die ihn erfüllt und von der er sich für seinen zukünftigen Weg viel erhofft. Möglichkeiten für Studierende sich so einzubringen in der universitären Forschung sieht er viele.

Dr. Lauber sieht in der Motorik ebenfalls ein weites Feld, das auch in der Wirtschaft Anklang finde, etwa bei der simplen Frage wie eine Autotür zu konstruieren sei, um optimal Aussteigen zu können.

Das Sportinstitut will nicht nur so gut es geht Forschungspraxis vermitteln, sondern auch Brücken zu einem späteren Beruf zu schlagen. So werden etwa ein Drittel bis die Hälfte der Masterarbeiten extern, also im direkten Austausch mit Unternehmen geschrieben, erklärt Dr. Dominic Gehring, Dozent für Sportmotorik, der im Masterbereich als Studienfachberater fungiert. „Diese Kooperation mit den Unternehmen, bei denen teilweise zuvor auch schon Praktika absolviert wurden, kann dazu führen, dass die jeweiligen Studierenden nach dem Abschluss direkt übernommen werden.“ In Zahlen ausgedrückt erhielt das Institut in einer Abschlussevaluation von seinen Absolvierenden Noten im Bereich zwischen 1,8 und 2,3 in Bezug auf die Verknüpfung von Studium und Praxis.

Sportinstitut als Musterbeispiel

Diese Projekte werden innerhalb eines so genannten Mobilitätsfensters realisiert, welches im fünften Bachelor- beziehungsweise im dritten Mastersemester angeboten wird. Die Möglichkeiten der Projektrealisierung seien vielfältig, sagt Dominic Gehring. Es könnten etwa Pilotstudien für die Abschlussarbeit durchgeführt, in Kooperation mit Unternehmen vor Ort Projekte realisiert oder auch Praktika bei Einrichtungen der Gesundheitsförderung gemacht werden. „Das sind etwa Krankenkassen, Sportartikelhersteller oder andere gesundheitliche Zentren. Also quasi alles was sich mit der Wiederherstellung oder Optimierung von motorischen Körperfunktionen beschäftigt.“

Praxiserfahrung diene dazu das theoretische, allgemeine Wissen auf den konkreten und realen Einzelfall anzuwenden. Das komme bei den Studierenden gut an, weiß Gehring: „Ich glaube insgesamt sind die Sportstudierenden mit dem Praxisbezug sehr zufrieden.“

Wie sorgt ihr für genug Bewegung?

Wir haben Beschäftigte der Universität befragt, um zu erfahren, wie Sie während der Arbeit dafür sorgen, dass sie genug Bewegung bekommen.

Spitzensport und Vollzeitstudium

Basketball Bundesliga? Das hört sich nach großem Sport an. Krachende Dunks und unmögliche Würfe kommen einem in den Sinn. Nicht ganz so bekannt ist aber, dass in Freiburg auch Bundesliga Basketball geboten wird und das seit einigen Jahren. Hier sind es Frauen, die das orangene Leder in den Korb befördern, trainiert wird trotzdem genau so intensiv wie bei ihren männlichen Kollegen. Leben können Sie davon aber nicht, berufliche Weiterbildung ist daher unerlässlich. uniCROSS hat herausgefunden, wie die Eisvögel Freiburg Spitzensport betreiben und nebenher ihr Studium meistern.

Eine Gemeinschaftsproduktion von Marion Beauchet, Janosch Sauer und Niklas Raymann (Fotos) und  im Rahmen des Seminars „Einführung in den crossmedialen Journalismus“ für Studierende der Medienkulturwissenschaft.

Seminarleitung, Redaktion: Silvia Cavallucci, Ragna Plaehn, Andreas Nagel

Veröffentlicht am 9. Oktober 2018

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