“Du bist so symmetrisch!”

“Du bist so symmetrisch!”

Das Duo Klaus Johann Grobe tourt im Moment durch Deutschland. Wir haben Dani und Sevi anlässlich eines Konzertes in Hamburg getroffen und sie zu ihrem kürzlich erschienenen Album Du bist so symmetrisch befragt. Auch diese Platte liefert uns wieder charmante Diskonummern im Sinne der 70er, die allerdings deutlich geradliniger auf die Tanzfläche führen und diesmal ohne die liebgewonnen Hammond-Orgel auskommen müssen. Wie es dazu kam und ob sie selbst gern das Tanzbein schwingen, erzählten sie uns im Interview.

Ihr habt 2011 mit einer ziemlich krautigen EP begonnen und wart dann auch viel auf Psychedelia-Festivals unterwegs, obwohl ihr euch selbst nicht diesem Genre zuordnen würdet. Ist das neue Album ein bewusstes Statement in Richtung Disko und weg vom eher Schrullig-Krautigen?

Dani: Es ist nicht „weg von etwas“, also dass wir uns bewusst von Krautrock oder Psychedelischem distanzieren wollten – wir wollen uns einfach immer weiterentwickeln. Wir haben Skizzen gemacht und irgendwann gemerkt, dass es eine Richtung gibt, in die wir gehen möchten. Es war daher keine bewusste Entscheidung, sondern eher  „Trial and Error“ vielleicht.

Sevi: Wenn es ein Statement ist, dann ist es – wenn überhaupt – am ehesten Eines an uns selbst. Wir haben den Punkt anders gesetzt als zuvor, es war ein anderer Arbeitsprozess. Bei den letzten Alben haben wir noch viel hinterher gearbeitet, bis wir es dann irgendwann zeitmäßig abschließen mussten. Diesmal haben wir gesagt, das ist jetzt gut so, bevor wir fertig aufgenommen hatten. 

Auf dem neuen Album hat ein Synthesizer die Orgel ersetzt. Wieso habt ihr entschieden, dass ihr die Orgel loswerden wolltet?

Sevi: Das ist irgendwie gekommen, es hat sich nicht mehr richtig angefühlt. Live ist sie natürlich noch mit dabei, weil wir sie für alte Songs brauchen.

Dani: …dafür haben wir sie wieder aus dem Fluss herausgefischt (lacht).

Der Titel des Albums lautet „Du bist so symmetrisch“ – das klingt sowohl wie ein Kompliment als auch ein Vorwurf. Wie ist der Titel gedacht?

Sevi: Es ist tatsächlich so – wir sehen es sowohl als Kompliment, als auch als etwas, dass man jemanden mit Ärger an den Kopf werfen kann. Der Titel kam nach der Aufnahme zum Album – es war irgendwie schnell klar, dass das super passt: einerseits zur Platte und andererseits von der Aussage her.

In Deutschland seid ihr mit der neuen Platte deutlich präsenter als mit den Vorgängeralben – könnt ihr euch das erklären?

Sevi: Das wäre auf jeden Fall schön! Es ist ja mittlerweile das dritte Album, das rauskommt. Wir haben viel in Deutschland gespielt, von daher gibt es da sicher eine natürliche Entwicklung oder ein Interesse, das gewachsen ist. Wir waren ja nie komplett oder mehrere Jahre weg. Und den Rest verdanken wir vermutlich… unserem Promoteam (lacht).

Dani: Ich bin schon sehr froh, dass es immer noch funktioniert. Als Band hat man meistens eine kurze Lebensdauer: In einem Moment hat man´s kurz erwischt – da passt alles. Aber ich kenn das ja von mir: Wenn andere Bands ein, zwei, drei Alben veröffentlichen, ist das meist alles irgendwann ein bisschen ähnlich. Ebenso bei den Konzerten. Wenn ich die Band schon häufiger gesehen hab, dann verliert es so ein bisschen an Reiz. Und deshalb bin ich doch sehr froh, dass unser Projekt immer noch auf Gegenliebe stößt.

Sevi: Bisher war es ja auch vor allem die Presse, die sehr aufmerksam war. Aber heute beginnt ja erst so richtig unsere Tour – da wird sich zeigen, ob auch live das Interesse für Klaus Johann Grobe vorhanden ist.

Eure Musik ist vor Allem auf der neuen Platte, aber auch auf den Vorgängeralben tanzbar. Geht ihr eigentlich selbst auch gerne in die Disko oder tanzen?

Dani: Wir sind so Gelegenheitstänzer, glaub ich, die per Zufall irgendwo reinrutschen und dann macht es tierisch Spaß.

Sevi: Es kann auch super cheesy Musik sein, wenn es zum Abend passt. Aber bewusste Diskogänger sind wir nicht. Ich wüsste nicht, wann ich das letzte Mal war – vor 15 Jahren vielleicht?
Dani: Hm… so in den Ausgang gehen? Das kennen wir fast nicht.

Sevi: Darauf wurden wir übrigens beim letzten Interview hingewiesen, dass man das in Deutschland nicht sagt „in den Ausgang gehen.“ Ich weiß gar nicht, wie man das in Deutschland sagt – in den Club gehen?

Eure Texte klingen häufig so, als würdet ihr das singen, was euch gerade durch den Sinn kommt. Wie entstehen sie denn?

Dani: In den Kritiken steht das jetzt häufig – dieses „Stream of Consciousness“. Ich finde das eine extrem passende Beschreibung. Man fängt an, schaut wo die Reise hingeht und am Ende bearbeitet man es vielleicht noch ein wenig. Die Grundlage ist eigentlich immer dieser Bewusstseinstrom.

Sevi: Bei mir ist es eigentlich bis zum Abschluss. Ich feile kaum noch an den Texten. Es stehen da ein paar fixe Worte und am Ende muss man sich nochmal Zeit nehmen, weil man denkt – Mist, da fehlt ja noch Text. Aber es kein wochenlanges Grübeln, sondern sehr aus dem Moment heraus…

Dani: Man begreift erst später, um was es eigentlich geht.

Sevi: Ja, genau. Eigentlich ist das Stück immer fertig, bevor der Text steht.

Dani: Man muss ja auch sagen, dass es viel schwieriger ist, klare Texte zu schreiben, sodass es nicht direkt nach Deutschpopnummer klingt. Richtig gute Texte, das ist nochmal eine andere Liga.

Sevi: So etwas wie die Sterne oder die goldenen Zitronen, die fantastische Texte mit Gehalt haben und trotzdem nicht plump klingen. Das find ich echt schwierig und es wäre wunderschön, wenn man das könnte. Vielleicht irgendwann, aufs Alter hin (lacht). Mit der Weisheit.

von Julia Caspers

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Autoren:
Veröffentlicht am 22. November 2018

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