Julias Album des Jahres: Khruangbin – Con todo el mundo

Julias Album des Jahres: Khruangbin – Con todo el mundo

Die uniFM Musikredaktion lässt das Jahr Revue passieren und kürt ihre Alben des Jahres 2018. Redakteurin Julia hat sich von Khruangbins neuem Album Con todo el mundo überzeugen lassen.

Julia wäre gern ungefähr 1970 geboren, als Radio noch Radio war und nicht crossmedial, hat aber sonst Bock auf die Zukunft und findet Musik toll. Musiker ehrlicherweise noch ein bisschen mehr.

Nachdem die Band Khruangbin aus Houstin mit ihrem Debüt The Univserse Smiles Upon You im Jahr 2015 mit einer betörenden Mischung aus Funk, Soul und R´n´B an den Start gingen, haben sie in diesem Jahr den Zweitling veröffentlicht. Auf Con todo el mundo erweitern sie den musikalischen Horizont und erkunden dabei Mittleren Osten, Nordafrika und Irland. So unterschiedlich dies geografisch klingt, so treu bleibt sich Khruangbin jedoch was ihn unverwechselbaren Groove anbelangt, der auch gerne mal ins Psychedelische abdriftet.

Das Trio exploriert auf der neuen Platte auch eigene Wurzeln, erkennbar nicht zuletzt am Albumtitel, der eine Hommage an den mexikanisch-amerikanischen Großvater von Bassistin Laura Lee ist. Inhaltlich setzen Khruangbin teilweise politische Akzente, etwa im Track „Maria También“, der von der Situation iranischer Frauen vor der Revolution 1979 handelt. Wie auch schon beim Vorgänger funktioniert die Musik Khruangbins größtenteils instrumental – der Leadgesang wird häufig durch Mark Speers charakteristisches Gitarrenspiel ersetzt. Dazu gesellen sich das markant groovige Bassspiel von Laura Lee sowie Donald Ray “DJ” Johnson Jr am Schlagzeug, der die lässige Wirkung der Musik Khruangbins unterstreicht.

Man kann dem Album eine gewisse Gleichförmigkeit nicht absprechen. In ihrer Dynamik stechen vor allem das bereits erwähnte „Maria También“ hervor, das mehr Kante zeigt und Mark Speers kunstvolles Gitarrenspiel unter Beweis stellt . Auch in „Evans finds the third room“ gewinnt das Album durch das kraftvoll vorgetragenen „Yes!“ von Laura Lee an Antrieb. Insgesamt überzeugen die Tracks weniger durch Überraschungsmomente, als durch den sanften Flow, der sich nach dem Hören auch körperlich in einer tiefen Entspannung bemerkbar macht. So ist die Schwäche des Albums gleichsam auch seine große Stärke – wenn man gewillt ist, sich auf ein sinnliches, teilweise fast erotisch anmutendes Hörerlebnis einzulassen.

von Julia Caspers

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Foto im Beitrag: Florent Gallet
Autoren:
Veröffentlicht am 21. Dezember 2018

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