Vegan oder mediterran

Vegan oder mediterran

Die Frage nach der richtigen Ernährung wird kontrovers diskutiert – immer mehr Menschen, auch die drei Studenten Lars, Maximilian und Florian, leben vegan. Prof. Daniel König, Ernährungsmediziner des Instituts für Sportwissenschaft der Uni Freiburg sagt jedoch, dass aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse vor allem die mediterrane Ernährung empfehlen.

Vegan, mediterran, vegetarisch, pescetarisch, flexitarisch, frutarisch – die Debatten um das richtige Ernährungskonzept verlaufen oftmals hitzig und mit wenig Verständnis für die jeweils andere Seite. Dabei spielen viele Faktoren eine Rolle: Massentierhaltung und Ökobilanz, Tierleid und die eigene Gesundheit. Gerade in Zeiten, in denen in Industrienationen Übergewicht das Zivilisationsproblem schlechthin ist, wird natürlich nach Ursachen und besseren Ernährungsalternativen geforscht. Eine Option, gerade für viele junge Menschen: Vegane Ernährung.

Prof. Daniel König ist Leiter des Arbeitsbereichs Sport und Ernährung der Uni Freiburg. Er plädiert aus wissenschaftlicher Sicht dazu, auch ein anderes Konzept zu berücksichtigen: Die mediterrane Ernährung. Damit sei die Ernährung gemeint, wie sie traditionell noch bis vor circa 60 Jahren in einigen Regionen rund ums Mittelmehr üblich gewesen ist. Dazu gehöre vor allem das Olivenöl als Fettquelle, wenig rotes Fleisch – eine ausgewogene Ernährung mit viel Früchten, Gemüse und Fisch.

Florian Henninger, Maximilian Renner und Lars Rafeldt sind alle drei Mitglieder der Facebook Gruppe „Freiburg Vegan“, Studenten und Veganer. Lars und Maximilian hatten, bevor sie ihre Ernährung endgültig umgestellt haben, eine Übergangsphase als Vegetarier. Das war aber für beide nicht konsequent genug. Beim Herstellen von Milch und Milchprodukten werden durch die Viehhaltung zwangsläufig auch Tiere getötet, sagt Lars. Maximilian sieht außerdem Haltungsbedingungen und das Kükenschreddern als große Probleme in der Tierhaltung.

Ausgewogene Ernährung fordert Auseinandersetzung

Florian hat neben dem Studium eine Ausbildung zum Ernährungsberater absolviert. Er stimmt Prof. König zu, dass eine Ernährung reich an Gemüse, Hülsenfrüchten und ungesättigten Fettsäuren wichtig sei, sagt aber, dass tierische Produkte für eine gesunde Ernährung nicht notwendig und sogar kontraproduktiv seien. „Man muss sich natürlich informieren, um die Nährstoffe abzudecken, aber ich bekomme alles aus pflanzlichen Lebensmitteln. Ich brauche keine tierischen Produkte, um zu überleben.“ Es solle kein Tierleid verursacht werden, wenn es nicht unbedingt notwendig sei. Dem stimmt Maximilian zu und ergänzt: „Die Tierhaltung ist auf jeden Fall einer der größten Klimakiller. Als ich mich dann auch noch dazu durchgerungen habe, mir online Schlachtvideos anzusehen, da war es für mich keine Frage mehr, dass ich Veganer werden will.“ Für ihn spielt es dabei eine untergeordnete Rolle, ob eine vegane Ernährung die maximal gesündeste ist. Er sieht es als nicht notwendig, dass für unser Essen Tiere getötet werden und damit ist das für ihn ethisch nicht vertretbar. Auch für Lars, der neben dem Studium ein Fernstudium zum veganen Ernährungsberater absolviert, war es anfangs eine ökologische Frage, mittlerweile ist er vor allem aus ethischen Gründen Veganer.

Was den gesundheitlichen Aspekt betrifft ist König, im Gegensatz zu einigen Veganern, der Meinung, dass eine ausgewogene Ernährung zu der auch Fleisch und Milchprodukte zählen, durchaus gesund sei. Welche Mengen dabei empfehlenswert seien, sei aber noch immer unklar und schwer durch Studien zu belegen: „Darüber streiten sich seit vielen Jahrzehnten die Gelehrten. Vor kurzem kam eine große Studie raus, die sagte, wenn man zwei Mal pro Woche ein Stück rotes Fleisch isst, sei das sogar förderlich für die Prävention von chronischen Erkrankungen. Das ist also alles im Fluss gerade, aber man sollte seine Proteine sicher nicht nur aus Fleisch beziehen, sondern diese auch über pflanzliche Quellen zu sich nehmen.“

Auch bei Milchprodukten gebe es kontroverse Empfehlungen, allerdings auch keine große Studie, die wirklich nachweisen könne, dass der tägliche Konsum von Milch oder Milchprodukten ein gesundheitliches Problem darstelle. Dass man sich durch eine allzu fleisch- und fetthaltige Ernährung sehr ungesund ernähren kann, sei jedoch ebenso selbstverständlich. König sagt aber auch: „Wenn man sich wirklich bedarfsgerecht und ausgewogen ernähren will, ist das mit einer veganen Kost sicherlich aufwendiger und erfordert mehr Auseinandersetzung mit der Thematik, als es zum Beispiel bei der mediterranen Ernährung der Fall ist.“

Maximilian sieht das eher so, dass man sich mit einer veganen Ernährung leichter ausgewogen ernährt, als mit tierischen Produkten: „Man kann sich als Veganer ungesund ernähren, es gibt dafür das Wort Puddingveganer. Das ist jemand, der sich ausschließlich von Fertigprodukten ernährt. Aber es ist auf jeden Fall so, dass man eine vegane Ernährung sehr einfach sehr gesund gestalten kann.“ Vitamin B12 sei dabei das Einzige, was in jedem Fall in Tablettenform zugeführt werden muss, da es in Pflanzen nicht in für den Menschen verfügbarer Form existiere.

Schwierige Studienlage

Zur Frage, warum zur veganen Ernährung noch keine ausreichende, belastbare Studienlage existiere, sagt König: „Man kennt das zum Beispiel aus der Diskussion um die gesättigten Fette, wo wir auch nach Jahrzehnten noch nicht wirklich wissen, was eine optimale Fettzusammensetzung ist.“ Für Ernährung gebe es kein Placebo, wie es bei Arzneimitteln der Fall sei, wo man die Wirkform ganz einfach testen könne.

Lars meint jedoch, die Studienlage sei da schon recht gut und weist auch darauf hin, dass eine vegane Ernährung durchaus positive Effekte zeige: „So dünn, wie das häufig behauptet wird, ist die Studienlage nicht. Es gibt eigentlich sehr viele Studien, gerade auch was Herz-Kreislauf-Erkrankungen anbelangt, in denen eine vegane Ernährung hauptsächlich positive Ergebnisse zeigt.“

Ob das allerdings an der rein veganen Ernährung und der damit verbundenen anderen Nährstoffzusammensetzung liegt oder daran, dass Veganer sich durch eine bewusstere Ernährung mit viel Obst und Gemüse einfach gesünder ernähren als der durchschnittliche deutsche Fleischesser, der fast jeden Tag rotes Fleisch und zu wenig Gemüse zu sich nimmt, hält König für durchaus möglich allerdings noch nicht durch Studien bewiesen. Das Problem dabei sei, dass Veganer in Studien mit durchschnittlichen Fleischessern und nicht mit jemandem, der sich ausgewogen mediterran ernährt, verglichen werden.

Ernährung ist individuell

Die Frage nach der richtigen Ernährung kann dabei letztlich immer nur individuell beantwortet werden. König würde also einem Studierenden nicht unbedingt von veganer Ernährung abraten, er weist aber darauf hin, dass man sich gut informieren müsse. Vegane Ernährung könne für einen Menschen den richtigen Weg darstellen, für einen anderen aber problematisch sein. „Es gibt Komponenten in der veganen Ernährung, die jemand vielleicht nicht so gut verträgt. Sehr häufig ist es auch so, dass man sich erst langsam an bestimmte Dinge herantasten muss. Wenn man bisher wenig Brokkoli, Erbsen und Zwiebeln gegessen hat, dann ist der Magen-Darm-Trakt noch nicht darauf ausgerichtet, das zu verdauen.“ Dem stimmt auch Ernährungsberater Florian grundsätzlich zu: „Wenn jetzt jemand unbedingt vegan werden möchte, es für die Person aber einfach nicht möglich ist, das durchzuziehen, dann ist es trotzdem gut, wenn der- oder diejenige dann nur selten Fleisch isst und einfach mehr Gemüse, mehr Obst, mehr Vollkornprodukte und Nüsse zu sich nimmt.“

Vegane Ernährung kann auch für Sportler funktionieren

Eine vegane Ernährung kann außerdem durchaus mit einem sportlichen Leben vereinbar sein. Auch wenn die Studienlage noch sehr dünn ist, sagt König: „Es gibt, natürlich unter Beachtung der Supplementierung von B12, keinen Grund, warum man nicht auch erfolgreich mit einer veganen Kost Sport treiben kann.“

Am Sportinstitut wurde zu dieser Fragestellung eine Studie durchgeführt, in der ausgewogene Mischkost gegen vegan getestet wurde und die vegane Gruppe hat weder besser noch schlechter abgeschnitten. Dabei sei es natürlich wichtig, vor allem bei Kraftsportlern, auf eine ausgewogene Proteinzufuhr zu achten: „Bei pflanzlichen Proteinquellen muss ich bestimmte Proteingruppen kombinieren. Bei etwas Sachkenntnis ist das aber auch nicht wirklich schwierig, wenn ich beispielsweise Leguminosen, also Hülsenfrüchte, mit Getreide gemeinsam verzehre.“

Auch Lars und Florian machen regelmäßig Sport und konnten keinen negativen Effekt durch ihre Umstellung auf vegane Ernährung feststellen: „Ich habe mit dem Umstieg vermehrt Sport angefangen und dadurch bin ich natürlich fitter geworden. Ich würde das jetzt nicht unbedingt dem Veganismus zuschreiben. Aber es gibt auch Hochleistungssportler, die vegan leben“, sagt Lars.

Für diejenigen, die jetzt Lust bekommen haben etwas Veganes zu Kochen:

Vegane Spinat-Kichererbsen-Pfanne mit Kartoffel

Redaktionsmitglied Carolins Spinat-Kichererbsen-Pfanne mit Kartoffel

Für 2 Portionen Spinat-Kichererbsen-Pfanne mit Kartoffel braucht ihr:

200 g TK-Spinat (gefroren gewogen)
1 mittelgroße Zwiebel
1 Tl Olivenöl
200 g Kartoffeln (gekocht)
250 g Kichererbsen aus der Dose
1 Tl Chiliflocken
1 Tl Curry Pulver
Salz und Pfeffer

Zuerst schneidet ihr die Zwiebel und bratet sie anschließend mit dem Olivenöl in der Pfanne glasig. Dann gebt ihr den Spinat und etwas Wasser hinzu und legt einen Deckel auf die Pfanne. Jetzt wartet ihr bis der Spinat aufgetaut ist.

Als nächstes gebt ihr die Kichererbsen und die Kartoffeln, die ihr in kleine Stückchen geschnitten habt, hinzu und vermischt alles gut.
Nocheinmal etwa 3-4 Minuten warten, damit alles gleichmäßig durchwärmen kann, dann könnt ihr die Spinat-Kichererbsen-Pfanne mit Kartoffeln würzen. Wer es nicht so scharf mag, nimmt weniger Chiliflocken! Salz und Pfeffer nehmt ihr nach Belieben.
Die Spinat-Kichererbsen-Pfanne mit Kartoffeln schmeckt sowohl warm als auch kalt sehr gut. Ich esse sie inzwischen regelmäßig und liebe sie!
Manchmal toppe ich die Spinat-Kichererbsen-Pfanne mit Kartoffeln noch mit anderen Zutaten, hier zum Beispiel mit Avocado, aber auch Cherrytomaten oder Hefeflocken schmecken mir damit sehr gut.
Guten Appetit!

Mehr Rezepte von Caro KüchenVee auf ihrem Blog.

Info

Am 1. November jeden Jahres ist bereits seit 1994 Weltvegantag.

Die Mensa Rempartstraße wurde auch 2018 erneut von PETA mit drei Sternen als besonders veganfreundliche Mensa ausgezeichnet.

Fotos: Anna Greule (Teaser), Carolin Johannsen (Spinat-Kichererbsen-Pfanne)
Autoren:
Veröffentlicht am 6. Dezember 2018

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