Album der Woche: James Blake – Assume Form

Album der Woche: James Blake – Assume Form

Im Mai 2018 veröffentlichte James Blake die Electropop-Ballade „Don’t Miss It“, die Pitchfork einfach als „sad boy music“ abstempelte. Pitchfork entging damals allerdings das Wesentliche: Im zweiten Vers des Songs zeigte sich auf einmal ein neuer James Blake, James schien gut gelaunt, er wirkte verliebt, es sah so aus, als wäre James zum ersten Mal in seiner Discographie… glücklich. Sein neues Album Assume Form unterstreicht das nochmal.

Assume Form weist eine intensive Gefühlsänderung zu seinen vorherigen Alben, wie das 2013 erschienene melancholisch-depressive Overgrown, auf. Das Album widmet er seiner Freundin Jameela Jamil, seine Liebe ist förmlich spürbar, wenn er in „Can’t Believe The Way We Flow“ darüber singt, wie gut ihm die Beziehung tut. Sie sorgt dafür, dass die emotionale Kälte seiner bisherigen Projekte wie verflogen scheint. Songs wie sein Hip Hop Ausflug Mile High, entstanden in Kooperation mit Metro Boomin und Travis Scott und lassen ein weitaus wärmeres Soundbild zu. Die Kooperationen mit beispielsweise Andre 3000 oder der Neo Flamenco Künstlerin Rosalia, lassen ihn nicht mehr als traurigen Einzelgänger wirken, den er in seinen bisherigen Alben verkörpert hat.

Assume Form ist dabei aber kein Happy Go Lucky Pop Album, geworden. Blakes charakteristischer Klang bleibt ihm erhalten, seine Stimme klingt immer noch leicht brüchig, seine typischen Akkordtexturen dominieren die Songs weiterhin aus dem Hintergrund. Was dieses Album so anders macht ist viel mehr, dass James Blake sich erstmals selbst von einer positive Seite zeigt: Erstmals scheinen nicht Depression im Mittelpunkt zu stehen, sondern viel mehr ihre Bewältigung, herbeigeführt durch seine neugefundene Liebe.

So könnten die Fans der melancholischen alten Alben etwas enttäuscht vom vierten Studioalbum des Briten sein. Doch die Art und Weise, wie Blake sein altes Ich hinter sich lässt und offen zu gibt, dass es ihm gut geht, hat er in ein rund um gutes Album verpackt. Er bleibt soundtechnisch der Alte und erweitert seinen thematischen Horizont, weg vom Sad Boy Image. Und wenn er uns auf „Dont Miss It“ erinnert, den alten, traurigen, vom Schmerz gezeichneten James Blake nicht zu vermissen, dann tun wir das gerne, denn mit Assume Form ist ihm dieser Abschied bestens gelungen.

von Jan Knoeferl

Lust auf mehr? Hier geht’s zu allen Alben der Woche!

Mehr zur Platte erfahrt ihr am Dienstag, 22.01.2019, ab 19.00 Uhr

Mehr zu James Blake

Autoren:
Veröffentlicht am 23. Januar 2019

Empfohlene Artikel