Fieber im Januar., die rote Säule im Thermometer klettert immer weiter hoch, bis dass das Glasgehäuse dem Druck nicht mehr stand hält und das ganze Ding dir mit einem Riesen-Knall um die Ohren fliegt. Balthazar veröffentlichten letzten Freitag ihr neues Album Fever. erhitzte Rhythmen, orientalische Instrumente, und Gesang der zu einer Fata Morgana verschwimmt. Auch das: ein Riesen-Knall, der den Hörer*innen in die Ohren fliegt.

Fever: so heißt auch der Opener des Albums. Ein 6-minütiger Genuss für die Ohren, in dem ein durchgängiges Bass-Riff mit samtig-kratzigem Gesang und wechselnder Perkussion gewürzt wird. Balthazar bleibt auch 3 Jahre nach ihrem letzten Release simpel und souverän. Das ist wahrscheinlich aber auch das einzige, was die flämische Band beibehalten hat. Ihr Image-Wechsel sieht man deutlich im Clip von Fever. Schluss mit düsteren Straßenlichtern, theatralischen Inszenierungen und melancholischen Blicken in die Kamera. Der Clip wurde in der Wüstenlandschaft Teneriffas gedreht und trägt einen komischen Beigeschmack von Pauschalurlaub und überzuckerten Cocktails. Auch wenn er mich persönlich nicht ganz überzeugen konnte, kann das Lied es um so mehr.

Noch vor einem halben Jahr schien Balthazar passé zu sein. Nach dem letzten Album „Thin Walls“ hat die Band sich in Soloprojekten zerschossen und hatte damit sogar Erfolg. Warhaus wäre zum Beispiel das Soloprojekt von Sänger Marteen, das gerne auf Indie Radios gespielt wird und auch bei uns in der Playlist zu finden ist. Die Selbstbezogenheit der Künstler ist auf jeden Fall auch auf der Platte zu hören. Ihr Narzissmus schlingt sich durch alle elf Lieder und blüht in den prächtigsten Formen und Farben, heißt: ganz schön arrogant, aber eben auch schön. Bedauernswert ist außerdem, dass Patricia Vanneste, die einzige Frau in der Band, nicht auf der neuen Platte zu hören ist. Sie wird nun von Geiger Tijs Delbeke ersetzt. Balthazar sind also jetzt eine rein männliche Band, mit recht selbstüberzeugten Künstler, die dennoch gerade ein ausgezeichnetes Album veröffentlicht haben, welches vielleicht sogar in Indie-Jahrescharts eine tragende Rolle spielen könnte.

von Leonardo Khan

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Mehr zur Platte erfahrt ihr am Dienstag, 29.01.2019, ab 19.00 Uhr

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