Sizarr ist tot, lang lebe Sizarr! Seit sich die Electro-Indie-Pop Band im September auflöste, sind ihre ehemaligen Mitglieder in ihrer Kreativität nicht mehr aufzuhalten. Keyboarder P. A. Hülsenbeck bewegt sich nun im Ambient Pop, Drummer Goura Sou experimentiert mit Synthesizern. Frontmann Jungstötter hat vergangene Woche mit Love Is ein Pianopopalbum veröffentlicht, das die bisherigen Releases in den Schatten stellt.
Es sei gleich zu Beginn gesagt: Jungstötter hat mit Love Is ein Klangbild geschaffen, das in der deutschen Szene seinesgleichen sucht. Das Album klingt, wie ein rotes Samtsofa aussieht: Mysteriös, romantisch, abweisend und einladend zugleich. Jungstötters tiefe Baritonstimme lässt ihn gleichzeitig abgebrüht und zerbrechlich klingen. Der melancholische Klavierklang der Instrumentale illustriert diesen Zwiespalt organisch .
Spätestens bei Songs wie “I wonder why”, welches wie eine Mischung aus Film Noir und mittelalterlichem Minnesang klingt, sind dann auch die Vergleiche zu Großen ihres Fachs, mehr als berechtigt. Die Versatzstücke vermuteter Herbsttagmelancholie tauchen in Stücken wie “The Rain” immer wieder auf. Das ist allerdings eher Ausnahme als Regel. Das von Die Nerven-Gitarrist Max Rieger produzierte Album weiß klanglich durchaus zu überraschen. Beispielsweise wenn sich der titelgebende Song “Love Is” plötzlich von romantischem Instrumentalpop zu hartem Industrial im Stile eines Gesaffelsteins wandelt.
Jungstötter hat mit Love Is ein Album geschaffen, das ihn nicht nur vom ehemaligen Sizarr-Sound abhebt.Er bewegt sich auch in der deutschen Musiklandschaft in noch unerforschten Sphären. Sollte Jungstötter weiter an diesem Sound festhalten und ihn gar weiterentwickeln, könnte seine Musik stilprägend werden. Eines ist aber jetzt bereits klar: Jungstötter ist ab jetzt Solokünstler. Und das ist gut so!
von Jan Knöferl
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Mehr zur Platte erfahrt ihr am Dienstag, 05.02.2019, ab 19.00 Uhr
Veröffentlicht am 6. Februar 2019
