Fotos für die Forschung

Fotos für die Forschung

Ein Foto von der Dreisam knipsen und damit die Wissenschaft weiterbringen? Die Umweltnaturwissenschafts-Studentin Malin schreibt ihre Bachelorarbeit über den Wasserpegel der Dreisam und setzt dabei auf genau diese Form der Bürgerbeteiligung. Je mehr Fotos desto besser!

Wer an diesen Tagen an der Dreisam spazieren geht, wird dort an einigen Stellen Plakate der Professur für Hydrosysteme der Uni Freiburg entdecken. Sie machen die Fußgänger auf ein aktuelles Forschungsprojekt aufmerksam, welches sich mit dem Wasserstand der Dreisam befasst. Zum Sammeln der Daten bittet das Forscherteam um Mithilfe von Bürgerinnen und Bürgern. Mit der frei zugänglichen und kostenlosen App Crowdwater kann jeder Fotos von der Dreisam machen, die dann in den Datenpool der Forscher fließen.

Laien unterstützen Wissenschaftler

“Die Idee für Crowdwater stammt von zwei Doktoranden aus Zürich”, sagt Malin, die diese App nun selbst für ihre Bachelorarbeit nutzen darf. “Der Grundgedanke ist es, mit Bürgerbeteiligung langfristig Daten über Gewässer zu sammeln.” Dieser Ansatz der Citizen Science bezieht bewusst Laien und Nicht-Wissenschaftler in die Datenerhebung ein. Das Ziel ist dabei, eine große Datenmenge zu generieren. “Die Quantität relativiert dann auch Fehler, die bei den Laienmessungen passieren können”, sagt Malin. “Ein großer Vorteil dieser Methode ist außerdem, dass die Daten ohne großes Kapital erhoben werden können. Stationäre Messungen mit installierten Geräten sind dagegen sehr aufwändig und teuer.”

Eine solche permanente Messtation befindet sich in Ebnet. Dazu musste das Flussbett der Dreisam an einer Stelle einbetoniert werden, um Breite und Höhe genau zu bestimmen. Per Ultraschall wird hier nun der Wasserpegel gemessen und aufgezeichnet. Das Problem an dieser Messstation ist, dass der Pegel Ebnet speziell bei Niedrigwasser keine repräsentativen Messwerte für die ganze Dreisam liefert. Denn durch Zu- und Abflüsse entlang der Dreisam variiert ihr Wasserstand enorm.

Virtuelle Messstationen

Deshalb hat Malin über Crowdwater fünf weitere Messstationen an der Dreisam erstellt. Diese Stellen sind auf einer Karte in der App markiert und jeder kann dort Fotos machen, die Malin später auswertet. Wichtig ist dabei, dass auf dem Foto ein gewisses Referenzmerkmal zu sehen ist, zum Beispiel ein großer Stein oder ein Baum, zu dem dann der relative Wasserstand ermittelt werden kann. “Kompliziert ist das nicht”, sagt Malin. “Es gibt sogar ein kurzes Erklärvideo auf Youtube.”

Daten für die Natur- und Sozialwissenschaft

Malins Ziel ist es, anhand möglichst vieler Messungen entlang der Dreisam zu verstehen, wie die Pegelstände im Vergleich zum Stand in Ebnet variieren. Sie möchte außerdem einen Einblick erhalten, wie verschiedene Zu- und Abflüsse, die Industrie und die Abzweigung des Dreisamwassers für die Bächle den Wasserstand beeinflussen. “Ich hoffe, dass so viele Leute wie möglich Updates machen, damit wir möglichst viele und verschiedene Daten sammeln können”, sagt Malin.

Außerdem ist ihre Bachelorarbeit über Wasserpegel und Citizen Science eine Schnittstelle aus Natur- und Sozialwissenschaft. Sie möchte nämlich herausfinden, mit welcher Motivation Menschen an einem solchen bürgerbasierten Forschungsprojekt teilnehmen und Fotos machen. Dazu wertet sie Fragebogen von Crowdwater-Teilnehmer in der Schweiz aus. “Hätten wir in Freiburg mehr Teilnehmer gehabt, wäre es auch interessant gewesen das auszuwerten.” Bisher haben aber nur etwa zehn Forschungsinteressierte Fotos von der Dreisam über die App gemacht.

Bald muss Malin ihre Arbeit abgeben. Bisher hat sie zwar noch nicht genug Daten über den Dreisam-Wasserpegel, sodass ein aussagekräftiges Ergebnis noch aussteht. Gelernt hat sie aber jetzt schon, dass ein solcher Forschungsprozess sehr lange dauert und viel Zeit investiert werden muss, um Bürgerinnen und Bürger zu mobilisieren. Außerdem hofft sie, dass das Projekt auch über ihre Bachelorarbeit hinaus weiterläuft.

Malins Betreuer, Dr. Veit Blauhut von der Professur für Hydrosysteme, arbeitet nämlich parallel an einem größeren Projekt zum Thema Dürremanagement. Dadurch sollen mögliche Risiken und negative Folgen von Dürre an der Dreisam früh erkannt und minimiert werden können. In dieses Projekt werden Malins Daten und Ergebnisse einfließen. So lohnt es sich auf jeden Fall sich über Crowdwater an der Forschung zu beteiligen, sagt Malin. “Wenn das eines Tages helfen kann die Dreisam zu managen und Dürre vorzubeugen, haben wir ja alle was davon.”

Info

Mehr Infos und den Download der Crowdwater-App gibt’s hier: www.crowdwater.ch/de

Ein Erklärvideo gibt’s hier: www.youtube.com/watch?v=7MMr-wfXRf4

Fotos: Teaser und Bilder 1,3 und 5: Felicia Herr, Bilder 2,4 und 6: Malin Herke
Autoren:
Veröffentlicht am 19. Februar 2019

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