These Charming Men!

These Charming Men!

Ob Arcade Fire, Broken Social Scene oder Nap Eyes – Der kanadische Gegenwarts-Indie gilt nicht zu unrecht als der aktuelle heiße Scheiß. Neuster Kulturexport des nordamerikanischen Höflichkeitsutopias sind zweifellos die College-Indie-Boys von The Velveteins, die am Samstag Abend dem Swamp Freiburg einen Besuch abgestattet haben.

Eine zu kleine Mütze, eine lockige Wuschelfrisur und ein immer leicht geöffneter Mund – Bassist Dean Kheroufi wirkte mit seinem college-flair fast ein bisschen deplaziert an diesem Abend. Schließlich ist der Rest des ausverkauften Swamps fast ausschließlich von typischem Stamm-Publikum bevölkert. Die Eltern der Velveteins wären im Publikum zumindest nicht aufgefallen. Diese bereiten den drei Kanadiern einen warmen Empfang. Das Trio um Frontmann Spencer Morphy war erst am Tag zuvor in Amsterdam gelandet und hatte offenkundig noch sehr mit dem  Jetlag zu kämpfen, das sah man den Jungs aber eher an, als dass man es hörte.

Die Sorge, dass Die Velveteins zu müde fürs Swamp wären, konnte man bereits nach wenigen Songs beruhigt ad acta legen. Die Songs, viele von ihrem 2017 erschienenen Debut Slow Wave sorgten schon nach wenigen Minuten für erste rhythmische Zuckungen im Publikum. Es klingt phasenweise, als stünde eine Supergroup aus den Beach Boys, Mac DeMarco und den Lemon Twigs auf der Bühne. Desto motivierter alle wurden, desto energetischer wurde auch die Band.

Der große Wehrmutstropfen ist allerdings die Netto-Spielzeit: Nicht mal eine Stunde vergeht, bis sich die Jungs unter tosendem Applaus und mit Verweis auf Coming Soon, die Band, die nach ihnen spielt, von der Bühne verabschieden. Einziger Trost ist, dass wenn die Jungs so weitermachen wie bisher, ihre Rückkehr nach Freiburg nur eine Frage der Zeit ist. Und dann hoffentlich ohne Jetlag und etwas ausführlicher.

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Veröffentlicht am 19. Februar 2019

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