Zwischen Witz und Weirdness

Zwischen Witz und Weirdness

Wien ist nicht gerade arm an mehr oder minder erfolgreichen Kulturexporten, die sich in erster Linie durch ihre Merkwürdigkeit definieren. Die Band Kreisky macht da keine Ausnahme. Die Österreicher sind gerade mit ihrem sechsten Album Blitz auf Deutschlandtour. Am Freitag spielten sie im The Great Räng Teng Teng.

Das Quartett um Sänger Franz Adrian Wenzl eröffnet den Abend um kurz vor halb zehn mit gut 20 Minuten Verspätung. Vorband gab es keine, also ist erstmal Geduld gefragt. Als die vier sich dann endlich den Weg zur Bühne bahnen, ist der Empfang, der ihnen im fast ausverkauften Räng entgegen gebracht wird, ausgesprochen freundlich. Das Publikum ist überraschend anders als bei vergleichbaren Konzerten. Fast alle Gäste waren jenseits der 30, viele mutmaßlich Fans der ersten Stunde. Und sie hatten richtig Bock!

Wenzl schien gerade zu Beginn des Auftritts noch etwas mit dem Publikum zu fremdeln, doch desto länger sich die Band durch alte und neue Tracks spielte, desto gelöster schienen alle zu werden. Das ermöglichte Wenzl seine größte Stärke auszuleben: Seine unfassbare Witzigkeit! Egal, ob er sich von der Bühne ins Publikum begab um seiner eigenen Band zuzuschauen, mit dem Mikro an die Bar ging um nochmal eine Runde Bier zu holen oder während der Zugabe schonmal angefangen hatte, den Merch-Stand aufzubauen. Wenzl entwickelte sich von einem eher verschlossenen Frontmann zu einer Art gutem Freund, den man noch nie hatte trinken sehen und der jetzt betrunken auf Bühne so tat, als wäre er ein Pferd. Und das Ganze ohne Alkohol.

Diese Ausgelassenheit steckte alle an und desto länger der Abend ging, desto besser wurde er. Nach knapp eineinhalb Stunden war es dann allerdings schon wieder vorbei. Das mag heute mehr sein, als der Standard. Aber an einer weiteren Stunde mit den vier wirren Wienern hätten wohl alle Anwesenden große Freude gehabt.

von Maximilian Heß

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Veröffentlicht am 25. Februar 2019

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