Album der Woche: Feels – Post Earth

Album der Woche: Feels – Post Earth

Dystopien scheinen gerade, wenig verwunderlich, schwer en-vogue zu sein. Diesem Trend schließt sich auch die Indie-Rock Band FEELS aus Los Angeles an. Mit ihrer zweiten LP liefert das Quartett um Frontfrau Laena Geronimo ein Konzept-Album ab, in dem es darum geht, die Erde zurückzulassen. Dieses potentiell sehr prätentiöse oder aber allzu ironisch gebrochene Konzept geht die Band aber dankenswerterweise sehr verspielt und locker an. Post-Earth, so der klangvolle Titel des Albums, der Erwartungen an düstere Klanglandschaften und eine verbrannte Welt weckt.

Dass das Konzept sich hier aber nicht wirklich auf die Musik überträgt, wird in Songs wie Last Chance klar. Der kommt mit einer prägnanten Bassline und psychedelischen Gitarrenlicks daher, die dann schließlich in pulsierenden Punk-Rock aufbrechen. Besonders erwähnenswert sind auch die bittersüßen Gesangs-Harmonien. Mit dieser Ausrichtung ist „Last Chance“ paradigmatisch für einen Großteil des Albums: Zweieinhalbminütige Tracks, die sich frei auf der Schnittmenge zwischen sonnigem Psychedelic-Pop und Garage-Punk bewegen, aber auch mal fast in Hardcore Gefilde abdriften. Oftmals gleichen diese Songs aber Momentaufnahmen, die eher ein Gefühl vermitteln oder die Story des Albums voranbringen, als für sich stehend wirklich als starke Songs zu funktionieren.

Natürlich gibt es auch Songs, die aus diesem Schema ausbrechen. So wie der Titeltrack Post Earth, mit knapp fünfeinhalb Minuten das längste Stück des Albums und in jeder Hinsicht sein Herzstück. Zu keiner Sekunde steht der dynamische Song still. Er erreicht in entspannten Psychedelic-Passagen und einem hymnischen Refrain Höhen, an denen es Post-Earth sonst mangelt. Inklusive David Bowie Referenz, die in einem Science-Fiction Konzeptalbum wahrscheinlich obligatorisch ist. Und auch sonst trägt die Band ihre Einflüsse sehr offen zur Schau. In erster Linie ist da der mitreißende Mix aus Punk und gefühlvollem Indie von Sleater-Kinney zu nennen. Dass FEELS für ihr neues Album deren Produzenten Tim Green akquiriert haben, ist wohl kaum ein Zufall. Aber auch der Geist der Pixies und von Garagen-Gott Ty Segall schwingen in jeder Sekunde von Post-Earth mit.

Mit „Flowers“ heben sich FEELS dann ein weiteres Highlight für den Schluss auf. Der hymnische Track ist das beste Beispiel dafür, dass Post-Earth in voller Länge am besten funktioniert. Denn nicht nur durch den thematischen Fokus ist das Album sehr rund geworden, die 35 Minuten Runtime fühlen sich sehr, sehr kurz an. Wirklich neu machen FEELS dabei natürlich nichts. Das kann man von einem Album mit einem Titel wie Post-Earth schon verlangen, aber um sich über fehlende Innovation zu beschweren funktioniert das Album schlicht zu gut.

von Jonas Hägele

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Mehr zur Platte erfahrt ihr am Dienstag, 26.02.2019, ab 19.00 Uhr

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Veröffentlicht am 4. März 2019

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