Little Simz ist alles andere als eine Newcomerin. In Londons Rap Szene kennt man sie seit einer guten Dekade für ihre Punchline gespickten, persönlichen Geschichten und ihre präzise gesetzten Reime, die sie mit schnellen, zurückgenommenen Flows serviert. Das gerade erschienene dritte Album Grey Area, setzt ein weiteres Ausrufezeichen hinter die Karriere der 24-Jährigen.
Nach dem Konzeptalbum Stillness in Wonderland und einem guten Jahr auf Tour hat Little Simz viel zu erzählen. Dabei sind, auf zehn Liedern, erstaunlich intime Einblicke in ihr Leben entstanden. Offene Wunden präsentiert Simz mit einer stolzen Verletzlichkeit, die uns dazu einlädt ihr zuzuhören. Tagebuchartig verbinden sich Eindrücke mit Anekdoten und Erfahrungen. Dabei verfolgt sie keine Antworten, sondern gibt den Fragen Raum und bietet uns einen Einblick in ihre Suche.
Grey Area klingt extrem fokussiert und keinesfalls orientierungslos. Die Produktionen von Simz Kindheitsfreund Inflo sind klar und vermeiden jegliche Effekthascherei. Die Bässe sind dreckig, die eingespielten Schlagzeuge drängen sich nie in den Vordergrund und auch der Einsatz von Pianomelodien und plötzlichen Streichereinlagen dient immer der Gesamtidee. Die Klänge sind so direkt und greifbar, trotzdem fügen sie sich alle wunderbar zusammen. Die Arrangements lassen Platz für die halligen Gesangeinlagen, die Gäste wie Cleo Soul, Michael Kiwanuka oder Little Dragon, zur Platte beitragen. Dabei bringt jeder Song eine eigene Stimmung, die Einschläge aus Funk, Soul, Punk und Jazz mit sich bringen.
Die besten Lieder auf dem Release, das Little Simz in Eigenregie veröffentlicht, betonen die einzelnen Stärken ihrer Musiker. Von dem frustrationsgetriebenen Lied „Boss“, zur Soul Hymne „Selfish“ und dem wunderbar erzählten „Sherbet Sunset“ spannt die Rapperin einen Bogen, inhaltlicher Vielfalt und unverbrauchter musikalischer Ideen, die sich so unauffällig und subtil entfalten, dass jeder Durchgang einen weiter in die Grey Area, die wunderbare Gedankenwelt von Little Simz entführt.
von Paul Stümke
Lust auf mehr? Hier geht’s zu allen Alben der Woche!
Mehr zur Platte erfahrt ihr am Dienstag, 05.03.2019, ab 19.00 Uhr
Veröffentlicht am 5. März 2019
