Arbeiten, wenn andere feiern

Arbeiten, wenn andere feiern

Hundesitter, Flugbegleiterin oder doch lieber Aktmodell – uniCROSS fragt Studierende, mit welchen Jobs sie ihr Geld verdienen. Heute geht es um Philippe, der nächtelang draußen steht und tagsüber eigentlich nur noch schlafen will: Der Masterstudent arbeitet nebenher als Türsteher.

Was studierst du und warum?

Ich studiere im Master Interdisziplinäre Anthropologie, da ich mich fachlich breiter aufstellen wollte. Außerdem habe ich ein großes Interesse an verschiedenen geisteswissenschaftlichen Themen, die in einem 1-Fach-Studiengang so nicht behandelt werden. Und ich glaube auch, dass man später mehr berufliche Chancen hat, wenn man sich nicht nur auf eine Fachrichtung spezialisiert.

Was ist dein Nebenjob?

Aktuell arbeite ich als Türsteher in zwei verschiedenen Diskotheken in Freiburg.

Was macht deinen Nebenjob außergewöhnlich?

Als erstes die Uhrzeit. Ich arbeite die komplette Nacht durch von 22 Uhr abends bis 6 Uhr morgens. Was bei diesem Job noch außergewöhnlich ist, ist die Gewaltbereitschaft mancher Gäste mit der ich zurechtkommen muss und der hohe psychische Druck. Aber der Job ist auch außergewöhnlich schön, weil man unglaublich viele Menschen kennenlernt und immer mit Menschen arbeitet – im guten wie im schlechten Sinne. Er ist außerdem außergewöhnlich gut bezahlt. Man bekommt ungefähr doppelt so viel wie in einem „normalen“ Nebenjob.

Wie bist du dazu gekommen?

Schon in meiner Schulzeit habe ich mich viel im Nachtleben bewegt, Konzerte veranstaltet und stand auch dann schon an der Tür. Von den Jobs, die ich bisher hatte, macht mir dieser am meisten Spaß.

Wie sind deine Arbeitszeiten?

Meistens arbeite ich Freitag- und Samstagnacht. Ich habe Freitag früh ein Seminar, das heißt, ich stehe um 7 Uhr auf und komme Samstag früh um 7 Uhr ins Bett. Also bin ich 24 Stunden wach und in der Zeit muss ich eigentlich auch mal ein Referat vorbereiten, ein Protokoll schreiben oder einen Essay formulieren.

Wie bringst du Job und Studium unter einen Hut?

Es ist relativ schwierig, das alles in Einklang zu bringen. Also schlafen sollte man sich tunlichst abgewöhnen, um mit den Nachtschichten klarzukommen. Ich habe teilweise schon starke Schlafdefizite und eine relativ lange Regenerationsphase nach zwei oder drei Schichten. Dann fällt es mir natürlich schwer, Texte für die kommende Woche vorzubereiten. Die lese ich dann meistens auch in einer Nachtschicht vor der Sitzung. Aber ich kann sie niemals so gründlich vorbereiten wie eine Person, die komplett finanziell unterstützt wird. Man hat immer Nachteile, wenn man sich selbst finanzieren muss, weil man sich nicht voll und ganz auf sein Studium konzentrieren kann.

Wer wäre in deinem Job fehl am Platz?

Man muss nicht unbedingt meine Köperstatur haben, um ein guter Türsteher zu sein. Es gibt viele Türsteher, die deutlich kleiner sind als ich und auch körperlich unterlegen sind. Aber vielleicht sind sie in der Kampfkunst gut ausgebildet und/oder sie wirken sehr deeskalativ. Ich kenne viele Türsteher – auch Frauen – die in einer körperlichen Auseinandersetzung wenig einschreiten können, aber dafür eine beruhigende Wirkung haben, sodass es erst gar nicht zu einer Eskalation kommt. Wir haben aber auch eine Frau an der Tür, die den meisten Männern körperlich überlegen ist.

Mitmachen!

Wenn auch ihr einen interessanten Nebenjob habt, meldet euch bei uns per E-Mail an redaktion-unicross@ub.uni-freiburg.de oder schreibt uns auf Facebook: www.facebook.com/uniCross.Onlineredaktion

Foto: Valentina Keller
Veröffentlicht am 13. März 2019

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