Gefühle aus dem Bilderbuch

Gefühle aus dem Bilderbuch

Die österreichischen Art-Popper von Bilderbuch sind zurzeit mit ihren beiden neuen Alben auf großer Tour. Am vergangenen Donnerstag spielten sie in Basel. Unser Redakteur Felix sprach mit dem Gitarristen über die Entstehungsgeschichte der Alben und ihre europäische Identität.

Wer 2005 einen Urlaub im oberösterreichischen Kremsmünster verbracht und dabei zufällig 4 vor sich hin schrammelnde Indie-Rocker getroffen hätte, würde wohl nur schwer glauben, dass diese Klosterschüler 14 Jahre später Vorreiter des deutschsprachigen Art-Pop sein würden. Bilderbuch genießt eine stetig wachsende Popularität und vermag es mittlerweile nicht unansehnliche Konzertsäle zu füllen. In einem solchen Konzertsaal haben wir die Österreicher letzten Donnerstag im Rahmen ihrer neusten Tournee in Basel gesehen.

Wenn ihr Wissen wollt wie das Publikum ausgesehen hat, stellt euch einfach eine Germanistik Vorlesung vor: Ein Haufen Mittzwanziger, vorwiegend weiblich, vornehmlich in high-waist Hosen. Hier und da standen noch ältere Semester, diese aber in der deutlichen Unterzahl. Allerdings war die Stimmung im Basler Volkshaus im Vergleich zu einer Vorlesung über mittelalterliche Literatur weitaus entspannter und deutlich ausgelassener.

Das Konzert begann mit dem neuen Song „Mr. SUPERCOOL“ und setzte sich fort mit einer gesunden Mischung aus Liedern aus den beiden neuen Alben mea culpa und vernisage my heart. Evergreens wie „Bungalow“ und „Maschin“ wurden natürlich auch gespielt. Auf drei Dinge konnte man bei jeder Performance zählen: Die elektrische Bühnenpräsenz des Frontmannes Maurice, das nicht minder energiegeladene Gitarrenspiel von ‘Snacky’ Mike und die absolut eskalierende Fangemeinde vor der Bühne. Maurice sprang wie wildgeworden über die Bühne, Sang, spielte Gitarre und stagedivte während „Ich hab Gefühle“. Wenn Bilderbuch etwas verstanden hat, dann wie man ein Publikum bei der Stange hält.

Musikalisch war der Abend ebenfalls auf einem enorm hohen Niveau. Selbst ein fünf minütiges Drum-Duett der beiden Schlagzeuger oder das anfangs kritisch beäugte sechs minütige Instrumental-Outro von „Europa 22“ hatte seinen Platz und fügte sich nahtlos in die Setlist ein. Nach 15 Songs und 2 wahnsinnig tanzbaren Stunden verabschiedeten sich die Jungs und wurden natürlich so lange mit Klatschen beackert bis sie wieder auf die Bühne kamen und eine Zugabe von fünf Songs spielten. Hier nahm die zuvor noch ironisch witzig verstandene Selbstdarstellung von Maurice ein wenig Überhand, weswegen die Zugabe teilweise doch sehr lang und weniger rund wirkte, obwohl fast nur Evergreens gespielt wurden.

Insgesamt tat dies dem Abend aber keinen Abklang. Bilderbuch weiß wie man seine Fans begeistert und einen durch und durch unterhaltsamen Abend inszeniert. Eine klare Empfehlung für alle Fans extrovertierter Bühnenpräsenz und extravagantem Art-Pops.

von Felix Kainzbauer und Jan Knöferl

Interview: Felix Kainzbauer

Fotos: Jan Knöferl
Autoren:
Veröffentlicht am 30. April 2019

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