Seit einem vielbeachteten Auftritt beim Radiosender KEXP Anfang dieses Jahres gilt Black Midi als Band, die dem sterbenden Rockgenre neues Leben einhauchen könnte. Mit ihrem am letzten Freitag erschienenen Debütalbum Schlagenheim beweist die britische Noise-Rock Gruppe, dass die Vorschusslorbeeren gerechtfertigt waren.

Schlagenheim lebt von seiner paranoiden Energie. Stile, Taktarten und Tempi werden oft binnen Sekunden gewechselt, und im Verlauf des Albums verschwimmen Genre-Marker immer weiter. Zugänglich wirkt das Werk so nicht gerade. Einen Einstieg in die Welt von Black Midi findet man noch am ehesten mit der zweiten Single “Speedway”, dem stringentesten Track des Albums. Dieses staubtrockene Stück Post-Punk erinnert mit seinen polyrhythmischen Drums an die Talking Heads Anfang der 80er Jahre – wenn man jeglichen Pop-Appeal von ihnen abgeschabt hätte.

Die Tracks des Albums entstanden in ausgedehnten Jam-Sessions. Im Nachhinein wurden diese Sessions weiter bearbeitet und durch Samples und ungewöhnlichere Instrumente ergänzt. So will sich die Band von ihrem eigenen Live-Sound abheben. Black Midi klingen so auf ihrem ersten Album nicht ganz so chaotisch, aber dafür noch etwas vielseitiger, als bei ihren Live-Performances.

Dennoch schwingt in ihrer Musik auch immer eine gewisse Leichtigkeit mit – der Anspruch der Band ist es, bei aller Experimentierfreude tanzbar zu bleiben. Dafür sorgt vor allem der fantastische Drummer Morgan Simpson. Die absurden Vocals und Lyrics von Frontmann Geordie Greep geben dem Album außerdem eine humorvolle Komponente. Diese Herangehensweise an das Songwriting wird besonders im gewaltigen Opener “953” ersichtlich.

Die Liste an Künstlerinnen und Künstlern, die Black Midi beeinflusst zu haben scheinen, ist endlos lang: Von den abseitigen Ecken britischer Post-Punk Geschichte wie This Heat oder The Fall, über die Noise-Rock Legenden von Sonic Youth bis hin zum Post-Genre Mindfuck der Death Grips. Black Midi klingen irgendwo wie alle diese Gruppen. Im Endeffekt bildet Schlagenheim aber eine hermetische kleine Welt, die in der gegenwärtigen Musik-Landschaft vollkommen für sich alleine steht.

von Jonas Hägele

Lust auf mehr? Hier geht’s zu allen Alben der Woche!

Mehr zur Platte erfahrt ihr am Dienstag, 25.06.19, ab 19.00 Uhr in unserem Soundcheck