Kaum eine Band wird von hornbrillentragenden Musiknerds so vergöttert wie Radiohead. Alben wie OK, Computer oder Kid A gelten, nicht zu Unrecht, als moderne Klassiker des Indie-Genres. Inzwischen ist gerade Sänger Thom Yorke vorwiegend solo unterwegs. Jetzt erscheint, passend zum Release des gleichnamigen Kurzfilms sein neues Album ANIMA.

Anders als bei Radiohead ist Yorke solo musikalisch freier unterwegs. Der Einstieg ins Album durch die ersten beiden Songs “Traffic” und “Last I Heard (He Was Circling The Drain)” lässt sich wahrlich nicht als gefällig titulieren. Mid- und Uptempo-Beats, die offensichtlich als Störfaktoren konzipiert wurden, ersticken unter Schichten aus Tics, Echokammern und Samples, die mit einer Konfettikanone verteilt sein könnten. Das ist zwar schwer zugänglich, aber deshalb auch durchaus reizvoll.

Für die Produktion zeichnet sich Radioheads Haus- und Hofproduzent Nigel Godrich verantwortlich. Das hört man ANIMA auch an. Die Ambivalenz zwischen unterkühlter Poliertheit des Sounds und einem diffus-zerfaserten Klangbild hatte in reduzierter Form auch den Radiohead-Stil der späten Neunziger und frühen Zweitausender geprägt. Songs wie “The Axe” bewegen sich in ihrem Grund-Sound dann auch tatsächlich sehr nah an Radiohead heran.

Doch ANIMA ist kein Radiohead-Album und das stellt es auch durchgehend unter Beweis. Stellenweise wirkt das Album wie eine Kollaboration zwischen Radiohead und Aphex Twin, mit dessen verschrobener Weirdness und Radioheads Mellow-Pop-Potential. Oft wäre dieser Vergleich allerdings auch zu viel der Ehre für ANIMA. 

Retrospektiv stellt sich aber die Frage, wie nachhaltig der positive Eindruck von ANIMA über viele Durchgänge erhalten bleibt. Viele der Arrangements wirken zu eindimensional und nutzen sich schnell ab. Nichtsdestotrotz ist ANIMA ein extrem spannender Klangausflug, der hilft die Wartezeit auf das nächste Radiohead-Album zu verkürzen.

von Maximilian Heß

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Mehr zur Platte erfahrt ihr am Dienstag, 02.07.19, ab 19.00 Uhr in unserem Soundcheck