Album der Woche: Bon Iver – i,i

Album der Woche: Bon Iver – i,i

Justin Vernon hat das Musikkollektiv Bon Iver bisher mit jedem Album neu erfunden. Am 30.8. erscheint mit i, i das vierte Studioalbum. Man könnte erwarten, schon wieder einen völlig neuen Sound präsentiert zu bekommen. Stattdessen fügt sich hier die Diskographie von Bon Iver endlich zusammen.

Auf i, i lassen sich viele bekannte Elemente der letzten Alben finden. „Jelmore“ zum Beispiel besteht aus assoziativen Vocoderaufnahmen, bei denen jegliche Kontinuität im Takt verweigert wird. Damit wirkt der Song wie ein geistiger Nachfolger von Creek vom letzten Album „22, A Million“. Die Gitarrenballade „Marion“ würdigt mit reduziertem Folk die Anfänge des Projekts in der einsamen Hütte in Wisconsin. Und „RABi“ hätte mit seinen sphärischen Gitarren gut und gerne auch auf dem selbstbetitelten zweiten Album erscheinen können.

Im Kontrast zu der bisherigen Arbeit in  DIY-Studios ist  i, i auf der Sonic Ranch in El Paso entstanden, dem größten Studiokomplex der Welt. Und auch sonst denkt Justin Vernon das Projekt mit dem vierten Album größer und weiter. Durch eine Armada an verschiedenen Custom-Synthesizern und gelayerten Sounds klingt das Album experimentell und trotzdem durchproduziert. Jeder Song bekommt ein aufwendig produziertes Lyricvideo. Auch die Zahl der Mitwirkenden übersteigt die letzten Releases. Obwohl er den Klang immer noch dominiert, nimmt sich Justin Vernon daneben stark zurück. Das tut dem Sound aber wider Erwarten sehr gut, Vernon wirkt beinahe erleichtert und schöpft neue Kraft. Laut eigener Aussage hat er beim Entstehungsprozess etwas gefunden, woran er glauben kann. 

Neben den üblichen Verdächtigen wie Rob Moose und Michael Lewis ist das Ensemble um Größen wie James Blake und jagjaguwar-Kollege Moses Sumney erweitert. Auf „WE“ ist unter anderem der Produzent Wheezy mit am Werk. Der hat bisher eigentlich nur mit Rappern wie 21Savage oder Young Thug gearbeitet. Sein Beat gibt dem Song eine dunkle, trap-inspirierte Note.

Auf i, i laufen die musikalischen Stränge der Vorreiter zusammen und beenden damit die aktuelle musikalische Ära von Bon Iver. Im Vergleich zum Frühwerk bekommen die neuen Songs eine euphorische, hoffnungsvolle Note. Es scheint, als hätte Justin Vernon einen gefestigten Stil gefunden.

 von Max Keefer

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Mehr zur Platte erfahrt ihr am Dienstag, 20.08.19, ab 19.00 Uhr in unserem Soundcheck

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Veröffentlicht am 20. August 2019

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