Das Projekt Die Höchste Eisenbahn hatte immer schon einen Hang zum Infantilen.  Bereits auf dem Vorgängeralbum gab es Timmy, ein etwa zehnjähriger Junge, den man im gleichnamigen Song sein Traumhaus bauen ließ – mit drei Heimkinos, einer Raketenbasis und dem Goldhasen von Beuys. Doch neben diesen naiven Ausflügen in kindliche Fantasiewelten gab es immer auch die Momente erwachsener Melancholie. Auf Ich glaub dir alles löst sich dieses Stimmungsspektrum nun endgültig in einer totalen Unbekümmertheit auf, die das Lyrische ausnahmslos im kindlichen Blick auf die Welt finden will.

Auf ihrem neuen Album scheint nämlich nicht mehr nur ein Song, sondern alles die Wahrnehmung von Kindern nachempfinden zu wollen. Musikalisch gebettet werden die Zeilen über rote Luftballons, Wolkendeutung und Kaugummis auf Schulstühlen nach wie vor auf Yacht-Pop und Graceland-Gitarren. Es ist der bekannte Versuch, die eigentliche Komplexität der Arrangements als Warteschleifen-Musik zu tarnen, der schon frühere Alben des Projekts auszeichnete. Nun vermengt sich also die vermeintliche Unterkomplexität der Musik mit einer narrativen Naivität. Es kommt zusammen, was schon immer zusammengehörte.

Zum Glück verfolgen Die Höchste Eisenbahn mit ihrer Entdeckung der Kindheit nur bedingt pädagogische Ziele. Vielmehr verlieren sich hier junge Väter im intentionslosen Spiel des generativen Perspektivenwechsels und liefern damit den Soundtrack für lange Autofahrten junger Indie-Eltern, denen das aktuelle Angebot an Kindermusik zu dumm, und Rolf Zuckowski zu 1980 ist. Nur eines könnte den kommerziellen Erfolg in diesem Nischensegment noch verhindern: Zum Mitsingen eignet sich die Platte wegen der Nuschelei der beiden Sänger immer noch nicht.

 von Julian Tröndle

Lust auf mehr? Hier geht’s zu allen Alben der Woche!

Mehr zur Platte erfahrt ihr am Dienstag, 13.08.19, ab 19.00 Uhr in unserem Soundcheck