Alle Jubilare

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Es ging um Nichtschwimmer, müde Menschen, die nur noch für die Arbeit leben. Eine Person wirkte an diesem Abend im Zirkuszelt etwas müde und das war Dendemann selbst. Nichtsdestotrotz war es ein solides Konzert ohne ein besonderes Überraschungsmoment.

Es dauerte eine Weile, bis sich das Zirkuszelt am Sonntagabend füllte. Vielleicht lag es an dem überwiegend sehr studentischen Publikum, die sich auf die akademische Viertelstunde beriefen oder an dem Opener Anoki, der 40 Minuten über rote und schwere Augen trappt.

Als die ersten Akkorde von „ich dende also bin ich“ ertönten, strömten die bunten Funktionsjacken und Oversized-Shirts ins Zelt. Basecaps wippten im Takt der Musik, Sandalen stampften verhalten den Beat mit.

Ob es an Dendemanns Alter oder an seinem im Januar erschienenem Album „Da nicht für“ lag: Das Publikum an diesem Abend war sehr gemischt. Was sich aber deutlich abzeichnete, war der augenscheinlich hohe akademische Anteil, der sich auf eine breit gefächerte Altersklasse bezog.

Dendemann ist alt geworden. Das war an diesem Abend deutlich zu bemerken. Nach den ersten drei Songs war er durchgeschwitzt und außer Atem, während er einige Sätze mit dem Publikum wechselte. Auch wenn er sich völlig verausgabte, hatte dies keine Auswirkung auf seine Performance. Man konnte deutlich bemerken, dass er seinen Platz nach wie vor auf der Bühne sieht.

Seit er ab 2015 im Neo Magazin Royale als Bandleader und musikalischer Direktor zu sehen war, wurde Dendemann auch über die subkulturelle Szene hinaus bekannt.Trotzdem schlichen sich an diesem Abend einige Besucher ein, die einmal den Sänger hören wollten, der mit Trettmann ein Feature gemacht hat.

Ohne Frage war das Publikum bei „Littbarski“ in Trettmanns Part am textsichersten. Generell wurde mehr mitgerappt als im Takt der Musik mitgewankt. Nur die Fans der ersten Stunde waren nicht so vertraut mit den Texten des neuen Albums. Ältere Fans kamen wahrscheinlich größtenteils aus Nostalgiegründen, um mit „Endlich Nichtschwimmer“ und „Stumpf ist Trumpf“ an ihre rebellische Zeit erinnert zu werden.

Nach einer Stunde war die kurze Zeitreise auch schon wieder vorbei, zu einer 10-minütigen Zugabe ließen sich Dendemann und seine Band aber doch noch überreden. Alles andere hätte den Eintrittspreis von saftigen 40 Euro auch nicht gerechtfertigt.

Am Ende bleibt Dendemann einfach ein sympathischer Typ, mit dem man nach dem Konzert ein oder zwei Bierchen trinken und Geschichten über die Anfangszeit im Hip-Hop hören möchte. Müde hin oder her, da ist manchmal kein Überraschungsmoment nötig.

So sah’s aus bei Dendemann:

Fotos: Farina Kremer
Veröffentlicht am 6. August 2019

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