Harmonisches Doppelkonzert

Harmonisches Doppelkonzert

Bei einem Doppelkonzert muss der Festivalleiter wie ein Kurator entscheiden, welche Kunst nebeneinander stattfindet und was vermischt werden kann. Bei Sophie Hunger und Mine muss diese Wahl nicht besonders schwer gefallen sein, denn bei ihrem Konzert am letzten Donnerstag zeigt sich, wie hervorragend die beiden Sängerinnen musikalisch zusammenpassen.

Bevor das Konzert beginnt, ist die Stimmung im Zirkuszelt entspannt. Es ist nicht schwer einen guten Platz zu kriegen und erst als Mine die Bühne betritt, strömt das Publikum in Massen herein. Es ist eine gute Mischung, tanzbegeisterte Menschen über fünfzig stehen neben den erwartbaren Studierendengruppen, eine Mehrzahl der Besucher*Innen sind weiblich. Mine beginnt direkt mit der martialischen Pophymne „Du kommst nicht vorbei“, bei der sie mit großer Kraft singt, tanzt und auf die Pauke neben ihr eindrescht. Diese Energie überträgt sich auf die Zuschauer*Innen und auch wenn das Zelt nicht komplett voll ist, spendet die Crowd nach jedem Lied tosenden Beifall.

Im weiteren Verlauf des einstündigen Sets spielt Mine vor allem neuere Lieder. Auch der Gastauftritt des Sängers der Band AB Syndrom bei der Single „Spiegelbild“ macht sich gut. Kleinere Highlights der Show sind die Rap-Einlagen der Drummerin, die den Part von Fatoni auf „Mon Coeur“ übernimmt und die der Bassistin, die auf „Einfach So“ ihren eigenen Part beisteuert. Mine verbreitet das ganze Konzert hinweg gute Laune, spricht zwischen den Liedern kurz mit dem Publikum und tanzt durchgängig. Nach der laut eingeforderten Zugabe „Das Ziel ist im Weg“, steht die Bühne für ungefähr zwanzig Minuten leer. Einige gehen raus, oder setzen sich an den Rand.

Nachdem es draußen dunkel geworden ist, betritt Sophie Hunger die Bühne zusammen mit ihrer Band. Zu Anfang ist die Menge noch verhalten, nach einigen Liedern nimmt die Stimmung aber an Fahrt auf. „Tricks“ und „Silver Lane“ von Hungers letzten Album „Molecules“ überzeugen die Zuschauer*Innen endgültig. Sophie Hunger transportiert ihre Fans gekonnt in ihre verkopft-folkige Elektropop Welt und arrangiert ihre Lieder mit extrem dynamischer Instrumentation. Nach jedem Lied, greift sie zu einer anderen Gitarre, mal elektrisch bluesig, dann ganz akustisch. Die Band unterstützt sie dabei extrem feinfühlig und erschafft einen Klangteppich zwischen Bongoeinlagen, harten Gitarrensoli und jazzigen Pianomelodien.

Sophie Hunger erzählt dazwischen immer wieder Anekdoten, abstruse Einblicke, die das Publikum immer wieder zum verlegenen Lachen bringen. Zum Schluss singt sie noch die Schweizer Nationalhymne anlässlich des Nationalfeiertags. Doch selbst zwischen dem überschwänglichen Patriotismus begeistert Hungers Stimme und kreiert eine konzentrierte fast schon spirituelle Stimmung.

Mit Sophie Hunger und Mine hat das ZMF zwei tolle Musikerinnen geholt, die zusammen eine Bandbreite an Genres, Klängen und Ideen präsentieren. Auch schön zu sehen, sind das gegenseitige Lob, der beiden Sängerinnen, die nach dem Konzert sicher noch einige Worte miteinander getauscht haben. Dass die Paarung der beiden eine gute Idee war, zeigt auch das Publikum durch eine ausgelassene Stimmung und wohlverdienten Applaus am Ende des Abends.

So sah’s aus bei Mine und Sophie Hunger beim ZMF

Fotos: Maximilian Heß
Autoren:
Veröffentlicht am 9. August 2019

Empfohlene Artikel