Die Freiheit, sich zu verwirklichen

Die Freiheit, sich zu verwirklichen

Studierende mit künstlerischen Ambitionen haben es schwer. Wenig Geld, wenig Zeit, wenige Möglichkeiten. Wie man in Freiburg Vollzeitstudium mit Kunstproduktion verbinden kann, und warum auf WG-Partys weniger Wonderwall gespielt werden sollte, erzählen Musiker Simon und Harald Deschler vom ArTik e.V.

Auf studentischen WG-Partys dauert es meistens nicht lange, bis jemand auf einer Gitarre Wonderwall spielt und alle mitgrölen. Allerdings haben musikschaffende Studierende meist viel mehr drauf, als nur Evergreens zum Besten zu geben.

Vereinbarkeit von Musikproduktion und Studium

Jan hat sich mit dem studentischen Musiker „Kontinuehrlich“ darüber unterhalten, wie man Musikproduktion mit Studium und finanzieller Abhängigkeit kombinieren kann.

 

Kulturzentrum Artik e.V.

Im Kulturzentrum ArTik e.V. können kreative Köpfe ihre Ideen auf die Bühne bringen. Wie das funktioniert, erzählt der Geschäftsführer des Kulturzentrums, Harald Deschler.

Herr Deschler, warum ist das ArTik für Studierende interessant?

Das ArTik ist eine kostenlose Übungsbetriebsstätte für junge Menschen, um sich selbst auszuprobieren und Projekte zu realisieren. Wir als Angestellte des Vereins versuchen dafür den Rahmen zu bieten, begleiten den Prozess und greifen ein, wenn Korrekturen nötig sind um Projekte zum Erfolg zu führen. Wir versuchen, junge Menschen eigenständig ihre eigenen Ideen verwirklichen zu lassen.

Mit der Umsetzung kreativer Projekte haben wir einen wirtschaftlichen Teil kombiniert, in dem wir Partys und Konzertveranstaltungen externer Veranstalter in unseren Räumen stattfinden lassen und damit auch finanziellen Gewinn erarbeiten.

Wie funktioniert der Prozess, wenn zum Beispiel Studierende das ArTik als kreative Bühne nutzen wollen?

Der erste Schritt ist, Kontakt aufzunehmen. Idealerweise kommen die Interessierten auf uns zu mit: „Hey, ich habe da eine Idee, so und so sieht die konkret aus. Ich möchte gerne was realisieren, ist das bei euch möglich?“. Dann visieren wir ein persönliches Gespräch an, um ein Projekt auf die Beine zu stellen.

Die früheren Räume des ArTik am Europaplatz mussten wegen Bahnbauarbeiten aufgegeben werden. Dieses Jahr musstet ihr das Kandidierendengrillen auslagern, da im ArTik für eine Veranstaltung mit so hohen Besucherzahlen der Raum fehlt. Was braucht die junge Freiburger Kulturszene an Räumen?

Grundsätzlich muss gestoppt werden, dass immer mehr kulturelle Räume in Freiburg verschwinden. Wir sind sehr solidarisch gegenüber den anderen subkulturellen Räumen hier in der Stadt, und versuchen alles, um diese Angebote zu unterstützen. Darüber hinaus wünschen wir uns, unsere Rolle noch größer werden zu lassen, und würden gerne wieder an den Möglichkeiten anknüpfen, die wir mal in der Unterführung hatten, mit Proberaum, Tonstudio und Ausstellungsräumen.

Das ArTik hat lange Erfahrung mit jungen Kunstschaffenden in und um Freiburg. Habt ihr für junge Menschen, die aus ihren kulturellen Interessen mehr machen möchten, ein paar Tipps auf was man achten kann und wie man an die Verwirklichung kreativer Projekte herangehen sollte?

Zunächst mal offen und konkret mit eigenen Ideen auf Leute zugehen. Grundsätzlich ist wichtig: Hartnäckig bleiben, Präsenz schaffen und nachhaken! Mit einer einzelnen Nachricht, die vielleicht auch einfach untergeht, ist es nicht getan. Man sollte immer nochmal anrufen oder vielleicht auch beim Team vorbeikommen, weil das Barrieren überwindet und persönliches Kennenlernen ermöglicht.

Gibt es in Freiburg noch andere Möglichkeiten für aufstrebende Künstler und Künstlerinnen?

Es gibt Läden, die offen sind für kleinere oder ungewöhnliche Konzepte, und auch einen idealistischen Ansatz haben. Dazu gehören auch der Slow Club und beispielsweise das The Great Räng Teng Teng.

Info

Der ArTik e.V. ist ein gemeinnütziger Verein zur nichtkommerziellen Umsetzung von Projekten für Kunstschaffende aus allen Richtungen, der freier Träger ist. Geboten wird eine kostenlose Bühne, auf der in Eigenverantwortung allerlei Veranstaltungen stattfinden können, wie beispielsweise Musikdarbietungen, Performances, Theaterstücke, Rap-Battles, Ausstellungen, Poetry Slams, Roasts und vieles mehr.

Im Internet findet ihr die ArTik-Website unter artik-freiburg.de/, zu erreichen ist das Team um Harald Deschler unter info@artik-freiburg.de.

Auch der ebenfalls in der Haslacher Straße ansässige Slow Club bietet seine Räumlichkeiten als Proberaum für etwa Theaterensembles und Bands an. Auf der Website des Slow Club gibt es Informationen über die Bedingungen zur Buchung der Räumlichkeiten: slowclub-freiburg.de/booking/

Eine Gemeinschaftsproduktion von Jan Knöferl (Teaser-Foto), Malin Hocke, Celina Milinsky und Paulina Schulz im Rahmen des Seminars „Einführung in den crossmedialen Journalismus“ für Studierende der Medienkulturwissenschaft.

Seminarleitung, Redaktion: Silvia Cavallucci, Ragna Plaehn, Karsten Kurowski

Veröffentlicht am 27. September 2019

Empfohlene Artikel