Album der Woche: Allah Las – LAHS

Album der Woche: Allah Las – LAHS

Der exotisch-nostalgische Psychedelic-Sound der Allah-Las findet auf ihrem neuen Album zum formvollendeten Glanz ihres Debüts zurück. Zeit also, sich nach der Namenskontroverse endlich wieder mit ihrer Musik zu beschäftigen.

Dass sich die Band Allah-Las mit dem Titel ihres neuen Albums LAHS selbstreferenziell auf den eigenen Namen bezieht, ist wohl keine Verlegenheitsentscheidung. Eher wirkt die Wahl wie eine lakonische Reaktion darauf, dass in den vergangenen Jahren mehr über den Namen als über ihre Musik diskutiert wurde. 2017 musste ein Konzert in Rotterdam wegen einer Terrorwarnung kurzfristig geräumt werden. Zuvor schon riet ihnen ihr eigener Promoter zur Absage eines Konzerts in der Türkei, da ihr Name dort als Provokation aufgefasst werden könnte. Mit der Musik hat sich offenbar niemand der Verantwortlichen beschäftigt. Schon ein paar Takt des sonnentrunkenen Psychedelic-Pop hätten genügt, um die absolute Harmlosigkeit des Quartetts zu beweisen.

Harmlosigkeit ist im Falle der Allah-Las allerdings auf keinen Fall mit Belanglosigkeit zu verwechseln. Auf dem vierten Album der Band vermengen sie gewohnt stilsicher analogen 60s-Pop mit psychedelischer Exotik. Inspiriert von mittel- und südamerikanischer Musik vergangener Dekaden, lädt die Band auf LAHS auf einen CO2-neutralen Trip durch menschenleere Wüstenlandschaften und wählt dabei den direkten Weg ans Meer. Eine staubtrockenen Rhythmusgruppe dient als Fundament für verspielte Gitarrenläufe, die wie im portugiesischen „Prazer Em Te Conhecer“ die Lücken schließen, die Sänger Miles Michaud bereitwillig offen lässt.

Ein weiteres Highlight der Platte ist auch die Single „Polar Onion“, die elegant die wohlige Lethargie eines melancholischen Sommertags einfängt. Der grandiose Ohrwurm-Refrain bleibt nicht der einzige Beweis dafür, dass die Band nach dem formvollendeten Debut aus dem Jahr 2012 und zwei eher durchwachsenen Alben wieder zurück in die Spur gefunden hat. Und auch den Blasphemie-Vorwürfen begegnete die Band letztlich mit einem erfrischend naiven Statement: Der Name sei vor allem wegen phonetischen Gründen gewählt worden und weil er heilig klinge. Ob sich diejenigen, die der Band seit ihrer Gründung betroffene Mails schreiben, damit zufriedengeben, bleibt allerdings fraglich.

von Julian Tröndle

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Mehr zur Platte erfahrt ihr am Dienstag, 15.10.19, ab 19.00 Uhr in unserem Soundcheck

Veröffentlicht am 15. Oktober 2019

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