Die Biene: Von Blüte zu Blüte

Die Biene: Von Blüte zu Blüte

Die Biene fasziniert viele Menschen. Studierende der Medienkulturwissenschaft haben sie sich genauer angeschaut und klären über Mythen auf, die über die Biene kursieren. Außerdem haben sie einen studentischen Imker und seinen Bienenstock besucht und wollten mehr über das Bienensterben erfahren.

Wie man Bienen vertreiben kann, wann sie uns stechen und wie man sie unterstützen kann: Was über Bienen erzählt wird, stimmt nicht immer. Dr. Martin Otteni, Dozent der Biologie an der Pädagogischen Hochschule Freiburg, klärt auf.

1. „Die Biene sticht dich nicht, wenn du dich nicht bewegst.“

Bienen stechen nur, wenn sie sich in Gefahr fühlen. Deshalb solltest du nicht mit den Armen fuchteln oder der Biene Angst einjagen. Denn sie sticht nur im Notfall, da sie dabei ihren Hinterleib verliert und stirbt.

2. „Egal ob Hummeln, Bienen oder Wespen – alle produzieren Honig.“

In Deutschland gibt es nur die Honigbiene – lateinisch apis mellifera – die Honig produziert und die der Mensch nutzt. Außer der Honigbiene gibt es in Deutschland rund 550 Wildbienenarten, darunter die Hummeln, welche unter Naturschutz stehen. Die Wildbienen produzieren auch Honig, nutzen diesen jedoch nur für die eigene Brut. Wespen produzieren keinen Honig.

3. „Um Bienen etwas Gutes zu tun, sollte man Zuckerwasser auf den Balkon stellen oder Wildblumen säen.“

Zuckerwasser kann für Bienen sehr gefährlich werden. Damit wird den Bienen nämlich ein Überangebot an Nahrung bereitgestellt. Wenn es von verschiedenen Bienenvölkern angeflogen und aufgenommen wird, kann es zu Konkurrenz untereinander kommen. Sobald das Zuckerwasser zu Neige geht, kann es passieren, dass Arbeiterbienen sich gegenseitig verfolgen und in einem fremden Bienenstock räubern, also den fremden Nektar stehlen. Dies kann auch in trachtärmeren Zeiten passieren. Die Brut kann nicht mehr ernährt werden und ganze Bienenvölker können dabei zugrunde gehen.

Imker*innen und Wissenschaftler*innen raten daher davon ab, Zuckerwasser für die Bienen bereitzustellen! Stattdessen sollte man Wildblumen säen, die eine möglichst lange Blühphase haben.

4. „Durch das Nutzen von Propolis, nimmt man den Bienen ihre Nahrung weg.“

Propolis als Heilmittel

Propolis ist keine Nahrung, sondern eine klebrige Substanz, die Bienen an Bäumen oder Knospen sammeln. Damit kleiden sie die Wabe für die Bienenkönigin aus, und vermeiden dadurch, dass sich Bakterien oder Pilze festsetzen, denn Propolis wirkt antibakteriell und antimykotisch. Dies macht sich auch der Mensch zu Nutze, indem er Heilmittel daraus herstellt.
 
 

5. „Der Verzicht von Honig ist Beitrag zum Bienen- und Umweltschutz.“

80 Prozent des Honigs muss importiert werden, um den Honigbedarf in Deutschland zu decken. Der Mensch braucht den Honig nicht, um zu überleben. Wir essen ihn aus Gründen des Genusses. Um der Umwelt und den Bienen Gutes zu tun, sollten wir auf Regionalität und auf anerkannte Gütesiegel achten. Mit dem Kauf eines Honigs aus der Region, wird die Umwelt weniger belastet und es ist wahrscheinlich, dass der Imker oder die Imkerin von nebenan, verantwortungsbewusst mit den Bienen umgeht.

6. „Hummeln und Wespen sind unwichtig, da sie keinen Honig produzieren.“

Hummeln gehören zu den Wildbienen und produzieren Honig für die eigene Brut. Somit leisten sie einen wesentlichen Beitrag zur Bestäubung. Wespen hingegen sammeln keine Pollen und produzieren keinen Honig. Jedoch halten sie einige Insekten fern und sind somit Nützlinge, welche unter Naturschutz stehen. Wenn ab August die natürliche Nahrung der Wespen nachlässt, werden sie dem Menschen zum Beispiel beim Kuchen essen lästig.

7. „Insektenhotels helfen Bienen beim Nisten.“

Die Biene: Mythos 7 - Insektenhotel

Das Insektenhotel an der Dreisam

Nur Wildbienen nutzen Insektenhotels als Nisthilfe. 25 Prozent der Wildbienenarten benötigen Holz für ihren Nistplatz, da die meisten ohnehin zu den Bodenbrütern gehören. Beim Bau eines Insektenhotels müssen einige Faktoren berücksichtigt werden, beispielsweise müssen die Bohrungen im Holz glatt und sauber sein. Den größten Beitrag für Wildbienen leistet man, indem man einen vielfältigen und bienenfreundlichen Garten mit heimischen Pflanzen hat, und sogenanntes Unkraut auch mal stehen lässt anstatt es abzumähen oder Pestizide einzusetzen.

8. „Wer Bienen hält, leistet einen Beitrag zum Bienenschutz.“

Mit circa 850.000 bis zu einer Million Honigbienenvölkern sind wir in Deutschland mit der Bestäubung von Pflanzen ausreichend versorgt. Zudem nimmt die Zahl von Imker*innen – insbesondere Jungimker*innen – derzeit rasant zu. Diese leisten also einen Beitrag zur Arterhaltung und damit zum Bienenschutz.

9. „Beim Herstellen von Honig sterben aus Versehen einige Bienen.“

Das stimmt nur bedingt. Das ist zum Beispiel nur bei noch unerfahrenen Imker*innen der Fall. Imkern ist im Trend, viele fangen damit an, führen ihr Hobby aber nicht fort. Sie kümmern sich nicht mehr um die Bienen und lassen den Stock zugrunde gehen. Erfahrene Imker*innnen wissen, wie sie schonend dem Bienenvolk gegenübertreten und achtsam mit den Tieren umgehen.

10. „Honig aus dem Supermarkt ist schlecht.“

Die Biene: Mythos 10 - Honig aus dem Supermarkt

Honig aus der Honiggalerie Freiburg

Honig ist nicht gleich Honig. Zu beachten ist die Art des Qualitätstests. Das Zeichen des Deutschen Imkerbunds beispielsweise ist ein Hinweisgeber und Qualitätssiegel.

Quelle: Dr. Martin Otteni, Dozent in der Biologie an der Pädagogischen Hochschule Freiburg.

 

Die Biene – Mehr als nur Honig

Naturfreund, Mountainbiker und Bienenflüsterer – Felix studiert Waldwirtschaft an der Uni Freiburg und hat seit kurzem seine eigenen Bienen. Und das sogar mitten in der Stadt. Bienen halten neben dem Studieren? Felix zeigt, wie´s geht und nimmt uns mit in seinen Bienenstock!

Bienensterben – Wer stirbt wirklich und warum?

Bienen übernehmen einen wichtigen Job – sie bestäuben Obstbäume, Kultur- und Wildpflanzen. Ihre Bestäubungsleistung ist enorm. Wenn Bienen und andere Insekten verschwinden, betrifft uns das alle. Im folgenden Podcast spricht die Freiburger Studentin Jule mit dem Imker und Studenten Felix darüber, was es mit dem Bienensterben so auf sich hat und geht den wirklichen Ursachen auf den Grund.

Info

Du willst jetzt in Freiburg selbst aktiv werden? Wir haben uns für Dich umgeschaut und einige Vereine gefunden, bei denen jeder mitmachen kann.

Gemeinsam lernen, imkern oder organisieren. Die Bienencoop ist ein gemeinnütziger Verein, in dem sich jeder, der sich für Bienen, Imkerei und Naturschutz interessiert, beteiligen kann.
www.bienencoop.com

Der deutsche Imkerverein hat seinen Standort auch in Freiburg. Er bietet jedes Jahr Kurse und Führungen an. Der Verein steht bei Problemen und Fragen rund um die Bienenhaltung zur Verfügung.
www.imkerverein-freiburg.de

Der gemeinnützige Verein Stadtbienen fördert den Schutz von Honig- und Wildbienen im städtischen Raum. Hier findest du viele Infos und kannst selbst aktiv werden.
www.stadtbienen.org/imkerkurse/freiburg/

Eine Bienen- oder eine Blühpatenschaft. Der mellifera e.V. bietet viele Möglichkeiten, seinen Betrag für eine nachhaltige und ökologische Bienenhaltung zu leisten.
www.mellifera.de

 

Eine Gemeinschaftsproduktion von Jule Elbert, Katharina Tippmann, Chloé Stephenson und Vera Göpfert im Rahmen des Seminars „Einführung in den crossmedialen Journalismus“ für Studierende der Medienkulturwissenschaft.

Seminarleitung, Redaktion: Silvia Cavallucci, Ragna Plaehn, Karsten Kurowski.

Veröffentlicht am 24. Oktober 2019

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