Künstliche Intelligenz an der Wand

Künstliche Intelligenz an der Wand

Im Rahmen des Projekts „Nexus Experiments“ entwarfen Künstler*innen und Wissenschaftler*innen gemeinsam Motive zum Thema Künstliche Intelligenz. Diese kann man zum Beispiel als Graffiti an Wänden des öffentlichen Raumes, wie in der Wippertstraße 2 in Freiburg-Vauban sehen.

Eines davon ist an der Fassade des Drifter’s in der Schnewlinstraße 7 zu finden. Das Mural malte der Künstler Mr. Woodland, der das Motiv gemeinsam mit Marina Kollmitz, Doktorandin an der Universität Freiburg entworfen hat. Zu sehen ist eine Seniorin mit einem Roboter, der Vitalfunktionen aufzeichnet. Wie das Motiv entstand erzählen die beiden im Interview.

Künstliche Intelligenz

Marina Kollmitz und Mr. Woodland vor ihrem Kunstwerk

Marina Kollmitz und Mr. Woodland, was hat euch motiviert an dem Projekt teilzunehmen?

Mr. Woodland: Ich wurde von den Jungs vom Kulturaggregat gefragt, ob ich Lust auf ein Projekt zum Thema Künstlicher Intelligenz hätte. Sie kannten mich bereits von einer Ausstellung. Die Beschreibung fand ich sehr interessant. Und ich hatte Lust mich auf etwas Neues einzulassen: Thematisch und von der Umsetzung.

Marina Kollmitz: Ich fand es spannend, wie man mein Thema auf einer künstlerischen Perspektive umsetzen kann, und auf den Dialog, der mit dem Künstler entsteht.

Wie entstand das Motiv?

Marina Kollmitz: Ich habe an einem Projekt gearbeitet, in dem es um nachgiebige Roboter im Krankenhaus ging. Also Roboter, die auf Berührung reagieren und die man zum Beispiel wegstoßen kann, wenn sie im Weg stehen. Einen solchen sieht man auf dem Bild. Der Roboter stützt die Frau und nimmt gleichzeitig Vitalfunktionen auf. Die Messung von Vitalfunktionen war zwar nicht Bestandteil meines Projektes, aber das hatten wir, Woodland und ich, uns als weitere Anwendungsmöglichkeit überlegt.

Mr. Woodland: Ohne Marina hätte ich das Motiv nicht so entwickeln können, da ich mich zuvor gar nicht mit Künstlicher Intelligenz auseinandergesetzt hatte. Für mich war Künstliche Intelligenz das, was man aus Hollywoodfilmen wie iRobot und Terminator kennt. Für mich war klar, dass künstliche Intelligenz erst einmal aussehen muss wie ein Mensch. Und dann sagte Marina, dass Roboter eben nicht humanoid wirken sollen. Menschen hätten sonst Berührungsängste. Das war für mich als Künstler schwierig. Ich bediene mich einer Bildsprache, die relativ schnell funktionieren soll. Für mich war der Knackpunkt, wie stelle ich es dar, dass es um einen helfenden Roboter geht, ohne dass dieser eine skelettartige Form annimmt, so wie meine Fantasie das aufgezogen hätte. Marina hat viel Input gegeben und mir damit sehr geholfen.

Gibt es bereits Roboter in Krankenhäusern?

Marina Kollmitz: Es gibt bereits Roboter, die sich im Krankenhaus bewegen. Die meisten führen Hol- und Bringdienste durch, vermeiden aber den Kontakt mit Menschen. Den Kontakt zwischen Roboter und Mensch haben wir in unserem Projekt bearbeitet. Der Roboter, den wir entwickelt haben, ist allerdings noch nicht serienreif. Die Firma Locomotec in Augsburg, mit der wir das Projekt gemacht haben, entwickeln ihn gerade weiter. Eine große Rolle spielt auch, wie ein solcher Roboter aussehen muss, damit klar wird, dass man mit ihm interagieren kann.

Wie hat das Projekt euren Blickwinkel verändert?

Marina Kollmitz: Es war spannend, was für Fragen aufgekommen sind, weil wir ganz unterschiedliche Hintergründe haben. In meinem Umfeld gibt es bis auf meine Eltern kaum jemanden, der keine Erfahrung mit dem Thema Künstliche Intelligenz hat. Wir haben völlig unterschiedliche Fragen gestellt. Und es hat uns beiden einen anderen Blickwinkel auf das Thema gegeben.

Mr. Woodland: Es war gut seinen Horizont zu erweitern. Jetzt setze ich mich mit der Thematik mehr auseinander.

Info

Ist es möglich einen synthetisch hergestellten Körper per Gedankenkraft aus der Ferne zu steuern, wie in dem Film “Avatar”? Ob und wann Technologien aus Science-Fiction Filmen realisierbar sein werden, erklären Experten in den einzelnen Forschungsfeldern auf der Internetseite: www.nexusexperiments.uni-freiburg.de/game

Wandgespräch: Wo kommen wir denn da hin, wenn Roboter uns das Wasser reichen?

Was: Vortrag und Diskussion mit Marina Kollwitz und Mr. Woodland
Wann: Am Dienstag den 19.11.19 von 19:00 Uhr bis 20:00 Uhr
Wo: Vor dem Crash, Schnewlinstr. 7, Freiburg

Fotos: Mona Samtleben
Veröffentlicht am 11. November 2019

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